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Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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spielen wir bei alledem mit? Warum arbeiten wir mit diesem Monster zusammen?«
    »Leviathan ist die Zukunft, Arthur. Er wird uns führen, behüten, beschützen. Unser Königreich wird blühen und gedeihen. Er wird unsere Grenzen sichern und sie für Invasoren unüberwindbar machen.«
    »Nein!« Arthur erhob sich schwankend auf die Füße. »Das ist alles falsch!«
    »Falsch? Wie könnte das denn falsch sein?«
    »Schau nur, was diese Bestie mit unserem Volk anstellt!«
    »Soweit ich es erkennen kann, gibt Leviathan ihrem Leben ein wenig mehr Struktur. Weiß Gott, die meisten von ihnen brauchen das. Ich halte das für eine Art Rückkehr zum Wehrdienst. Und du weißt, wie sehr ich diesem Gedanken gewogen bin.«
    »Um Himmels willen!«
    »Nun, sei’s drum. Du musst dich nicht nur auf das Wort deiner Mutter verlassen, sprich mit dem Manager darüber, wenn es dir ein Bedürfnis ist. Er ist von durchaus vernünftigem Wesen, und seine Tür steht allzeit offen. Sechste Etage, am Ende des Korridors, zweite Tür rechts.«
    Arthur wandte sich zum Gehen. »Mutter?«
    »Ja, mein Lieber?«
    »Du hast das eingefädelt, nicht wahr? Diese Sache mit Mister Streater. Den Versuch, mich süchtig nach Ampersand zu machen.«
    »Mag sein.«
    »Warum wolltest du, dass ich Laetitia umbringe? Warum wolltest du das?«
    Die Königin lächelte gekünstelt. »Möchtest du das wirklich wissen?«
    Natürlich sagte Arthur Ja.
    »Deine Frau erwartet ein Kind. Ich bedaure, aber der Gedanke war mir unerträglich, dass irgendeiner meiner Nachkommen von dieser verlogenen Schlampe zur Welt gebracht werden soll.«
    »Ist das wahr?«, erwiderte Arthur wie vor den Kopf geschlagen. »Ein Baby?«
    »Ich nehme an, sie wollte es dir verheimlichen, bis sie sich absolut sicher war. Wie schade, dass es dir an Mut fehlte, sie zu beseitigen. Aber mittlerweile erwarten wir nichts anderes von dir als ewiges Versagen.« Sie bekam Schluckauf und ihr Gesicht färbte sich zu einem dunklen Ampersandrot.
    Arthur setzte ihrem Spott und den Sticheleien ein Ende, indem er entschlossen davonschritt, vorbei an den Kartentischen und den Gesichtern, die er nie anders als verschwommen sah. Als er den Ausgang erreichte, rief er über seine Schulter zurück: »Der Krieg endet heute Nacht!«
    »Ach, Arthur!«, lachte die Königin gackernd auf.
    Ihr Gesicht war jetzt purpurrot, und dem Prinz schien, als bewege sich etwas unter ihrer Haut, als würden Beulen und Schwellungen mit unnatürlicher Schnelligkeit an die Oberfläche drängen. Sie brach in Gelächter aus, und Arthur dachte sofort an den grässlichen Tod der Frau aus dem Eurostar, dieser dem Untergang geweihten Ampersandbotin, die ihr Leben vor seinen Augen mit dem Knall eines Luftballons an einem heißen Sommertag ausgehaucht hatte – der erste Todesfall in einer langen Reihe.
    Das Gesicht der Königin war nun aufgedunsen und verschwollen und übersät mit Pusteln. Arthur konnte es nicht ertragen, mit ihr im selben Raum zu sein. Ihn überkam die schreckliche Ahnung, haargenau zu wissen, was als Nächstes passieren würde.
    »Ach, mein lieber Junge!«, kicherte seine Mutter; ihr Körper wurde geschüttelt unter einem unerträglichen inneren Druck. »Merkst du es denn nicht?« Sie wieherte hysterisch. »Der Krieg ist bereits gewonnen!«
     
    Ich klopfte, und von drinnen riefen drei Stimmen: »Herein!«
    Es war ein kleines Büro, in dessen Mitte ein langer Ebenholzschreibtisch stand, an dem drei in viktorianisches Schwarz gekleidete Männer saßen. Hinter ihnen befand sich eine jadegrüne Tür – und ich wünschte mir inständig, nie zu erfahren, was dahinterlag. Schon bei ihrem Anblick wusste ich, dass ich vorbehaltlos alles dafür geben würde, sie nie durchschreiten zu müssen.
    Aber ich war nicht der einzige Besucher. Zusammengekrümmt und gedemütigt hockte Joe Streater auf einem Stuhl und nippte schwermütig an einer Tasse Tee.
    Der erste der drei Männer blickte auf, als ich eintrat. »Und wer sind Sie?« Seine Aussprache war schneidig und glasklar – die des alten englischen Adels in jedem Sketch.
    »Oh, ich bin niemand Besonderes.«
    Der Mann neben ihm sah mich an. »Aber wer sind Sie?« Aus seinem melodiösen Tonfall sprach der Ire.
    »Ein einfacher Registrator.«
    Als der dritte Mann sprach, war der massive schottische Akzent nicht zu überhören. »Der Schnee hat bei Ihnen offenbar keine Wirkung gezeigt.«
    »Ich möchte endlich Antworten haben!« Ich bemühte mich um einen kämpferischen Ton. »Draußen sterben die

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