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Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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wahr?«
    »Jawohl, Sir, ganz recht.«
    »Haben Sie vorhin irgendjemanden in mein Schlafzimmer gelassen, Tom?«
    Der Mann schien die Frage fast als Affront zu empfinden. »Selbstverständlich nicht, Sir!«
    »Sie haben nicht vielleicht meine Frau eingelassen„?«
    »Man hat mir gesagt, dass die Prinzessin von Wales die Nacht … anderswo verbringen würde, Sir.«
    War das ein unterdrücktes Grinsen? Lachte der Mann über ihn? Lieber Himmel, wusste denn schon jedermann, dass seine Frau ihn nicht mehr wollte?
    »Das ist richtig«, antwortete der Prinz steif. »Aber Sie lassen es mich wissen, Tom, wenn jemand nach mir fragt, ja?’«
    »Selbstredend, Sir.«
    Arthur stand im Begriff, den Rückzug anzutreten, und überlegte, ob er die letzten eineinhalb Kapitel von She wegputzen sollte, als er Laetitias Lachen vernahm.
    »Haben Sie das gehört, Tom?«
    »Was gehört, Sir?«
    Der Prinz antwortete nicht, sondern ging verstört den Flur entlang in die Richtung, aus der der Ton gekommen war. Und da hörte er es wieder, Laetitias unkompliziertes Lachen! Die Tränen stiegen ihm dabei in die Augen, denn seit lange vor ihrer beider Hochzeit hatte er seine Frau nicht mehr so natürlich lachen hören. Er erreichte das Ende des Flurs, aber noch immer war nichts von ihr zu sehen.
    Einen entsetzlichen Moment lang fragte er sich, ob er sich alles nur eingebildet haben könnte, aber – nein, da war es wieder. Er folgte dem Geräusch einen weiteren Gang entlang, eine Treppe hoch, durch einen Speisesaal, einen Salon und dazwischen Korridor über endlosen Korridor. Er kam an einigen Mitgliedern seines persönlichen Stabes vorbei, die bei seinem Anblick wie angewurzelt stehen blieben, sich an die Wand drückten und die Augen niederschlugen. Jahrhundertealte Traditionen hatten sie gegen das Stellen unangemessener Fragen immun gemacht. Arthur marschierte an allen vorbei, zu stolz, um von ihnen Hilfe zu erbitten, und stolperte in Morgenmantel und Pantoffeln immer weiter hinein in das Labyrinth.
    Nach den Standards der Familie Windsor ist Clarence House weder besonders groß noch besonders alt – zweifellos nicht so mächtig und berühmt wie jene anderen Bauwerke, die der Prinz bei seiner Thronbesteigung erben würde; doch als er in dieser Nacht verwirrt darin umherwanderte, erschien ihm das Gebäude weitläufiger als je zuvor, und es war ihm, als entfalte es sich unter seinen Füßen zu neuer Form und Größe. Angetrieben vom Lachen seiner Frau, durchquerte er Räume, die je betreten zu haben er sich nicht entsinnen konnte – ein Treibhaus voller Pflanzen in erstaunlichen Farbtönen, eine riesige Bibliothek, angefüllt mit Büchern in allen möglichen und unmöglichen Sprachen, einen Raum, der wirkte wie ein etwas seltsames Museum, vollgestopft mit präparierten Trophäen Furcht einflößender Tiere und antiken Rüstungen, die für alles andere als Menschen bestimmt schienen.
    Schließlich kam er in einen Spiegelsaal, in dem ihn jede neue Reflexion zu einem anderen bizarren, schlaksigen Wesen verzerrte. Und dann sah er sie, am anderen Ende des Saales, wo sie auf der Türschwelle stand, ihr Lieblingsnachthemd über die Schultern hinabgestreift, um die schweißglänzenden Tiefen ihres einladenden Dekolletés zu enthüllen. Schwer atmend lächelte sie ihm entgegen, wartete darauf, dass er zu ihr kam.
    »Laetitia!«
    Als der Prinz genauer hinsah, war sie verschwunden, und die Tür stand angelehnt. Bebend vor neu entfachter Erregung stürzte der Prinz durch den Saal, stieß die Tür ganz auf und machte sich an die Verfolgung.
     
    In der Mitte des angrenzenden Raumes wartete Mister Streater auf ihn. Er hockte barfuß auf dem Boden und war gerade dabei, sich eine hellrosa Flüssigkeit in eine Vene nahe der großen Zehe zu injizieren.
    »Chef!« Streaters Gesicht verströmte eine so fröhliche Herzlichkeit, als wäre er soeben zufällig an irgendeiner Theke auf einen alten Bekannten gestoßen. »Sie sind ein bisschen früh dran.« Er drückte den restlichen Inhalt der Spritze in die Vene.
    Gequält drehte sich Arthur um und warf einen Blick durch die Tür zurück. Kein Spiegelsaal dahinter – nur ein anspruchsloses Stück Korridor auf der anderen Seite, das er schon unzählige Male durchschritten haben musste.
    »Streater?« Der Prinz sprach mit großer Deutlichkeit; er formte jede Silbe sorgfältig, wie um sich im Vorhinein zu vergewissern, dass sie tatsächlich seinen Mund verlassen würde.
    Der blonde Mann auf dem Boden war schon dabei, sich

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