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Das Königshaus der Monster

Titel: Das Königshaus der Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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machen!«
    »Robbie Killbreath.« Der Dritte konnte den unüberhörbaren Einschlag des Schottischen in seiner Aussprache nicht verhindern. »Sehr, sehr angenehm.«
    »Meine Herren«, sagte die Königin, »Sie haben Ihre Befehle. Sie wissen, wo Sie den Knaben finden? Hat Leviathan Sie instruiert?«
    Wholeworm beugte den Kopf. »Jawohl, Eure Majestät.«
    »Ich weiß, dass ich mich auf Ihre Diskretion verlassen kann. Wir sprechen uns morgen wieder.«
    Die Advokaten nickten und entfernten sich langsam und ehrerbietig – und so, dass sie der Monarchin nie den Rücken zukehrten.
    »Amüsant, die drei, nicht wahr?«, bemerkte die Königin, als die Männer den Raum verlassen hatten.
    »Madam?«
    »Was gibt es, Mister Dedlock? Was wollen Sie noch?«
    »Ich möchte, dass Sie nachdenken, Madam. Bitte! Überlegen Sie sehr genau, ehe Sie eine Handlung setzen, die Sie möglicherweise nachher bereuen müssten.«
    »Kommen Sie morgen wieder. Dann sollten Sie alles verstehen. Am Ende werden Sie auf die Knie fallen und ihm zusammen mit mir huldigen.«
    »Morgen, Madam? Was soll morgen geschehen?«
    Die Königin beugte sich zu Dedlock, und Arthur Windsor vermeinte, selbst von seinem entfernten Standpunkt aus die Glanzlichter des Wahnsinns in ihren Augen tanzen zu sehen. »Etwas Wundervolles, Mister Dedlock. Etwas Herrliches. Morgen wird Leviathan auf diese Erde kommen.«

DREIZEHN
     
    Etwa eine halbe Stunde, nachdem ich mich von Miss Morning verabschiedet hatte, bemerkte ich auf dem Heimweg, dass ein Doppelgänger meines alten Fahrrads, das ich am Tag meiner Aufnahme ins Direktorium bei meinem früheren Arbeitsplatz zurückgelassen hatte, an genau jenem Laternenmast festgemacht war, an dem ich mein eigenes immer ankettete. Sehr eigenartig, dachte ich, was für ein Zufall.
    Daheim, in der Küche, saß Abbey zusammen mit der letzten Person, die ich dort erwartet hätte, bei einer gemeinsamen Flasche Wein.
    »Barbara!«
    Sie war äußerst unvorteilhaft in dicke Stricksachen gekleidet; der Versuch, das Haar zu einem Bubikopf zurechtzustutzen, war danebengegangen. Aber sie kicherte fröhlich zur Begrüßung. »Henry! Hallo, wie geht’s?«
    »Was, um alles in der Welt, tun Sie denn hier?«
    »Ich habe Ihr Fahrrad hergebracht. Sie haben es nach der Arbeit zurückgelassen.« Ein Hauch von Röte stahl sich auf ihre Wangen. »Ich hab’s draußen angekettet.«
    Ich war zutiefst gerührt. »Das ist wirklich lieb von Ihnen. Ich hatte es ganz vergessen.«
    »Brauchen Sie es nicht für Ihren neuen Job?«
    »Eigentlich nicht. Sie schicken mir üblicherweise einen Wagen.«
    Barbara strahlte mich bewundernd an.
    Abbey trat dazwischen. »Wir waren gerade dabei, uns näher kennenzulernen«, erklärte sie. »Ich sagte Barbara, sie könne das Rad bei mir lassen, aber sie schien wild entschlossen, auf dich zu warten.«
    Jetzt errötete Barbara richtig.
    Abbey warf mir einen vielsagenden Blick zu. »Wir dachten, du würdest früher heimkommen.«
    »Ich war im Krankenhaus.«
    Worauf Barbara sympathisch ernüchtert wirkte. »Oh, das tut mir leid! Gibt es irgendeine Veränderung?«
    Abbey warf ihr einen ärgerlichen Blick zu.
    »Ich weiß nicht, ob es noch irgendwann eine geben wird.«
    »Nimm dir ein Glas«, sagte Abbey. »Setz dich zu uns.«
    Ich nahm ein Glas, setzte mich und goss mir ein. Dann fragte ich Barbara, wie sie mit der Arbeit vorankomme.
    »Na, Sie wissen ja, wie es ist. Mehr Akten, als wir ablegen können. Jetzt quillt auch der Norbiton-Komplex schon über. Und Peter benimmt sich so komisch.«
    »Also alles beim Alten«, sagte ich, und Barbara lachte pflichtschuldig.
    »Sie schicken mich immerzu hinunter in den Postraum.« Sie beugte sich zu mir. »Diese Frau da unten, die dicke, verschwitzte – die bereitet mir eine Gänsehaut.«
    »Ah, ich weiß schon, wen Sie meinen«, sagte ich. »Aber wie geht es Ihnen sonst?«
    Während Barbara weiterschnatterte, entzog sich Abbey schmollend der Konversation, lehnte sich zurück und nippte an ihrem Wein.
    »Also unlängst hatte ich einen traumhaften Abend mit Ihrem Mister Jasper«, erklärte Barbara.
    Ein kalter Schauer des Argwohns. »Tatsächlich?«
    »Ein ganz wunderbarer Mann. So aufmerksam.«
    Irgendwie beunruhigten mich ihre Worte, obwohl ich nicht wusste, weshalb. »Werden Sie ihn wiedersehen?«
    »Auf jeden Fall!«, rief sie – mit einem Hauch zu viel Gewissheit. »Hoffentlich …«, fügte sie hinzu.
    Abbey gähnte und blickte in gespielter Überraschung auf ihre Uhr. »Meine Güte, so spät

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