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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Ehrgeiz dient.“ Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Ist der Rheingraf in der Stadt?“
    Der Gouverneur schüttelte den Kopf. „Das kann ich mir nicht vorstellen. So feige, wie er im schwedischen Heer Unterschlupf gesucht hat, wird er sich kaum in die Nähe des Königs wagen. Wir haben lange nichts über ihn gehört, vielleicht ist er längst gefallen.“
    Wiebke dachte weiter nach. „Eine Verschwörung? Rache?“
    Von Pentz schien denselben Gedanken zu verfolgen. „Ihr seid in Gefahr, Madame Kruse. Was, wenn man einen Anschlag gegen Euch plant? In ihren Augen habt Ihr sie verraten. Sie wird sich sagen, dass Ihr an ihrem Schicksal Schuld tragt. Wir müssen Seine Majestät informieren.“
    „Nein, ich bitte Euch, nichts zu unternehmen. Ich möchte den König nicht beunruhigen. Nicht, bevor wir nicht einen sicheren Beweis in Händen halten und wissen, was die Gräfin plant.“
    „Madame Kruse, ich kann nicht ohne die Befehle des Königs handeln.“
    „Doch, Ihr könnt. Lasst uns die Melderegister der Gasthäuser durchgehen und sehen, wer in den vergangenen Tagen und Wochen angereist ist. Vielleicht helfen uns die Aufzeichnungen weiter und wir kommen der Gräfin auf die Spur. Dann können wir Seine Majestät immer noch benachrichtigen.“
    Von Pentz zögerte kurz, dann nickte er. Kein Reisender hatte freien Zutritt zur Stadt. Vor jedem Stadttor standen ein Gefreiter und ein Schilderposten, die jedermann, der nach Glückstadt wollte, befragten: Woher kommt er? Wie heißt er? Was ist sein Beruf und wessen Fürsten Untertan ist er? Will er durchreisen oder länger bleiben und wo wird er logieren? Jeder Gastwirt, bei dem ein Fremder einkehrte, war verpflichtet, diesen bei der Hauptwache zu melden.
    „Ihr habt Recht, ich lasse die Register bringen.“
    Wenig später lagen die Papiere der vergangenen zwei Wochen in seiner Amtsstube. Wiebke und der Gouverneur beugten sich aufgeregt über die Aufzeichnungen und kontrollierten die Namen und Herkunftsorte der Reisenden. Insgesamt waren neunzig Personen verzeichnet, ein Großteil davon Männer oder Familien, – einige, um für immer zu bleiben.
    Nachdem sie alle Namen durchgegangen waren, hatten sie drei verdächtige Personen angestrichen: eine Katharina Volkert aus Flensburg, eine Anna Christensen aus Kopenhagen und eine Hedwig Christiansen, ebenfalls aus Kopenhagen. Alle drei reisten mit Gefolge und hatten angegeben, geschäftliche Interessen und Verbindungen in Glückstadt zu verfolgen.
    „Die Volkert wohnt im Wirtshaus am Fleeth, die Damen Christensen und Christiansen im Gasthaus an der Großen Kremper Straße. Lasst uns die Wirtsleute nach dem Aussehen der Frauen befra- gen“, drängte Wiebke aufgeregt. „Vielleicht können sie uns schon weiterhelfen.“
    „Langsam, langsam“, sagte von Pentz. „Wie sieht das aus, wenn die Gemahlin des Königs durch die Wirtshäuser zieht und Fragen stellt? Ihr wäret sofort Stadtgespräch. Nein, wir müssen anders vorgehen. Diskreter.“
    „Was schlagt Ihr vor?“
    „Ich schicke einen Offizier in die Gasthäuser, der sich ein wenig umhört und sich die Reisenden beschreiben lässt. Wir beide werden draußen auf seine Meldung warten.“
    „Dann los.“
    Von Pentz lächelte, stand aber nicht auf. „Madame“, er zeigte aus dem Fenster. „Wann habt Ihr zuletzt nach draußen geschaut?“
    Wiebke drehte sich um und folgte seinem Blick. Es war Abend geworden, die Sonne stand tief über dem Wasser und sandte einen rot glühenden Abendgruß in die Stadt. Von Pentz hatte Recht, sie musste zurück ins Schloss, wenn sie nicht auffallen wollte. Johanna vermutete sie vielleicht noch im Lusthaus, aber Christian würde sie beim Abendessen vermissen und seine Wachen nach ihr schicken.
    „Na gut, morgen früh also.“
    „Ich warte vor dem Schloss auf Euch. Und nun lasst Euch bitte von meinen Wachen zurück zum Schloss geleiten.“
    Wiebke Kruse, plötzlich hatte sie ganz in ihrer Nähe gestanden, vor dem Schloss, aus dem Garten kommend. Nur das Tor und eine Offiziersschulter hatten sie voneinander getrennt. Doch für einen Moment hatten sie sich in die Augen geblickt. Sie hatte Erstaunen im Blick der anderen gelesen und dann – ein Erkennen?
    Anna Christensen muss sich beeilen, dachte Kirsten Munk. Sie hatte eine unruhige Nacht im Gasthaus verbracht. Immer, wenn die Treppe unter den Schritten der übrigen Gäste knarrte, hatte sie einen Trupp Soldaten erwartet, der im nächsten Augenblick ihr Zimmer stürmte und sie nackt unter der

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