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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Gasthaus in der Großen Kremper Straße an“, sagte er. „Vielleicht ist es ja eine der beiden dort logierenden Damen. Ich habe bereits einen verlässlichen Mann dorthin beordert.“
    Wiebke nickte. Gespannt lehnte sie sich gegen die Rücklehne ihres Sitzes. Als sie den Marktplatz passierten, genoss sie für einen Moment den Blick auf das frühe Treiben in der Stadt. Stände wurden aufgebaut und mit frischer Ware bestückt, der Duft von würzigem Rauchfleisch und frischem Brot zog zu ihnen in die Kutsche, und sie bemerkte, dass sie in der Aufregung nicht einen Bissen zu sich genommen hatte.
    „Hungrig?“ Von Pentz hatte ihren sehnsüchtigen Blick in Richtung der Stadtbäckerei bemerkt. „Sollen wir uns mit ein wenig Proviant versorgen? Der Morgen wird lang werden.“ Ohne ihre Antwort abzuwarten, wies er den Kutscher an, vor der Bäckerei zu halten und frisches Gebäck zu kaufen.
    Während sie warteten, drangen Gespräche von draußen zu ihnen herein. Frauenstimmen, die schnatterten und fröhlich erzählten. Wortfetzen zogen vorbei: „… sie ist in einen der Offiziere verliebt … ich habe ihr meinen Brotkorb gegeben … einen Silbertaler habe ich bekommen …“ Marktgeplänkel.
    Wenig später trafen sie den von Pentz bestellten Offizier in der Großen Kremper Straße. Der junge Mann, ein Däne mit unauffälligem Äußeren, nahm die Instruktionen des Gouverneurs entgegen.
    „Ich möchte etwas über die Gäste des Hauses erfahren“, erklärte von Pentz ihm. „Besonders die Damen Christensen und Christiansen interessieren mich. Finde heraus, was sie nach Glückstadt getrieben hat. Was tun sie hier? Wie sieht ihr Tageslauf aus? Mit wem verkehren sie? Lass dir ihr Aussehen beschreiben, aber sei vorsichtig. Wir warten währenddessen hier draußen auf dich.“
    Der Offizier nickte, dann sprang er aus der Kutsche, und nachdem sie ein Stück die Straße entlanggerollt waren, sah Wiebke, wie er ins Innere des Gasthauses verschwand.
    Sie warteten. Langsam belebte sich die Straße. Soldaten marschierten hinaus vor das Tor, um auf den Elbwiesen zu exerzieren, und Glückstädter Bürger strömten auf den Marktplatz, um ihren täglichen Einkauf zu erledigen.
    Es verging ungefähr eine Stunde, in der sich nichts Besonderes ereignete. Einige Männer waren aus dem Gasthaus gekommen und andere wieder hineingegangen, Hafenarbeiter, die schon vor Morgengrauen mit ihrer Arbeit begonnen hatten. Von Pentz und Wiebke saßen schweigend nebeneinander und hingen ihren Gedanken nach. Langsam wurde es warm in der Kutsche, und Wiebke wünschte sich, sie hätte ein weniger aufwändiges Kleid angezogen. Verstohlen wischte sie sich mit einem Taschentuch über die Stirn.
    „Gouverneur.“
    Ganz unvermittelt hatte der Offizier den Schlag der Kutsche geöffnet und salutierte. Von Pentz winkte ihn herein.
    „Was hast du erfahren?“
    „Es hat eine Weile gedauert, bis wir den Wirt wach bekommen haben“, entschuldigte sich der Däne. „Die Wirtin berichtete mir, es sei eine kurze Nacht gewesen, aber, mit Verlaub“, der Soldat begann zu grinsen, „ich glaube, der Kerl hatte gestern ordentlich einen über den Durst getrunken.“
    Von Pentz winkte ungeduldig ab. „Weiter, weiter.“
    „Die beiden Damen wohnten tatsächlich hier im Haus.“
    „Wohnten?“, echoten der Gouverneur und Wiebke.
    „Eine der Frauen wohnt noch dort, aber der Wirt ist sich nicht sicher, ob es nun die Christiansen oder die Christensen ist. Die Namen seien so ähnlich, sagte er, aber ich glaube, er hat sich gar nicht die Mühe gemacht, die beiden auseinanderzuhalten. Beide hatten angegeben, aus Kopenhagen zu kommen, und beide haben sich unauffällig verhalten. Keine Eskapaden, keine merkwürdigen Besucher. Die eine hat gestern Abend die Stadt verlassen, angeblich, um nach Hamburg zu reisen. Die andere ist heute Morgen schon früh aus dem Haus.“
    „Dann ist die Gräfin gestern Abend noch geflohen“, seufzte Wiebke. „Sie hat mich gesehen und ihre Sachen gepackt.“
    Von Pentz blickte sie erstaunt an. „Moment, Moment, jetzt wollt Ihr so schnell aufgeben? Eine logiert doch noch hier, und außerdem waren wir noch nicht im anderen Gasthaus.“ Er wandte sich an den Offizier. „Wie sieht die Frau aus, die noch hier wohnt?“
    „Beide sollen dunkles Haar haben, wobei der Wirt die eine als eher hässliche Person bezeichnete. Da würde kein Hahn nach krähen wollen, sagte er mir. Die Dame, die noch hier logiert, sei allerdings mit ihrer blassen Haut und schönen

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