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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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und ihr Anblick ließ die nackte Haut unter ihrem Rock kribbeln. Eingehängt in Christians Arm, lauschte sie seinem Bericht über die neuesten Wendungen des Krieges.
    Gustav Adolf hatte weitere Erfolge feiern können, sogar in Bayern war er eingezogen. Mit einer gewaltigen Schlacht an den Ufern des Lech hatte er sich den Weg in das Reich König Maximilians erkämpft. General Tilly, der fromme Haudegen, der so viele Schlachten unversehrt überstanden hatte, dass er wohl selbst daran geglaubt hatte, die heilige Jungfrau Maria würde ihn für alle Ewigkeit beschützen, war schwer verwundet worden und kurz darauf gestorben.
    Bayern jedoch, das mehr als hundert Jahre keinen Krieg erlebt hatte, wehrte sich gegen den Eindringling. Zum ersten Mal war Gustav Adolf nicht als Befreier und Retter gefeiert worden. Der Schwede konnte zwar in Augsburg einziehen, aber die Bauern des Landes erhoben sich gegen ihn. Bald brannte das Königreich, und die letzten blühenden Landschaften des Reiches waren zerstört worden. Auch die schwedischen Truppen, die nicht mehr nur aus protestantischen Schweden und Finnen, sondern einem bunten Söldnergemisch bestanden, setzten der Bevölkerung zu.
    In seiner Not hatte der Kaiser Wallenstein an die Spitze des Kaiserlichen Heeres zurückberufen. Nach Tillys Tod war der Feldherr, ausgestattet mit allen Machtbefugnissen, herbeigeeilt, um Gustav Adolf mit hunderttausend Mann nachzusetzen. Schließlich hatten sich die Schweden in Nürnberg verschanzen müssen.
    „Das Hauptheer Wallensteins lagert vor der Stadt“, berichtete Christian. Er hatte am Morgen die neuesten Nachrichten aus dem Süden erhalten. „Er hat ein riesiges Lager aus Erdhügeln und Zelten angelegt.“
    „Wie hält der kranke Mann diese Strapazen nur aus?“ Wiebke wunderte sich über Wallensteins ungebrochenen Kampfeswillen.
    „Sein Lager ist mit allen Bequemlichkeiten ausgestattet“, antwortete Christian und zuckte mit den Schultern. „Er residiert in einem Holzhaus, und man soll ihm selbst seine silberne Badewanne aus Böhmen herbeigeschafft haben, heißt es. Sogar seine Pferde sind in Zelten untergebracht, in denen sie bestens versorgt werden. Sein Wille treibt ihn voran.“
    Wiebke schloss für einen Moment die Augen. Sie konnte sich vorstellen, wie die Schweden, innerhalb der Mauern Nürnbergs zusammengepfercht und von Hitze, Hunger und Krankheiten zermürbt, auf eine Entscheidung Gustav Adolfs warteten.
    Christian musste das Gleiche gedacht haben. „Man berichtete mir, dass dort täglich hunderte Menschen sterben. Ein bestialischer Gestank soll über der Stadt hängen, Wolken von Fliegen verdunkeln das Sonnenlicht, und fette Ratten laufen in riesigen Rudeln durch die Gassen. Alle Welt weiß, dass der Schwede die offene Feldschlacht suchen muss.“
    „Wenn nur nicht ein Unglück wie in Magdeburg geschieht.“ Wiebke befürchtete Schlimmstes. Noch immer verfolgte sie das Schicksal der Stadt, die so elend untergegangen war wie einst das stolze Jerusalem. Ja, sie hatte sogar mit Christian über die Gräueltaten der Soldaten gestritten.
    „Warum ließen die Heerführer diese Entsetzlichkeiten zu, die Stadt war doch gefallen?“, hatte sie sich noch vor einigen Wochen über das Schicksal der Mädchen und Frauen empört.
    „Die Schändung der Frauen widerspricht jeder christlichen Ehre“, hatte ihr Christian zugestimmt. „Aber viele Feldherren dulden es, wenn ihre Soldaten nach Schlachten oder Eroberungen die Städte plündern und sich dabei betrinken. Es ist ihre Belohnung.“
    „Und irgendwann verlieren sie jede Achtung vor den Besiegten.“ Kopfschüttelnd hatte sie ihn angesehen. „Was für ein furchtbarer Lohn.“
    Christian hatte geseufzt. „Sie rasen, sie benehmen sich wie Vieh. Nichts Menschliches ist in ihren Augen. Alle Gewalt, alles Leid, das sie erfahren haben, bricht aus ihnen heraus. Nach der Belagerung und der harten Zeit in den Schanzen vor Magdeburg waren sie ausgehungert und fieberten der reichen Beute entgegen“, versuchte er hilflos, eine Erklärung zu finden.
    „Aber wer hat das Feuer gelegt?“, hatte sie wütend wissen wollen. Hatten die Bürger ihre Stadt tatsächlich selbst angezündet, damit sie nicht in die Hände des Feindes fiel, oder hatte General Tilly den Brandanschlag angeordnet?
    Christian war sich sicher, dass das Inferno allen Interessen des Generals widersprochen hatte.
    „Er brauchte im Norden eine reiche Stadt als Stützpunkt und keine Aschenberge, Wiebke. Der Brand war ein

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