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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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gesucht.“
    Jetzt drehte er sich doch um, blickte in ihre Augen. Sie waren noch ahnungslos, sogar eine Spur amüsiert.
    „Stimmt das auch, Wiebke?“
    Das Mädchen fuhr zusammen. Es war schon fast aus der Tür heraus gewesen, um den König und die Gräfin allein zu lassen. Zögernd nickte es mit dem Kopf.
    „Was soll das, Christian?“, fuhr Kirsten ihn jetzt an. „Seit wann interessiert dich mein Zeitvertreib? Was wird das hier für ein Schauspiel?“
    „Schauspiel? Das fragst du? Ist es nicht deine Komödie, deine Farce, die hier gegeben wurde? War nicht ich deine Marionette? Ein Tölpel, vorgeführt wie ein dummer Junge“, brach es aus ihm heraus. „Und du“, er zeigte auf Wiebke, die sich eben wieder aus der Tür stehlen wollte. „Du bleibst hier und schließt die Tür. Du sollst meine Zeugin sein.“
    Kirsten war einige Schritte zurückgewichen. Erschrocken hielt sie sich die Hände vors Gesicht.
    „Christian, bitte, erklär dich doch.“
    „Ich suche meinen Schmuck, genauer, ich suche meine Rubinnadel. Ich habe sie dir vor einigen Jahren zur Aufbewahrung gegeben. Weißt du, wo ich sie finde?“, fragte er mit donnernder Stimmer.
    Kirsten schnappte nach Luft. „In diesem Schrank vielleicht?“
    Mit zitternder Hand wies sie auf den mächtigen Intarsienschrank im Raum. Die eingelegten Hölzer stellten Rosen dar. Elfenbeinweiße Blüten auf dunkel gebeizter Eiche. Schon wieder Rosen, dachte Christian.
    „Sie muss sich in einer der Schatullen befinden, in denen ich meinen Schmuck und die feine Wäsche aufbewahre.“
    „Dann öffne ihn und suche danach.“
    Hilfe suchend drehte sich Kirsten zu Wiebke um. „Den Schlüssel …?“
    „Den verwahrt Ihr, Madame“, antwortete das Mädchen leise.
    Christian beobachtete, wie Wiebkes Hände zitterten. Mitleid überkam ihn.
    „Er muss an dem Bund hängen, den Ihr unter den Röcken tragt.“
    Mit langsamen Bewegungen raffte Kirsten ihren Überrock und griff nach dem Schlüsselbund, der darunter an einem Gürtel hing. Inzwischen war alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen, sie wirkte fahrig, als suchte sie fieberhaft nach einer Ausrede, den Schrank nicht öffnen zu müssen.
    „Ich bin mir nicht mehr sicher, Christian. Vielleicht liegt der Schmuck auch in einer der Reisetruhen. Seit der Flucht aus Stade herrscht einige Unordnung in meinen Sachen.“
    „Öffne den Schrank. Sofort!“
    Kirsten steckte den ersten Schlüssel in das Schloss. Er passte nicht. Sie probierte den zweiten, den dritten. Christian blickte auf ihren Rücken, das sorgsam aufgesteckte Haar. Der vierte Schlüssel drehte sich. Knirschend sprangen die Schranktüren auf. Kirsten drehte sich um, mit fassungslosem Gesicht und Tränen in den Augen.
    „Die Schatulle.“
    „Ich weiß nicht, welche es ist.“
    „Wiebke.“ Christian winkte jetzt das Mädchen heran. „Geh der Gräfin zur Hand.“
    „Nein!“, stieß Kirsten empört aus.
    „Treib es nicht zu weit, Kirsten“, zischte Christian und drückte sie zur Seite. „Wiebke, räum den Schrank aus.“
    „Nein, nein, nein!“, kreischte die Gräfin und trommelte mit ihren kleinen Fäusten auf Christian ein.
    „Kirsten!“ Christian merkte, dass er die Geduld verlor. Sie gebärdete sich wie ein kleines, verzogenes Kind. Er packte sie an den Armen und hätte sie am liebsten geschüttelt. „Und du, Wiebke, öffne die Schatullen.“
    Wiebke bewegte sich nicht.
    „Mädchen, ich befehle dir, den Schrank auszuräumen“, sagte Christian, jetzt ungeduldig.
    Kirsten hatte er in einen der Sessel gedrückt. Dort war sie zusammengesunken, von Schluchzern geschüttelt. Er musste aufpassen, dass ihn die Tränen seiner Frau nicht wieder weich werden ließen. Dass sie ihn nicht wieder auf ihre Seite zog, sanft und verführerisch, wie sie sein konnte. Wiebke dagegen schien noch immer wie erstarrt. Schnell wandte er sich ab und begann selbst, den Schrank zu leeren.
    Die Wäsche flog auf den Boden, Spitzenkragen, feine Tücher und Hemden. Dann die erste Schatulle, einige dünne Perlenschnüre darin. Die zweite war leer. Ebenso die dritte, vierte, fünfte. Die sechste: ein paar dünne Goldringe, wertloses Zeug.
    „Wo ist der Schmuck, Kirsten?“
    Christian fühlte, wie alle Hoffnung in ihm zerbrach. Ihm wurde schwindelig, sodass er gegen den Schrank taumelte. Etwas fiel herunter und er bückte sich danach. Ein weißes Taschentuch, darin ein kleiner, goldener Elefant. Sein Elefant, ein Teil der großen Ordenskette.
    „Und wo ist mein Schmuck?“
    Anklagend

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