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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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geschoben. Sie wollten gerade vier Füchse anspannen. Schöne, schlanke Tiere, würdig, die Kutsche des Königs zu ziehen.
    Christian überlegte einen Moment. „Spannt die Ackergäule vor“, befahl er dann. „Die Gräfin hat nichts anderes verdient.“
    In seinem Rücken schluchzte Ellen Marsvin auf.
    Als Kirsten Munk das Gutshaus verließ, sah sie, dass ihr Wagen von vier verschiedenfarbigen Tieren gezogen wurde. Ein erbärmliches Gespann.
    „Jagst du mich wie ein Fischweib aus dem Haus?“, schleuderte sie Christian entgegen. Doch der König antwortete nicht, sondern hielt ihr nur stumm den Schlag auf. Sie stieg ein, schwerfällig, als würde sie ein Gewicht zu Boden drücken. Trotzdem lächelte sie ihn an. „Behalte mich in strahlender Erinnerung“, flüsterte sie, sodass nur er ihre Worte hören konnte. „So wirst du mich in diesem Leben nicht wiedersehen.“
    Dann legte sie sich ihre Pelzdecke auf den Schoß und bettete den Mops auf das weiche Lager.
    „Schließ den Schlag“, befahl sie und wandte sich von ihm ab. „Fahrt los!“
    Die Kutsche setzte sich langsam in Bewegung, umkreiste den Hofplatz und fuhr aus dem Tor hinaus auf die Allee. Sie hielt auf den Wald zu, dann auf die Küste und überfuhr alle ihre Hoffnungen.
    Buchwald folgte dem seltsamen Gespann, die Ordres des Königs im Ohr. Auf der Wiese am Waldrand sah er etwas Weißes aufleuchten. Seltsam, dachte er, da liegen Rosen. Dann schüttelte er den Kopf und dachte an die unbequeme Seereise, die ihnen bevorstand. Weit hinaus auf die See in die Dunkelheit des Nordens.

     
Johanna von Krabbe, erste Hofdame am Hof Christians IV.: Aus ihren geheimen Aufzeichnungen
    Wiebke und ich sahen die Kutsche der Gräfin vom Hof rollen.
    „Wir werden sie nie wiedersehen“, flüsterte ich Wiebke zu. „Das Scheusal hat seine Strafe bekommen.“
    „Wir werden uns nie wiedersehen.“ Wiebke weinte und lehnte sich an mich. Ich hielt sie fest und küsste ihr Haar.
    „Ich werde auch gehen müssen“, antwortete ich. „Der König braucht mich nicht mehr. Komm mit mir nach Kopenhagen. Ich habe Geld zurückgelegt, für den Anfang wird es reichen. Wir können eine neue Anstellung finden.“
    „Nein, nein. Ich gehe zurück. Ich muss meine Familie sehen“, beharrte Wiebke.
    Seit mehr als einem Jahr hatte sie keine Nachrichten aus Holstein bekommen, und ich schalt sie wegen ihres Starrsinns.
    „Denk doch an dich, Wiebke. Weißt du denn, was dich erwartet? Ob du nicht ins Elend reist? Die Kaiserlichen stehen in Holstein: Willst du dein Leben opfern, weil dieses Fünkchen Hoffnung dich glauben lässt, dein Vater könnte noch leben?“
    „Ich weiß es“, murmelte sie und ließ sich nicht umstimmen.
    Ich hätte sie am liebsten geschüttelt und ihr die schrecklichen Nachrichten an den Kopf geworfen, die über ihre Heimat kursierten. Die Berichte von den Reihen frischer Gräber auf den Friedhöfen, die so lang waren, dass sie am Horizont ineinanderzulaufen schienen. Das Entsetzen, das die Menschen dort lähmte. Man sagte, der Tod hätte sich dort auch derjenigen bemächtigt, die ihm entkommen waren.
    „Ich liebe dich“, flüsterte ich und weinte.
    Sie antwortete nicht, und ihr Schweigen ließ mich verzweifeln.
    Unten im Hof sah ich den König zurück ins Haus gehen. Er wirkte verändert, gestärkt, als ob er sich einer Last entledigt hätte. Und so war es. Die Abreise der Gräfin hatte ihn aus seiner Erstarrung gelöst. In den folgenden Tagen und Wochen verließen scharenweise Boten mit Briefen und Anweisungen das Gut. Es ging darum, das Reich wieder in glänzende und herrliche Zeiten zu führen.
    Während man uns Zofen vergessen zu haben schien – niemand schickte uns fort –, erhöhte Seine Majestät den Öresund-Zoll und verhandelte Kredite mit den reichen Kopenhagener Kaufleuten. Im Dezember gab er seine Vollmacht für Friedensverhandlungen. Kaiser Ferdinand II. antwortete ihm nur zwei Tage später: Wallenstein bot Frieden in seinem Namen an. Der König war unendlich erleichtert.
    „Die Niederlage von Stralsund und das Bündnis der Stadt mit dem Schwedenkönig machen dem Kaiser große Sorgen“, erklärte er den Vertrauten die schnelle Reaktion aus Wien. „Er hat nicht mit einem so erbitterten Widerstand an der Ostsee gerechnet. Jetzt fürchtet er den Schweden. Nichts wird Gustav Adolf vor einem Einfall in Deutschland abhalten. Die Hansestädte, die dem Kaiser ihre Treue verweigert haben, werden den Schwedenkönig mit Freuden empfangen. Sie wollen ihn zum

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