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Das Königsmal

Das Königsmal

Titel: Das Königsmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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hielt er Kirsten das Stück entgegen. Plötzlich wusste er, dass er ihr nicht mehr verzeihen konnte. Nie mehr. Die Schlange der Heuchelei hatte alles zerstört. Zwischen uns kann es keine Liebe mehr geben, dachte er. Unsere Liebe ist dahin. Zu viel ist zerstört, nicht nur diese Kette.
    Kirsten hatte aufgehört zu schluchzen. Als ob sie ihm seine Gedanken vom Gesicht hatte ablesen können. Christian sah sie an. Sie weiß, dass es kein Zurück mehr für sie gibt, dachte er. Kein mädchenhafter Blick aus ihren grünen Augen, kein Versprechen von ihren Lippen wird meine Arme wieder für sie öffnen.
    Für einen Moment war es ganz still im Raum. Kirsten wischte sich die Tränen aus den Augen und straffte sich. Dann stand sie auf, kalt und stolz. Sie ging auf Christian zu, und während dieser wenigen Schritte vollzog sich eine Wandlung in ihrem Wesen. Sie wirkte jetzt geradezu teuflisch, beherrscht von harten Gesichtszügen und einem Mund, den das Böse zu einem Strich zusammengezogen hatte. Sie hatte alles, was sie je mit ihm verbunden hatte, von sich abgeschüttelt und ließ es hinter sich. Direkt vor ihm blieb sie stehen.
    „Ich hasse dich, Christian!“, schleuderte sie ihm entgegen. Dann drehte sie sich um und wollte gehen.
    Christian packte sie und zog sie zu sich zurück. Er wollte ihr in die Augen blicken, wenn er das sagte, was schon so lange in ihm gärte.
    „Du gehst“, befahl er und meinte es so ernst wie niemals etwas anderes zuvor in seinem Leben. „Pack deine Sachen, in einer Stunde verlässt du Dalum.“
    Der König verbannte seine Frau. Nur langsam begriff Wiebke, was sich vor ihren Augen abgespielt hatte. Alles ist aus, dachte sie und Trauer überflutete sie. Sie wusste, dass jetzt, da alles entschieden war und der König die Lügen seiner Frau entdeckt hatte, auch ihre Welt endgültig zerbrach. Wiebke zitterte. Das Blut rauschte in ihren Ohren, und sie fühlte sich wie erstarrt.
    „Wiebke.“ Nur langsam drang die Stimme des Königs in ihr Bewusstsein. „Wiebke, weißt du, wo der Schmuck geblieben ist?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht, Majestät.“ Und sie wusste es wirklich nicht.
    „Hat sie etwa alles dem Rheingrafen in den Rachen geworfen?“
    „Ich weiß es nicht, Sir, Ihr müsst mir glauben.“
    „Gnade ihm Gott“, murmelte der König. „Gnade ihm Gott.“
    Er sah sie an, weicher jetzt, verletzt und auf Erlösung hoffend.
    „Sag mir, dass du nichts gewusst hast. Sag mir, dass du genauso getroffen bist wie ich.“
    Wiebke schwieg. Sie konnte nicht anders. Wieder mahnte die Stimme der Zigeunerin: „Sprich deshalb, auch wenn es dir noch so schwer fällt, immer nur die Wahrheit. Sie wird dir in der Not weiterhelfen.“
    „Du wusstest davon?“
    Sie nickte. „Ich musste vor langer Zeit einen Brief an den Grafen überbringen, danach habe ich es geahnt“, gestand sie zögernd.
    „Auch du?“ Fassungslos sah er sie an. Als ob er nicht glauben könnte, dass ausgerechnet sie ihm etwas verheimlichen konnte. Sie, sein Engel, seine kleine Wäscherin. „Es wäre deine Pflicht gewesen, mich zu warnen.“
    Christian wandte sich von ihr ab. Er blickte der Gräfin nach, die in diesem Moment das Zimmer verließ und krachend die Tür hinter sich zuschlug. Wiebke hörte, dass sie in ihrem angrenzenden Schlafzimmer begann, einige Sachen zu packen.
    „Geh deiner Herrin zur Hand. Wenn sie abgereist ist, entlasse ich dich aus meinem Dienst.“
    Wiebke nickte. Sie wagte nicht, den König anzusehen. Genauso schnell und entschlossen, wie er mich einst eingestellt hat, entlässt er mich wieder, dachte sie. Vertrieben aus dem Zaubergarten. Sie musste gehen und alles hinter sich lassen, was ihr lieb war: Johanna, die Kinder, seine Majestät. Lautlos begann sie zu weinen.
    Als sie an Christian vorbei in das Schlafzimmer der Gräfin trat, bemerkte sie, dass auch über seine Wangen Tränen liefen. Einen Moment blickten sie sich in die Augen, sahen sich an, als ob sie sich das erste Mal begegnen würden. Doch dann wandte sich der König ab und trat auf den Flur.
    „Einen Wagen“, hörte sie ihn rufen. „Fahrt mir einen Wagen für die Gräfin vor.“
    Kirsten sah sie kalt an, als sie schluchzend ins Schlafzimmer trat. „Dumme Gans!“, schleuderte sie ihr entgegen. „Warum beharrst du nur immer auf deiner Wahrheit? Warum flunkerst du nicht ein bisschen? Du hättest in mein warmes Bett kriechen können, an seine Seite. Siehst du denn nicht, dass der König belogen werden will? Jetzt hast du

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