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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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durchzudringen und einige ihrer Vorbehalte abzubauen.
    Die beiden Frauen waren zu einer Übereinkunft gelangt. Der gemeinsame Nenner hieß Mitch. Da beiden an ihm gelegen war, wollten sie sich bemühen, miteinander auszukommen. Bei allem Verständnis für Annas schwierige Situation machte ihr Kennedy nachdrücklich klar, dass es Mitch auf keinen Fall befriedigen würde, als bloßer Analytiker geheimdienstlicher Operationen am Schreibtisch zu sitzen. Er war nun einmal im Kampf gegen den Terrorismus tätig und besaß eine Reihe äußerst nützlicher Begabungen. Mit seinen Fähigkeiten und seiner Hingabe an die Sache hatte er zahllosen Menschen geholfen und in vielen Fällen Tod und Zerstörung verhindert.
    Während sie jetzt dorthin zurückkehrte, wo am Vorabend das Bankett stattgefunden hatte, überlegte sie, wie sie es anstellen sollte, dass sie vor der Frau, deren Vertrauen sie jetzt errungen hatte, nicht als Lügnerin dastand. Nicht nur hatte sie Annas Befürchtungen um das Wohlergehen ihres Mannes mit weitschweifigen Erklärungen als gegenstandslos hingestellt, sie hatte auch, fest von Rapps Fähigkeit überzeugt, mit heiler Haut aus schwierigen Situationen davonzukommen, erklärt, dass er schon an weit gefährlicheren Einsätzen teilgenommen habe und diesmal ohnehin nicht am Ort des Geschehens sein werde. Da es ihm bereits gelungen war, General Moro auszuschalten, befand sie sich damit ihrer Ansicht nach nahe genug an der Wahrheit. Um die Geiselbefreiung würden sich andere kümmern, während Mitch den Einsatz aus sicherer Entfernung beobachten würde.
    So zumindest hatte sie seine Absicht verstanden. All das hatte sich mit einem Schlag geändert, als ein Anruf Jake Turbes’ von der CTC sie um fünf Uhr morgens aus dem Schlaf riss, mit dem er seine Vorgesetzte vom erfolgreichen Abschluss der Operation auf den Philippinen in Kenntnis setzte. Diese Mitteilung des Mannes, der an der Spitze der Antiterrorzentrale in der CIA stand, hatte sie zutiefst überrascht, da das Unternehmen offiziell noch gar nicht hatte beginnen sollen. Nachdem sie ihm gedankt hatte, ohne darauf hinzuweisen, dass sie offenbar übergangen worden war, war sie aufgestanden und sofort nach Langley gefahren.
    Dort fügten sich die Bestandteile des Rätsels zu einem Gesamtbild. Offenbar war das Unternehmen ein voller Erfolg gewesen. Die Andersons wie auch alle daran beteiligten Einsatzkräfte befanden sich wohlbehalten an Bord der Belleau Wood , die jetzt nur noch darauf wartete, dass das schwere Tropengewitter aufhörte. Lediglich einen Verwundeten hatte es gegeben, ein Ergebnis, mit dem Kennedy alles in allem eigentlich äußerst zufrieden sein müsste.
    Nach außen hin wirkte sie kühl und gelassen, nickte im richtigen Augenblick und stellte nur die nötigsten Fragen. Innerlich aber kochte sie. Ein Mann war von einer Kugel der Terroristen getroffen worden – und das musste ausgerechnet Mitchell Rapp sein.
    Sie war außer sich. Wie, zum Teufel, war das möglich, wenn er den Auftrag hatte, zehn Seemeilen vom Ort des Geschehens entfernt auf einem Flugzeugträger zu sitzen? Vor allem aber, wieso, zum Teufel, hatte man den Zeitplan für die Rettungsaktion geändert, ohne sie davon in Kenntnis zu setzen? Sie unterdrückte den Drang, General Flood anzurufen und ihn zu fragen, ob das mit seinem Einverständnis geschehen sei. Sie brauchte Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen, und außerdem sagte ihr Gefühl, dass man auch ihn übergangen hatte. Mit unausgegorenen Fragen, auf die sie selbst keine Antwort wusste, würde sie nur den Eindruck erwecken, dass sie ihre Behörde nicht im Griff hatte.
    Mitch Rapp würde sich nach seiner Rückkehr einige äußerst unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Im Augenblick war es Kennedys einziger Trost, dass er zu Hause weit mehr für seine verantwortungslose Handlungsweise würde büßen müssen als am Arbeitsplatz. In Langley war dieser blendend aussehende Mann eine Legende, ein Superheld, der nichts falsch machen konnte. Ihn umgab ein wahrer Mythos, konnte er doch auf eine längere Liste erfolgreich abgeschlossener Geheimunternehmungen verweisen als irgendein anderer in der gesamten Geschichte der Behörde – das würde ihn schützen.
    In Langley würde niemand wagen, ihn offen zu kritisieren, und von den Politikern im Kongress dürfte höchstens eine Hand voll bereit sein, dieses Risiko einzugehen, zumal der Ausgang des Unternehmens keine wirkliche Handhabe dazu bot. Rapp war ein Held, und Amerika liebte seine

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