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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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droht.« Sie ballte die Fäuste und schrie ihn wütend an: »Für das Weib arbeitest du nicht mehr. Wenn ich die wieder sehe… bei Gott, dann wird sie was erleben.«
    Rapp hob die Hände, bemüht, sie zu beschwichtigen. Erstens konnte er Irene gut leiden, und zweitens entsprach es nicht seiner Art, andere für etwas geradestehen zu lassen, was sie nicht getan hatten. Ganz davon abgesehen, würde Anna, wenn sie mit Irene zusammentraf und sie sich gegenseitig die jeweilige Version der Geschichte berichteten, schnell herausbekommen, dass es nicht deren Schuld war.
    »Schieb das nicht auf Irene.«
    »Und warum nicht?«, wollte sie wissen.
    »Weil… soweit sie wusste, hatte ich mit der Operation unmittelbar nichts zu tun.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Anna verstand, was er gesagt hatte. »Was soll das heißen? Sie ist deine Vorgesetzte!«
    »Nun… sie… na ja… sie hat viel um die Ohren. Sie hat keine Zeit, sich um alle Einzelheiten einer Operation zu kümmern, die in zigtausend Kilometern Entfernung stattfindet.« Er sah besorgt auf Annas zweifelnde Miene. Um zu verhindern, dass sie jedes seiner Worte auf die Goldwaage legte, sagte er: »Das Wichtigste ist ja wohl, dass ich zu Hause und in Sicherheit bin.« Mit einem Lächeln fügte er hinzu: »Ich hab ’nen kleinen Kratzer, von dem du in ein, zwei Wochen nichts mehr merken wirst.«
    »Was redest du da für einen Unsinn!«, fuhr sie ihn an. »Man hat auf dich geschossen!«
    »Schatz, wir sollten uns beruhigen.«
    »Nichts ist mit Schatz – das könnte dir so passen! Und sag mir nicht, dass ich mich beruhigen soll! Ein paar Zentimeter weiter, und die Kugel hätte eine Arterie treffen können oder vielleicht sogar deinen Schwanz… Verdammter Macho-Scheißkerl!«
    »Aber das hat sie nicht. Mir geht es gut… mach dir keine Sorgen… Es kommt auch nicht wieder vor.«
    »Na klar«, höhnte Anna. »Aber sag mir doch eins, du Held der Nation und Speerspitze der Gerechtigkeit.« Mit dem Zeigefinger machte sie spöttische Anführungszeichen, während sie einige der rühmenden Ausdrücke zitierte, die über Rapps Rolle im Kampf Amerikas gegen den Terrorismus benutzt worden waren. »Du scheinst ja ganz schön hoch auf dem hohen Ross zu sitzen. Beim ersten Mal, als ich mit dir zu tun hatte, brauchtest du nur von zwei Menschen Anweisungen entgegenzunehmen, nämlich von Irene und dem Präsidenten. Stimmt das nicht?« Wieder stieß ihm Anna einen Finger vor die Brust.
    Er hielt es für besser, nicht darauf zu antworten.
    »Wenn dir also nicht Irene den Auftrag gegeben hat, dich an der Rettungsaktion zu beteiligen, wer dann? Ich glaube kaum, dass es der Präsident war.«
    »Hm…« Rapp zögerte und entschied sich dann wieder, nichts zu sagen.
    »Das warst du doch wohl selber, oder nicht?« Langsam nickte er und sagte dann: »Ja.«
    »Du Mistkerl. Du hast mich belogen.«
    »Nein, habe ich nicht«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    »Versuch es nicht, Mitchell.« Anna schüttelte drohend die Faust. »Du hast mir gesagt, du hättest mit solchen Sachen nichts mehr zu tun.«
    »Nein… das hab ich nie gesagt.«
    Sie holte tief Luft, bemüht, ihre Fassung zurückzugewinnen, und stieß dann einen durchdringenden Schrei aus. Er griff nach ihren beiden Schultern, um sie zu beruhigen, aber sie entzog sich ihm rasch.
    Immer noch die Faust schwingend, sagte sie: »Ich schwöre bei Gott, ich könnte dich verprügeln.« Ihr Gesicht wie ihre geballten Fäuste zeigten ihre Entschlossenheit. Sie musste fort, musste überlegen, zu verstehen versuchen, wie sie so einfältig hatte sein können. Sie drehte sich um und ging auf die Tür zu.
    Er ließ die Hände sinken und folgte ihr. »Anna, mach dir keine Sorgen. Alles wird gut.«
    Diese Worte brachten das Fass zum Überlaufen. Schließlich ging es auch um ihr Leben. Der Mann, den sie mehr liebte als jeden anderen Menschen auf der Welt, hatte sie hintergangen, man hatte auf ihn geschossen, und jetzt verlangte er, sie solle sich keine Sorgen machen, so, als gehe es um ein unbedeutendes Missverständnis. Das war zu viel. Ihr Körper war starr vor Wut, sie fuhr herum und schlug mit der Faust nach Rapp, der in keiner Weise darauf vorbereitet war.
    Wären seine Augen offen gewesen, hätte er den Schlag kommen sehen und abfangen können. Unglücklicherweise aber hielt er sie geschlossen, während er sich im Stillen wegen seiner Dummheit verfluchte. So traf ihn der Schlag unverhofft, und er taumelte einen Schritt zurück. Instinktiv riss er die

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