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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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drohenden Ölembargos durch die arabischen Länder hatten die Vereinigten Staaten Israel gezwungen, sich nicht nur zurückzuziehen, sondern auch einen großen Teil der eroberten Gebiete zurückzugeben. Niemanden schien es zu interessieren, dass nicht sie den Krieg vom Zaun gebrochen hatten. Wie oft musste die Welt noch sehen, dass man den Arabern nicht trauen konnte? Es enttäuschte Goldberg unendlich, dass sich die politische Führung der europäischen Länder weigerte, die Dinge realistisch zu betrachten. Ihn betrübte zutiefst, dass sie Israel trotz allem, was die Juden auf jenem verfluchten Kontinent erlitten hatten, nicht zu Hilfe kamen. Er wollte für sein Volk nichts als ein Land, in dem die Menschen sicher leben konnten. Und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass er es mit zum Selbstmord entschlossenen Palästinensern und heuchlerischen Staatsoberhäuptern zu tun hatte, machten ihm jetzt auch noch Abweichler in seiner eigenen Regierung zu schaffen.
    Er war ermattet. Die Jahre, die er im Kampf an der Spitze verbracht hatte, waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Allmählich schwand seine Energie dahin. Wenn sich die Dinge im gleichen Tempo wie bisher weiterentwickelten, bestand die Möglichkeit, dass er die Woche nicht ohne ein Misstrauensvotum überstehen würde. Erst hatten sich die Vereinten Nationen und eine ganze Anzahl seiner Kabinettsmitglieder über den Vorfall von Hebron entrüstet, und jetzt war der palästinensische UN-Botschafter mitten in New York erschossen worden.
    Als ihn einer seiner Berater beim Frühstück von dem Attentat in Kenntnis gesetzt hatte, war er im tiefsten Inneren von verzweifelter Angst erfasst worden. Unwillkürlich hatte er an seinen alten Freund Ben Freidman denken müssen, der an der Spitze des Mossad stand. Den ganzen Tag schon hatte er sich die Frage gestellt, ob ihm zuzutrauen sei, dass er ein solch verhängnisvolles Unternehmen auf eigene Faust durchführte, und sie insgeheim mit einem rückhaltlosen Ja beantwortet. Das hatte sein Unbehagen angesichts der bevorstehenden Sitzung noch gesteigert. Könnte man die Sache doch einfach der Vergessenheit anheim stellen! Angesichts des unaufhörlichen Blutvergießens zwischen Palästinensern und Israelis würde es nicht einmal besonders lange dauern, bis niemand mehr davon sprach, doch wie die Dinge lagen, würde sich die Situation in den nächsten ein, zwei Monaten mit Sicherheit eher noch verschärfen. In Amerika war es noch früh am Morgen, aber bestimmt würde ihn im Laufe des Tages Präsident Hayes oder eher noch die Außenministerin anrufen und von ihm hören wollen, dass Israel mit diesem brutalen Anschlag nichts zu tun hatte.
    Am liebsten hätte Goldberg den Kopf in den Sand gesteckt, doch entsprach ein solch törichtes Verhalten in keiner Weise seinem Wesen. Erst musste er von Freidman die Wahrheit in Erfahrung bringen, danach konnte er entscheiden, was er den Amerikanern sagen würde. Verzweifelt fuhr er sich mit der Hand durch das schüttere weiße Haar und sah auf die Wanduhr. Gleich halb drei. Freidman hatte sich verspätet. Das überraschte ihn nicht – der Geheimdienstchef kam und ging, wie es ihm beliebte.
    Wenige Minuten später trat Freidman schließlich ein. Mit seinem weiten, kurzärmeligen weißen Hemd und einer Freizeithose stach er deutlich von Goldberg ab, der einen untadeligen Anzug trug. Wie immer hing Freidmans Hemd hinten ein wenig aus der Hose. Es sollte den Revolver vom Kaliber .38 verdecken, den er in einem Gürtelholster am Hosenbund trug. Die Unruhe des Premierministers war unübersehbar. Selbstverständlich war Freidman über den Mord an Botschafter Ali im Bilde, und ihm war klar, dass alle Welt in ihm den Hauptverdächtigen sah.
    Langsam ließ er sich in einen der beiden Sessel sinken, die vor dem Schreibtisch standen. Auf den gequälten Gesichtsausdruck seines Freundes anspielend, sagte er: »David, du siehst nicht gut aus.«
    Goldberg schüttelte den Kopf so heftig, dass seine Hängebacken zitterten. »Wundert dich das? Ich kämpfe hier den Kampf meines Lebens.«
    Freidman sah darin eine typische Übertreibung des Politikers, der die Fähigkeit verloren hat, Ereignisse richtig einzuordnen. Mit einer Stimme, in der nicht der geringste Anflug von Mitgefühl lag, sagte er: »Die Sache ist doch völlig belanglos.«
    Goldberg hob die Augen unter schweren Lidern und musterte den überheblichen Direktor des Mossad aufmerksam. Dabei stieg allmählich Zorn in ihm auf.
    »Vielleicht hast du

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