Das Kommando
später von der Arabischen Liga kam. Nachdem sich Jordanien bereit erklärt hatte, seine Beziehungen zu Israel zu normalisieren, begannen die Vereinigten Staaten, hunderte von Millionen Dollar an humanitärer, wirtschaftlicher und militärischer Hilfe in das Land zu pumpen.
So kam es, dass König Hussein, der inzwischen gelernt hatte, meisterlich zwischen beiden Seiten zu jonglieren, Geld von seinen arabischen Brüdern und von Amerika nahm. Mit äußerster Umsicht steuerte er einen Kurs der Neutralität, von dem er nicht einmal während des Golfkriegs Anfang der neunziger Jahre abwich. Trotz des sowohl von den Vereinigten Staaten als auch von Saudi-Arabien ausgeübten enormen Drucks hielt er sich aus dem Zwist heraus. Während er öffentlich erklärte, er denke nicht daran, sich am Abschlachten des irakischen Volkes zu beteiligen, ließ er seine Gönner insgeheim wissen, dass es ihren Interessen eher dienlich sei, wenn Jordanien die Verbindungen zu Bagdad nicht kappte. Es gelang ihm, Präsident Bush sen. davon zu überzeugen, dass ihm der jordanische Geheimdienst Informationen von unschätzbarem Wert über die Vorgänge im Irak zuspielen werde. Die amerikanische Regierung gab grünes Licht, und so wurde als Gegenleistung für die Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst der Hahn, aus dem die amerikanischen Hilfsgelder sprudelten, nicht vollständig geschlossen, sondern nur leicht zugedreht.
Als dieses Abkommen geschlossen wurde, ahnte König Hussein nicht, als wie einträglich es sich letzten Endes für sein Reich erweisen sollte. In den Jahren der auf den Golfkrieg folgenden Sanktionen wurde Jordanien gleichsam zur Nabelschnur des Irak, mit dem wegen des Embargos niemand offiziell Handel treiben durfte. Aus Jordanien ergossen sich Warenlieferungen in den Irak wie ein breiter Strom ins Meer, und im Gegenzug füllte sich der Staatssäckel des Landes mit Gewinnen aus dem Verkauf günstig erworbenen irakischen Öls. Gleich Pilzen schossen allenthalben Im und Exportfirmen aus dem Boden, die sich dem eigentlich illegalen Handel mit dem Irak widmeten. Die Franzosen nutzten als Erste diese Möglichkeit, rasch tat es ihnen eine ganze Reihe ihrer europäischen Nachbarn nach, und schließlich folgten auch die Chinesen und die übrigen Länder Asiens und des pazifischen Raums deren Beispiel. Der Anteil, den Jordanien von alldem bekam, während es augenzwinkernd seine Neutralität wahrte, war für die Wirtschaft des Landes wie ein warmer Regen.
Von Amman aus wurde Saddam Hussein mit militärischen Gütern versorgt, und dort arbeiteten die Helfershelfer des Diktators dessen Einkaufsliste für Hightechprodukte ab. Kein Wunder, dass die CIA und das britische MI6 in der Stadt immer aktiver wurden. Sie war im Nahen Osten das geworden, was Berlin zur Zeit des Kalten Krieges gewesen war. Jedes Land, das sich für bedeutend genug hielt, in diesem Spiel eine Rolle zu übernehmen, unterhielt dort Agenten. So groß war die Zahl der in der Hauptstadt Jordaniens vertretenen Geheimdienste, dass kaum jemand sagen konnte, was diese Leute taten und wer zu welchem gehörte.
Genau das war der Grund, warum sich David entschlossen hatte, seinen irakischen Kontaktmann dort zu treffen. Er wollte mit einem Schlag eine alte Rechnung begleichen, eine Botschaft aussenden und zugleich erreichen, dass alles möglichst undurchsichtig wirkte. Seine Verbindung zu Prinz Omar und der Herrscherfamilie von Saudi-Arabien durfte keinesfalls bekannt werden. Zwar stellten auch die Iraker Geld für die Sache zur Verfügung, um die es ihm ging, doch war das nichts im Vergleich zu dem, was die Saudis beisteuerten. Sofern der große Plan nicht nach Wunsch verlief, wollte er sich die Möglichkeit offen halten, die Israelis wie die Amerikaner und jeden anderen, dem die Sache wichtig genug war, auf Saddam Husseins Fährte lenken zu können. Keinesfalls durfte es dahin kommen, dass man im Königreich Saudi-Arabien nach ihm suchte.
Es war schon dunkel, als sich der grüne Range Rover auf der Al-Amir-Mohammed-Straße einem der berühmten sieben Hügel Ammans näherte. Sein Ziel war das Intercontinental , das beste Hotel der Stadt. Woanders würde der anmaßende Iraker, mit dem David zusammentreffen wollte, um keinen Preis absteigen. David, der hinten im Wagen saß, ging in Gedanken seinen Plan noch einmal durch. Er hatte sich sorgfältig einen schwarzen Bart mit grauen Einsprengseln angeklebt, und auch seine Augenbrauen waren grau schattiert. Er trug eine schwarz-weiße Kefije,
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