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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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auf den Tisch und schob Papiere hin und her, während er sich die nächsten Schritte überlegte. »Ich möchte auf jeden Fall das Richtige tun. Dazu muss man den Leuten offen gegenübertreten und möglichst rasch handeln. Auf gar keinen Fall darf es dahin kommen, dass irgendein besonders eifriger Journalist die Sache an die große Glocke hängt, bevor wir damit an die Öffentlichkeit gegangen sind, denn in dem Fall würde Valerie, wie ich fürchte, Recht behalten und der Kongress mich nach allen Regeln der Kunst auseinander nehmen.«
    »Darf ich, Sir?«, fragte Kennedy. Als er nickte, sagte sie: »Vielleicht wäre es besser, damit nicht bis heute Abend zu warten. Der General und ich könnten schon vorab bestimmte Mitglieder des einen oder anderen Ausschusses informieren. Wenn Sie dann heute Abend mit den Leuten zusammentreffen, können Sie ihnen alle Einzelheiten darlegen. Allerdings muss ich darauf hinweisen, dass dabei weder General Moro noch die Rolle, die er in dieser Angelegenheit gespielt hat, erwähnt werden darf.«
    Die angespannte Aufmerksamkeit auf dem Gesicht des Präsidenten machte dem Ausdruck von Verwirrung Platz. »Und warum nicht?«
    Nach kurzem Zögern sagte Kennedy: »Mitch hat einen Vorschlag gemacht, wie wir mit Moro verfahren können. Falls Sie Zeit haben, wäre es vielleicht das Beste, ihn wieder hereinzuholen, damit er Ihnen die Sache selbst erläutern kann.«
    Er sah sie verwirrt an. Da diplomatisches Verhalten auf keinen Fall zu Mitch Rapps Talenten gehörte, brannte er darauf zu erfahren, was sich dieser Spitzenmann auf dem Gebiet der Terrorismusbekämpfung ausgedacht hatte. Zwei SEALs waren tot, eine amerikanische Familie befand sich nach wie vor in Geiselhaft, und seine Präsidentschaft stand kurz davor, in einen Skandal verwickelt zu werden. In dieser Situation schien ihm der Gedanke an Vergeltung besonders verlockend.

12
    Die Knie dicht an den Körper gezogen, kauerte das in einen weißen und für sie viel zu großen Hotel-Bademantel gehüllte kleine Mädchen in einer Ecke. David schwitzte entsetzlich unter seiner schwarzen Sturmhaube. Er packte Hamsa an einem Arm und einem Bein und zerrte ihn in die Mitte des Bettes. Als er ein unterdrücktes Schluchzen hörte, schaute er auf und sah zu dem Mädchen hin. Sie hielt das Gesicht in den Falten des Bademantels verborgen. Die Qualen, die sie unübersehbar litt, gaben ihm einen Stich ins Herz. Er begriff, dass es sich nicht nur um körperliche Schmerzen handelte. Weit schlimmer war, dass sie vermutlich ihr Leben lang unter Angstträumen und Beklemmungen leiden würde.
    David schätzte sie auf höchstens zehn Jahre. Vermutlich machte sie sich in ihrem unschuldigen Gemüt Vorwürfe und fragte sich, was sie falsch gemacht haben mochte, um eine solche Behandlung zu verdienen. Die patriarchalisch strukturierte Gesellschaft der muslimischen Welt legt an Frauen ungewöhnlich hohe Maßstäbe an. Die Familienehre, mit der in Wahrheit die persönliche Ehre des Familienoberhaupts gemeint ist, steht höher als alles andere, und David, der in dieser Welt aufgewachsen war, wusste, dass häufig nicht unbedingt zwischen einer Frau, die aus freien Stücken die Ehe bricht, und einer solchen unterschieden wird, die sich ein Mann unter Gewaltanwendung gefügig gemacht hat.
    Er sah auf die arme Kleine hinab, die verängstigt in ihrer Ecke hockte. Er überlegte, was er tun konnte. Es wäre in dieser Situation unmöglich gewesen, sie einfach von ihren Fesseln zu befreien, Hamsa in den Hinterkopf zu schießen, die beiden Leibwächter aus dem Weg zu räumen und zu verschwinden. Wenn er sich an seinen ursprünglichen Plan gehalten hätte, wäre er längst über alle Berge und in Sicherheit, das Zimmermädchen würde die Kleine am nächsten Morgen finden, man würde sie ins Krankenhaus bringen, und alles wäre in Ordnung.
    Er brauchte gar nicht den Versuch zu machen, sich das einzureden, wusste er doch, dass diese Vorstellung weit von der Wirklichkeit entfernt war. Das Zimmermädchen hätte die Polizei gerufen, der sehr bald aufgegangen wäre, dass es sich bei dem Toten um den Chef des irakischen Sicherheitsdiensts handelte. Die Medien hätten das wenig später ebenfalls erfahren, und in dem darauf folgenden Wirbel hätte die unschuldige Kleine hilflos wie ein Korken auf den Wellen hin und her getanzt. Polizei und Journalisten hätten mit ihren Eltern reden wollen, und die ganze Nachbarschaft hätte erfahren, dass sie sexuell missbraucht worden war. Ohne die geringste

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