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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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einige Außenleuchten brannten, lag alles im Dunkeln. Eine einzige Lampe erhellte die Auffahrt zum Hauptgebäude. Coleman sah es sich genauer an. Gerade als er das Glas auf die Haustür richtete, trat jemand heraus; offenbar der Verwalter. Coleman runzelte ein wenig die Stirn. Hoffentlich würde man sie abholen, bevor er sich um den Mann kümmern musste.
    Charlie Wicker trat lautlos neben ihn. »Der Hubschrauber kommt.«
    Coleman drehte ein Ohr zum Himmel, hörte aber nichts. Dann sah er den Mann an und nickte. Er traute dessen Sinnen mehr als seinen eigenen und vermutlich sogar mehr als denen jedes anderen Soldaten, mit dem er je zusammen gewesen war. Der nicht einmal eins siebzig große Wicker war so schlank, dass man versucht sein konnte, ihn elfengleich zu nennen. Weil er der beste Scharfschütze war, den Coleman je erlebt hatte, war er von Rapp für diese Operation ausersehen worden. Er befand sich als Einziger in der Gruppe noch im aktiven Dienst, weshalb ihn Rapp vom SEAL-Team 6 hatte ausleihen müssen. Sobald sie den Einsatzort erreicht hatten, würde Wicker die Hauptrolle zufallen.
    Volle zehn Sekunden nachdem ihm Wicker die Meldung gemacht hatte, hörte auch Coleman das dumpfe Pochen der Rotoren. Der Pave-Hawk-Hubschrauber vom Typ MH-60G kam durch die schwüle Luft der Tropen rasch näher und befand sich schon bald über den Köpfen von Coleman und seinen Männern. Als er herunterging, sah es einen Augenblick lang so aus, als würde er mit dem Heckrad auf die Landebahn prallen, doch im letzten Augenblick blieb es kaum einen halben Meter über dem Boden in der Luft. Unwillkürlich musste man an ein Pferd denken, das so kräftig an die Kandare genommen wird, dass es sich aufbäumt. Dann senkte sich das bedrohlich wirkende Fluggerät auch vorn und setzte so weich auf, dass die Stoßdämpfer nicht in Aktion zu treten brauchten.
    Coleman und seine Männer sahen dem Manöver mit großem Interesse zu. Sie erwarteten das Beste, und es sah ganz so aus, als ob sie es bekommen hätten. Der Hubschrauber gehörte zur 353. Sondereinsatzgruppe der US-Luftwaffe, die vom japanischen Stützpunkt Kadena aus operierte. Die Einzelheiten für den Einsatz waren unterwegs in der Gulfstream festgelegt worden.
    Rapp hatte Coleman das Ziel der Operation mitgeteilt und ihn aufgefordert, alles andere selbst zu organisieren. General Campbell in der Befehlszentrale für gemeinsame Operationen der Teilstreitkräfte in Fort Bragg sollte dabei die Federführung übernehmen. Nur auf einen Punkt hatte Coleman besonderen Wert gelegt: Er wollte die beste verfügbare Flugbesatzung haben. Wie der misslungene Versuch zur Rettung der Familie Anderson deutlich zeigte, war die gefährlichste Phase bei einem solchen Einsatz das Erreichen und Verlassen des Zielgebiets.
    Coleman blieb unmittelbar vor der geöffneten Tür des Hubschraubers stehen und gab jedem seiner Männer einen kräftigen Schlag auf den Rücken, während sie einstiegen.
    Nachdem alle an Bord waren, ging er zum Piloten nach vorn. Als sich dieser zu ihm umwandte, sah er, dass der Mann die Nachtsichtbrille oben auf dem geöffneten Visier seines schwarzen Fliegerhelms trug. Coleman gab ihm ein Blatt mit GPS-Koordinaten und deutete auf eine Stelle. »Gehen Sie da ganz tief runter, dicht über die Wipfel, damit wir uns abseilen können.«
    Der Pilot nickte. Sie stellten sich einander nicht vor. Allen Beteiligten war klar, dass nichts von dem, was sie taten, in irgendeinem offiziellen Bericht auftauchen würde. Während der Pilot die Koordinaten in den Bordcomputer eingab, setzte sich Coleman und zog die Gurte straff an. Er war überzeugt, dass es ein holpriger Flug würde.

18
    Beim Eintritt in Monsignore Lavins Arbeitszimmer fiel David sogleich der Ausdruck vorsichtiger Zurückhaltung in den Augen des sonst ausgesprochen umgänglichen Priesters auf. Mit einer solchen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Alles, wofür er bislang gearbeitet hatte, hing von dem für heute vorgesehenen Zusammentreffen ab, und so wurde er immer unruhiger, je näher die vereinbarte Stunde kam. Der geringste Fehler, das unbedeutendste Missverständnis würde höchstwahrscheinlich den brutalen Tod von der Hand seiner eigenen Landsleute bedeuten.
    Er musterte den Priester aufmerksam. »Was ist los?«, fragte er.
    Lavin schüttelte den Kopf. »Nichts.« Er wies auf die Tür hinter sich und wandte sich dann wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch zu.
    Etwas stimmte nicht, aber David konnte sich nicht denken, was es

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