Das Kommando
anstacheln.«
»Sicher«, gab David zurück. »Aber sehen Sie doch, wohin er uns geführt hat.« Als sich Freidman in den Schatten zurückzog, erkannte David einen verächtlichen Ausdruck auf dessen Zügen, ein deutlicher Hinweis darauf, dass er anderer Meinung war. Unwillkürlich ertappte er sich bei dem Wunsch, diesen Mann an Ort und Stelle zu töten. Vermutlich wäre das sogar möglich, nur würde er damit sein eigenes Leben verwirken oder zumindest den Rest seiner Tage in einem israelischen Gefängnis zubringen, gefoltert und auch sonst in jeder Hinsicht wie der letzte Dreck behandelt. Selbstmord war nicht Bestandteil seines Plans, und vielleicht bot sich später eine Möglichkeit. Einstweilen war er bereit, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen. Allerdings erfüllte ihn das Bewusstsein mit großer Trauer, dass Ben Freidman weiterhin das Volk der Palästinenser mit seinen Waffen angreifen würde, die nicht zwischen Gerechten und Ungerechten unterschieden. Dieser Schlächter war nicht viel anders als die Männer, mit denen David im späteren Verlauf des Abends zusammentreffen wollte. Eigentlich schade, dass er ihn nicht überreden konnte mitzukommen.
Freidman holte zwei schwarze Aktenkoffer unter dem Tisch hervor und stellte sie vor ihn hin. »Ganz wie von Ihnen gewünscht.« Er legte einen der beiden flach auf den Tisch, klappte ihn auf und drehte ihn herum. »Ins Futter sind entsprechend Ihren Anweisungen jeweils zwei Kilo C-4-Plastiksprengstoff eingearbeitet. Ich nehme an, Sie wissen, was Sie tun.« Am Vorabend hatte es zwischen Spielman und den israelischen Spitzenleuten der Terrorismusbekämpfung eine hitzige Debatte gegeben, die hauptsächlich um die Frage gekreist war, auf welche Weise Spielmans Kontaktmann sein Vorhaben durchzuführen gedachte. Wollte er die Koffer für ein Selbstmordattentat benutzen oder den Treffpunkt verlassen und die Sprengladungen aus der Ferne zünden? Spielman hatte erklärt, seiner Einschätzung nach werde Jabril Khatabi auf keinen Fall Selbstmord begehen, während die anderen den Standpunkt vertreten hatten, er habe die Absicht, wie ein Märtyrer zu sterben. Da sich seine eigenen Leute nicht einigen konnten, hatte Freidman beschlossen, mehrere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
David nickte und betrachtete prüfend die von außen ganz gewöhnlich aussehenden schwarzen Samsonite - Aktenkoffer. In seiner Wohnung würde er sie wiegen, weil er argwöhnte, dass die Israelis mehr als die von ihm gewünschte Menge Sprengstoff hineingepackt hatten. Er streckte die Hand aus. »Der Zünder?«
»Ebenfalls ganz nach Wunsch.« Freidman gab ihm eine schwarze Casio-Digitaluhr. »Ein Druck auf den Rückstellknopf macht die Zünder scharf. Dann innerhalb von drei Sekunden den Stoppuhrknopf zweimal drücken, und die Ladung geht in die Luft.«
»Danke.« David nahm die Uhr, warf einen kurzen Blick darauf und legte sie in einen der Koffer. »Nur damit Sie Bescheid wissen, Mr. Freidman, ich habe die Absicht, mehr als einmal anzuhalten.«
Freidman runzelte die Stirn, als ob er den Sinn der Anspielung nicht verstanden hätte.
David lächelte breit. »Ich bin kein so schlichtes Gemüt, dass ich die Uhr für den einzigen Zünder halte. Außerdem ist mir klar, dass Ihnen mein Leben nichts bedeutet. Trotzdem sollten Sie davon Abstand nehmen, die Koffer von sich aus hochgehen zu lassen. Ich habe heute Abend einen langen Weg vor mir, werde mehrfach das Fahrzeug wechseln und in vielen Häusern vorsprechen, bevor ich mein Ziel erreiche. Niemand außer mir wird wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Mir ist klar, dass Sie einem Palästinenser niemals trauen, trotzdem sollten Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass mir ebenso viel am Tod dieser Männer liegt wie Ihnen.«
Freidman nickte. »Es ist Ihr Vorhaben. Handeln Sie, wie Sie es für richtig halten.«
»Muss ich sonst noch etwas wissen?«
Freidman zögerte. Er hatte viele Fragen, doch dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Falls sich herausstellte, dass dieser Palästinenser Wort hielt und er obendrein die Explosion überlebte, konnte man sich später immer noch zusammensetzen. Er schüttelte den gewaltigen Schädel und sagte: »Nein.«
Als David die Koffer an sich nahm, hörte er die müde Stimme seines Freundes Spielman, der so dasaß wie zuvor und die beiden sonderbaren Verbündeten aufmerksam musterte. »Warum nur, Jabril?«
David wandte sich ihm zu. In den Augen des Mannes schien aufrichtige Trauer zu liegen. »Wissen
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