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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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erstattete, wenn er sich an Ort und Stelle befand.

20
    Man hatte David einfach zu befolgende Anweisungen gegeben. Am Abend um sechs Uhr, wenn der Stoßverkehr Jerusalems enge Straßen verstopfte, sollte er sich auf der nach Jericho führenden Straße an der Kirche aller Nationen in Sichtweite der Al-Aqsa-Moschee absetzen lassen und dann zu Fuß nach Norden weitergehen. Als sein Range Rover fünfzehn Sekunden vor der angegebenen Zeit vor dieser allen Völkern der Erde gewidmeten Kirche anhielt, dauerte es einige Augenblicke, bis er sich gesammelt hatte, dann dankte er dem Fahrer und stieg aus. Er hatte das dichte schwarze Haar straff nach hinten gekämmt, trug einen teuren dunkelblauen italienischen Anzug, ein weißes Hemd ohne Krawatte, schwarze Schuhe und eine modische Sonnenbrille.
    Durch sein gutes Aussehen fiel er immer und überall auf, doch wie er mit zwei völlig gleichen Aktenkoffern in den Händen vor der Kirche wartete, zog er noch mehr Blicke auf sich als sonst. Er stellte die Koffer zu Boden und zündete sich eine Zigarette an. Eine Hand in der Tasche, in der anderen die Zigarette, bemühte er sich, gelassen zu wirken. Er nahm einige tiefe Züge und sah sich unauffällig um. Kaum jemand hätte das von zahlreichen Touristen aufgesuchte und auch unter dem Namen Todesangstbasilika bekannte Gotteshaus, vor dem er stand, als idealen Ausgangspunkt für Davids Vorhaben angesehen.
    Da er in Jerusalem aufgewachsen war, war ihm die Allgegenwart der drei Religionen selbstverständlich bewusst. Schon in früher Kindheit war ihm aufgefallen, dass jede von ihnen die Erinnerung an Leid und Qualen pflegte, doch keine in größerem Maße als die Religion der Christen. Er hob den Blick zum Goldmosaik oberhalb der Säulenvorhalle. Es zeigte, wie Jesus in der Nacht vor seiner Kreuzigung schmerzerfüllt zu seinem Vater betete. Dann ließ er den Blick nordwärts zum kleinen Garten Gethsemane mit den sorgsam gepflegten Ölbäumen schweifen. Sie standen dort, wo Judas den Herrn verraten hatte, damit ihn die Häscher festnehmen konnten. Wie die Anhänger der vierten großen Weltreligion sagen würden, umgab David ein schlechtes Karma.
    Er hatte kaum einen Zweifel daran, dass die palästinensischen Kämpfer äußerst wenig über das Christentum und die mosaische Religion wussten, und das Wenige, das ihnen bekannt war, dürfte vorwiegend aus Lügen bestehen, die eifernde Kalifen, Imams und Scheichs verbreiteten. Natürlich zogen sie am schlimmsten gegen die Juden vom Leder. Unermüdlich wiederholten muslimische Führer vor ihren Anhängern die Behauptung, dass Juden am Passahfest Palästinenserkinder opferten und deren Blut tranken.
    Diese fortwährende aberwitzige Irreführung setzte sich von einer Generation zur nächsten fort, ohne dass jemand etwas dagegen unternahm. David sah auf die Stelle, an der Jesus verraten worden war. Er kannte keinen Palästinenser, der gerissen genug gewesen wäre, dieses Vorhaben an einem Ort zu beginnen, der im Neuen Testament eine so bedeutende Rolle spielte. Wenn sie nur den geringsten Hinweis darauf hätten, dass er mit dem Direktor des Mossad zusammengetroffen war, sie würden ihn packen und foltern, bis er alles sagte, was er wusste. Eine verfeinerte Vorgehensweise war die Sache dieser Menschen nicht. Derlei gehörte nicht zu den Wesensmerkmalen seines Volkes, das sich zu sehr von seinen Emotionen leiten ließ.
    Um diese frühe Abendstunde stand die Sonne noch ziemlich hoch am Himmel. Während er in beiden Richtungen die Straße entlangsah, ging ihm durch den Kopf, dass ihn alle beobachteten, Israelis wie Palästinenser. David hoffte, dass Freidman nicht so töricht war, ihn auf seinem Weg beschatten zu lassen. Bei solchen Zusammenkünften wurden die Sicherheitsvorkehrunggen erheblich verschärft, und sofern die Leute, die ihn zum vorgesehenen Treffpunkt brachten, nur den leisesten Hauch eines Verdachts hatten, dass man ihnen folgte, musste man damit rechnen, dass das Treffen abgeblasen wurde.
    Auf jeden Fall versprach das heutige Treffen anders zu werden als die üblichen Zusammenkünfte. Alle miteinander bemühten sich um ihn – wie gierige kleine Kinder. Sie wollten ihr Geld, und um es zu bekommen, waren sie sogar bereit, Risiken auf sich zu nehmen, wenn er nur sein Ziel erreichte, Dennoch fragte er sich insgeheim, was Freidman und seine Mossad-Spione planten. Er hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass keine Transponder in den Koffern angebracht werden sollten. Der Grund dafür war

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