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Das Kommando

Das Kommando

Titel: Das Kommando Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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krampfte sich ein wenig zusammen, als der Hubschrauber langsamer wurde. Auch wenn er sich schon hunderte von Malen abgeseilt hatte und das Manöver immer auf die gleiche Weise ablief, musste man dabei äußerst sorgfältig und umsichtig vorgehen. Der geringste Leichtsinn konnte fürchterliche Folgen haben. Er kannte Fälle, in denen Männer unter nahezu idealen Bedingungen beim Abseilen umgekommen waren.
    Sobald er vom Piloten das Kommando ›Los!‹ hörte, warf er die Seilrolle nach draußen und löste die Leitung, die ihm die Sprechverbindung mit dem Piloten ermöglicht hatte, von seinem Helm. Ohne das geringste Zögern ergriff er das Seil erst mit der einen und dann mit der anderen Hand. Als Nächstes ließ er sich nach draußen fallen, zog das Seil erst dicht an die Brust und löste dann seinen Griff. Die ersten zehn Meter fiel er wie ein Stein. Auf den letzten drei Metern griff er beherzt wieder zu und bremste damit den Fall.
    Seine Stiefel durchdrangen eine Wasserfläche, und gleich darauf stand er knietief in einem Bachlauf. Er ging ein Stück weiter, entsicherte seine schallgedämpfte MP-10 und versuchte mit seiner Nachtsichtbrille die Dunkelheit links und rechts zu durchdringen. Über seinen Ohrhörer bekam er mit, wie sich jeder seiner Männer meldete, sobald er unten war. Alle eilten rasch aus dem Sog der Rotoren durch das Wasser zum vereinbarten Treffpunkt am Ostufer des Bachs.
    Noch während die Seile wieder eingeholt wurden, machte der Pave Hawk eine Wendung um hundertachtzig Grad und begann seinen Rückflug zum Meer. Normalerweise wurden die Seile abgeworfen und zurückgelassen, aber Coleman und seine Männer hatten keine Zeit, sie einzusammeln und zu vergraben. Sie mussten ihr Ziel vor Sonnenaufgang erreichen – die Kuppe eines Hügels, an dessen Fuß sich General Moros Lager befand.
    Das Abseilen hatte weniger als zehn Sekunden gedauert. Ohne einen Blick zurück zum Hubschrauber machte sich der Trupp sogleich auf den Weg. Wicker setzte sich an die Spitze, ihm folgten Coleman, Hackett und Stroble. Vorsichtig setzten sie im Bachbett einen Fuß vor den anderen, achteten auf Steine, die im Weg lagen, jederzeit bereit, auf den geringsten Hinweis zu reagieren, dass sie nicht allein waren. In dieser Situation ging es zunächst einmal darum, sich so weit wie möglich von der Landestelle zu entfernen.
    Der Rand der aufgehenden Sonne ließ den schmalen Horizontstreifen orangefarben aufleuchten, als sich eine Bell UH-1 Huey des philippinischen Heeres der Insel von Südwesten her näherte. Als Passagiere hatte sie einen Oberst der Sondereinsatztruppe aus Generalleutnant Rizals Stab und Rapp an Bord. Die Vorstellung, dass dem geheimnisvollen Amerikaner etwas zustoßen könnte, wenn er ihn allein in General Moros Lager schickte, hatte Rizal nicht behagt, und so hatte er ihm denjenigen Offizier mitgegeben, dem er am meisten vertraute.
    Zwar begeisterte Rapp die Aussicht nicht gerade, dass ihm jemand auf die Finger sah, doch gestand er sich ein, dass es von Vorteil sein konnte, einen hochrangigen philippinischen Offizier in seiner Nähe zu haben, der eingreifen konnte, falls etwas nicht nach Plan verlief. Rizal hatte ihm versichert, Oberst Barboza sei alles andere als ein begeisterter Anhänger General Moros. Er habe unter Moro gedient und stehe dessen Treiben mit großen Vorbehalten gegenüber.
    Glücklicherweise war auch Barboza nicht besonders gesprächig. Seit über zwei Stunden war Rapp jetzt mit ihm unterwegs, ohne dass der Mann mehr als das Nötigste gesagt hätte. Kurz vor vier Uhr morgens hatten sie in Manila Rizals Düsenmaschine bestiegen, die sie nach Surigao auf den Zentralphilippinen gebracht hatte, und dort waren sie für den kurzen Flug zur Insel Dinagat in den Heereshubschrauber umgestiegen.
    Während dieser Zeit hatte Rapp auf seinem abhörsicheren Satellitentelefon lediglich zwei Gespräche geführt, beide mit Irene Kennedy. Im ersten Telefonat hatte er ihr erklärt, dass McMahon seiner Einschätzung nach ohne weiteres imstande sei, Botschafter Cox im Auge zu behalten, und im zweiten hatte er das erfolgreiche Absetzen von Colemans Gruppe bestätigt. Ob die Männer inzwischen ihr Ziel erreicht hatten, war ihm nicht bekannt. Zwar hätte er unmittelbar Verbindung mit ihnen aufnehmen können, unterdrückte aber den Impuls, das zu tun. Da er oft genug selbst draußen tätig gewesen war, wusste er, dass sie sich melden würden, sobald das möglich war. Der Plan sah vor, dass Coleman Bericht

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