Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Zeitungsarchiven, Handelregi s tern und den öffentlichen Datenbanken des Staates Illinois nach Hinweisen auf die Geschichte des Mamot Konzerns. Wie erwartet gab es tausende Links, die sie unmöglich abarbeiten konnte. Die Stichworte Mamot und Wassergeschäft lieferten bereits eine übe r sichtlichere Auswahl an Informationen. Gleich unter den ersten zwanzig Artikeln beschäfti g ten sich sechs oder sieben mit Firmenübernahmen. Sie formulierte die Abfrage neu, suchte nach der Geschichte der Übernahmen im Zusammenhang mit Mamots Wassergeschäft. Die Antwort umfasste immer noch hunderte Links, aber ein Name, der mehrfach auftauchte, fiel ihr sofort auf: Aquifer. Nicht Aquifer Trucking, einfach Aquifer Inc. Die Transportfirma gle i chen Namens hatte ihr in den letzten Tagen soviel Ärger bereitet, dass sie die Artikel sofort begierig zu lesen begann.
Es stellte sich bald heraus, dass Mamots Wassergeschäft durch die Übernahme von Aquifer Inc. vor etwa fünfzehn Jahren entstanden war. Die Firma besaß damals wichtige Konze s sionen in Nevada, Colorado, Tennessee und anderen Staaten. Ihr Geschäft beschränkte sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Flaschenwasser und Softdrinks in den USA. Alles nicht wirklich überraschend, aber was sie im dritten oder vierten Bericht las, entlockte ihr einen lauten und ziemlich obszönen Ausruf der Überraschung.
»Sorry, Leute, hab mich schon wieder im Griff«, entschuldigte sie sich lachend bei den Ko l legen im Büro. Mit rotem Kopf und klopfendem Herzen wählte sie Lees Nummer.
»Hey, Easy Rider!«, begrüßte er sie. »Herausgefunden, wohin der Gipsfrachter liefert?«
»Nein, leider nicht, wir wissen nur, wann er den Hafen in New Orleans verlassen hat, vorgestern Nacht. Und easy war der Ride übrigens auch nicht.«
»Schon gut, ich wollte Sie nicht beleidigen.«
»Können Sie auch nicht«, brummte sie trotzig. »Wollen Sie trotzdem hören, was ich in mühevoller Recherchearbeit herausgefunden habe?«
»Schiessen Sie los«, lachte er.
»Ich habe begonnen, Mamot etwas unter die Lupe zu nehmen, wie Sie gewünscht haben. Dabei ist mir aufgefallen, dass deren Wasserbusiness aus einer Firma namens Aquifer Inc. hervorging.«
»Heilige Scheiße!«
»Genau das habe ich auch gesagt, aber es kommt noch schöner, halten Sie sich fest.«
»Mach’s nicht so spannend, Mädchen.«
»Wenn Sie mich weiter beleidigen, lege ich auf.«
»Sorry, ich halte die Klappe.«
»Schon besser. Also, der Grund, warum ich anrufe ist die Tatsache, dass ein guter Bekannter von Ihnen und Ihrem Vater Präsident des Verwaltungsrats dieser Aquifer Inc. war: Senator Neill Douglas, Chicago Illinois.«
»Heilige Scheiße!«, rief Lee wieder aus.
»Meine Worte, wie ich schon sagte.«
»Neill, der alte Schwede«, murmelte Lee in Gedanken versunken. »Da ergeben sich ganz neue Möglichkeiten. Der gute Senator Douglas ist also, wie es scheint, ziemlich eng mit Mamot verbunden. Die Übernahme wird ja wohl nicht ohne seine Mi t wirkung zustande geko m men sein. Das ist so sicher wie das Amen in seiner geliebten Kirche.«
»Sicher, und als Vorsitzender des Energy and Natural Resources Committee sitzt er jetzt ziemlich nahe an den Subventionen für Big Coal, die manchmal nicht genau dort ankommen, wo sie sollten. Und er stammt aus Chicago, wo sie neuerdings Leichen aus Arizona mit Löchern im Kopf aus dem Wasser fischen.«
»Sie sind ein Genie, Marion, wissen Sie das?«
»Klar.«
Er lachte laut auf, verschluckte sich, hustete und sagte schließlich: »Entschuldigung. Ich werde mir diesen Mr. Douglas mal vorknöpfen.«
»Nein!«, rief sie erschrocken, aber er hatte schon aufgelegt.
Lincoln Park, Chicago
Wenn es einen Ort und eine Zeit gab, den viel beschäftigten Senator Douglas ohne Voranmeldung und mit absoluter Sicherheit zu treffen, dann war es der Platz vor Pa s tor McPhees Kirche in Lincoln Park am Sonntag nach dem Gottesdienst. Lee wartete im Auto, denn der Himmel hatte wieder einmal alle seine Schleusen geöffnet. Die Scheibenwischer liefen, damit er überhaupt sehen konnte, was bei der Kirche vor sich ging. Es war der mieseste Sommer, an den er sich erinnerte, kein Sommerwetter, nur Hundewetter. Ihm schien, als hätte sich der Monsungürtel nach Chicago verirrt, und vielleicht lag er mit dieser Vorstellung gar nicht so falsch, so wie das Klima auf dem Globus in letzter Zeit verrückt
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