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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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einen Deal über e r weiterte Konze s sionen in Kerala abgeschlossen hat.« Ein kollektiver Fluch war die Antwort. Vor Ingos geistigem Auge erschien wieder das trostlose Bild der öden Felder, der Bauern und Landa r beiter, die ums nackte Überleben kämpften. Er hatte die Macht des Multis einmal mehr unte r schätzt, aber klein beigeben gehörte nicht zu seinem Wortschatz. Eine Verbindung zu den Kindersklaven auf den Killing Fields, da müsste man ansetzen, wollte man den Konzern wirksam in die Schranken weisen. Er war bereit für die große Schlacht, sollte Mamot ihrem neuen Projekt Schwierigkeiten machen.
     
    Business District, Washington DC
     
    Marion klemmte die Aktentasche unter den Arm und drückte den Liftknopf mit dem Daumen der Linken, die sich krampfhaft um den Sack mit den Bagels krümmte, während sie gleichzeitig versuchte, die zwei Pappbecher, ›large‹, bis zum Rand g e füllt mit siedend heißem Ka f fee, auf dem Kartonuntersatz in der anderen Hand zu balancieren. Die Prozedur fand jeden Morgen statt, wenn sie ins Büro kam, und nicht jedes Mal lief alles so glimpflich ab wie an diesem Tag. Der Eingang zur Kanzlei stand offen, wie immer, wenn der Empfang besetzt war. Mit einem kurzen Gruß eilte sie an der strengen Rose mit dem Röntgenblick vorbei zum Büro des Seniorpartners, dessen Tür wie erwartet nur angelehnt war. Als sie mit dem gewohnten »Morgen P e ter, ich bin’s« eintrat, stellte sie sich unweigerlich die ewig gleiche Frage: was mache ich hier eigentlich? Sie mochte vieles sein in dieser Firma, aber sie war gewiss nicht Peters Dienstmädchen. Wie auch immer, weder sie noch Peter machten Ansta l ten, die Gewohnheit zu ändern, und nüchtern betrachtet profitierte sie ebenso von dieser sel t samen Symbiose. Nicht zuletzt durch die paar Minuten, in denen sie den Arbeitstag gemei n sam begannen, entstand eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen, ohne die sie manches Fettnäpfchen und die eine oder andere Kompetenzüberschreitung kaum schadlos überstanden hätte.
     
    Auf seinem Schreibtisch lag die ›Post‹, aufgeschlagen auf der Seite mit der für diese Zeitung geradezu reißerischen Schlagzeile: ›Showdown in Phoenix, Akt II‹. Der Untertitel lautete nicht weniger provokativ: ›Diego Martinez erschossen in Chicago aufgefunden – was wusste die Gouverneurin?‹ Vergangenheitsform. Lucy Martinez war nicht mehr Gouverneurin von Arizona. Ihr Rücktritt erfolgte kurz nach der Au f deckung des Clearwater-Subventionsbetrugs, der über Jahre unter ihren Augen stat t gefunden hatte. Das war der erste Akt, den Marion kannte. Sie stellte Kaffee und G e bäck auf den Tisch, drehte die Zeitung wortlos um und überflog den Artikel.
     
    »Ganz schön erfolgreich, dein Trip in den Süden, vom moralischen Standpunkt aus b e trachtet«, bemerkte Peter trocken, als sie wieder aufblickte. Die Nachricht vom gewaltsamen Tod dieses mysteriösen Martinez wühlte sie auf. Zweifellos war er einer der Hauptbeteiligten, und sie wäre ihm liebend gern juristisch auf die Zehen getreten, aber ein Mord? Hatten sie zuviel Staub aufgewühlt da unten in Arizona? Sie trank einen Schluck Kaffee, um den schalen Geschmack im Mund loszuwerden. Wenn sie sich auch noch so sehr dagegen sträubte, sie fühlte sich trotzdem mitschuldig an seinem Tod.
     
    »Warum Chicago?«, murmelte sie gedankenverloren. Peter beugte sich vor und schaute ihr in die Augen.
     
    »Bist du O. K.?«, fragte er besorgt. Sie sagte nichts, starrte nur durch ihn hindurch an die Wand. »Du machst dir doch nicht etwa Vorwürfe? Du hast nichts mit diesem Verbrechen zu tun, das weißt du.« Sie nickte langsam und wiederholte ihre Frage:
     
    »Warum Chicago? Was wollte er dort?«
     
    »Das werden wir wohl im dritten Akt lesen. Eines Tages musst du mir aber erklären, wie ihr beide das zustande gebracht habt.«
     
    »Ganz einfach«, antwortete sie mit gequältem Lächeln, »ich halte mich an das, was du mich gelehrt hast: man muss nur zur richtigen Zeit den richtigen Leuten die richt i gen Fragen ste l len.«
     
    »Brillant.« Für Peter war die Sache gelaufen, wie es schien, obwohl sie noch immer nicht wussten, wie das alles wirklich mit dem unseligen Senator O’Sullivan zusa m menhing. Sie war wie Lee überzeugt, dass der Skandal in Arizona nur die Spitze eines schmutzigen Ei s bergs unbekannten Ausmaßes war. Lee! Chicago! Sie hatte es plötzlich eilig, an ihren Co m puter zu kommen. Einer Eingebung folgend, stöberte sie in

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