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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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wiederholt werden, am besten mit billiger Kinderarbeit, wegen der niedrigen Abnahm e preise. Die Multis kontrollieren diesen Prozess von A bis Z sehr genau. Sie wissen Bescheid, wie auf diesen Farmen gearbeitet wird, das ist ein offenes Geheimnis. Sie haben es geschafft, die Farmer vollkommen abhängig zu machen. Obwohl die kleinen Betriebe rechtlich selbständig sind, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als nach der Pfeife der Großkonzerne zu tanzen.«
     
    »Großkonzerne wie – Mamot«, murmelte Ingo nachdenklich. Das Problem der Ki n derarbeit auf den ›Killing Fields‹, wie diese Baumwollfelder hier auch genannt wu r den, kannte er aus Zeitungsberichten. Druckerschwärze auf Papier, traurig und vergessen, sobald man die Ze i tung weglegte. Aber dass er vor ein paar Minuten den Tee der Leute getrunken hatte, die aus Not und Verzweiflung ihre eigenen Kinder in diese Hölle schickten, das fuhr ihm ganz anders in die Knochen. Ihn beschlich allmählich das Gefühl, mit der Antwort auf jede Frage in einen neuen Abgrund zu blicken, und irgendwo am Horizont tauchte stets der Name Mamot auf. Er schüttelte sich angewidert und ging zum Wagen.
     
    »Komm, mir reicht’s für heute.« Er saß schon am Steuer, als er die Folie hinter dem Haus bemerkte, die so gar nicht in diese Umgebung passte. Erstaunt fragte er: »Ist das eine NWAC-2?« Sayed hüstelte verlegen und nickte mit schuldbewusster Miene.
     
    »Sorry, ich dachte, ein kleiner Feldversuch kann nicht schaden.« Der quirlige I n genieur übe r raschte ihn stets aufs Neue. NWAC-2 war eine ihrer Entwicklungen, noch nicht ausgereift, aber vielversprechend. Die Folie war im Grunde eine Hightech-Variante der Segel, mit denen in Wüstengebieten Feuchtigkeit aus der Luft gesa m melt wird. Die raffinierte, mikroskopisch feine Beschichtung aus wasseranziehendem und abstoßendem Nanomaterial lieferte jedoch bis zu zehnmal mehr Wasser als ko n ventionelle Segel und entzog selbst trockener Luft noch Feuchtigkeit.
     
    »Und, funktioniert’s?«, schmunzelte er.
     
    »Ja, sehr gut sogar, es wäre eine gute Ergänzung zu anderen Methoden der Trin k wasserg e winnung.«
     
    »Aber?«
     
    »pH-Wert 4.7, war die letzte Messung, dann haben wir das Experiment abgebr o chen.« Ingo pfiff durch die Zähne und schnitt eine Grimasse, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Wasser mit pH 4.7 war nichts anderes als saurer Regen, nicht geeignet zum Verzehr. Saurer Tau?
     
    »Was zum Teufel – hast du es analysieren lassen?«
     
    Sayed schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, Experiment abgebrochen«, antwortete er ze r knirscht.
     
    Hier stimmte einiges ganz und gar nicht mehr. Seltsamerweise beunruhigte ihn der völlig überraschende Säuregehalt der Luft noch mehr als alles, was er bisher an di e sem Tag gelernt hatte. Das Phänomen erinnerte fatal an die Hinweise, die sich seit einiger Zeit sogar in der Tagespresse häuften, und die er bisher als billige Effe k thascherei der Klimapropheten belächelt hatte. Hinweise, die auf einen beschleuni g ten Anstieg sauren Regens über den Ozeanen rund um den Globus hindeuteten. So l che Aussagen zu Klimatrends, die auf Me s sungen über kurze Zeiträume gründeten, waren höchst fragwürdig, aber Sayeds gescheitertes Experiment passte auf geradezu unheimliche Weise in dieses Puzzle.
     
    »Was geht hier vor?«, fragte er denn auch seine Kollegen während der Telefonko n ferenz am Abend, nachdem er seinen Bericht beendet hatte. Russ Taylor, der Spezialist für Simul a tionen am anderen Ende der Leitung meldete sich:
     
    »Dieser pH-Wert jagt mir eine Heidenangst ein, Leute. Ich bin sicher, die Eierköpfe von Clean Future werden sich brennend dafür interessieren. Bis jetzt haben die Kl i maforscher jedenfalls noch keine Spur einer Erklärung für das, was seit zwei, drei Jahren mit unserem Wetter los ist. Einzig ihre Modelle werden immer komplexer. Da ist eine gigantische Scheiße am Dampfen, sage ich euch.«
     
    »Lassen wir die Spezialisten entscheiden«, warf Lee ein. »Mich interessiert im M o ment mehr, was eure nächsten Schritte im Tankwagenprojekt sind, Ingo. Versteht mich nicht falsch, ich finde den Vorschlag gut, aber vielleicht ist es schon zu spät.« Die Reaktion aus Kochi fiel heftig aus. Ingos Team protestierte unisono:
     
    »Zu spät? Quatsch, was soll das, wie meinst du das?«
     
    »Kenne deinen Feind, heißt es doch. Ihr solltet auch den Newsticker über Mamot verfolgen. Da wurde heute Morgen gemeldet, dass der Konzern

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