Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Umschweife zur Sache:
»Sie möchten mit mir über Ihren Vater reden?«
Er nickte, fügte aber schnell hinzu:
»Bei der Sichtung des Nachlasses haben wir gewisse Unregelmäßigkeiten festgestellt. Ich will offen zu Ihnen sein. Mein Vater hat Zahlungen einer Scheinfirma erhalten, die in den Subventionsschwindel um Clearwater verwickelt ist.«
»AZ Technologies›, sagte sie nüchtern und warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. »Ich will auch ehrlich zu Ihnen sein, Lee. Für Ihren Vater war ich stets so etwas wie ein rotes Tuch, seit das Select Committee ins Leben gerufen wurde. Er hat uns als illegitime Konku r renz betrachtet und keine Gelegenheit ausgelassen, unsere Arbeit lächerlich zu machen, ja gar zu behindern. Ich kann nicht sagen, dass ich ihn sonde r lich mochte.«
»Das ist mir bekannt. Gerade deshalb hoffte ich, dass Sie mir ein paar Hinweise g e ben kö n nten. Sie kennen seine Arbeit viel besser als ich und haben ihm und seinem Committee wah r scheinlich recht genau auf die Finger geschaut.«
»Da muss ich Sie leider enttäuschen. Es stimmt schon, dass wir die Kollegen des Senats mit Argusaugen beobachten und ihre Berichte eingehend studieren, aber bis jetzt sind keine Unregelmäßigkeiten, wie Sie sagen, aufgetaucht. Wenn Ihr Vater t a tsächlich etwas mit dem Skandal in Arizona zu tun hatte, verstand er es ausgezeic h net, das zu vertuschen.«
Lee schüttelte resigniert den Kopf und murmelte, mehr zu sich selbst: »Ich verstehe das nicht.« Er deutete auf den Aktenkoffer und fuhr fort: »Hier drin habe ich Beweise, dass über Jahre Milliardenbeträge über dieselbe Scheinfirma geflossen sind, die mein Vater beraten haben soll. Nicht nur das, es gibt Anzeichen, dass der Schwindel auch nach seinem Tod ei n fach weiterläuft.« Er beschloss, alles auf eine Karte zu setzen und fasste in wenigen Sätzen zusammen, was er über die Geldflüsse, fehlende CO2-Filter, den seligen Martinez und die Zusammenhänge mit Mamot und dem Nachfolger seines Vaters wusste. Beim Stichwort Douglas horchte sie auf.
»Der gottesfürchtige Senator Douglas, sieh an, sieh an«, sagte sie gedehnt. »Das sind schwerwiegende Unterstellungen, Lee.«
Noch sind es Unterstellungen, dachte er und antwortete betrübt: »Das Problem ist, dass ich noch gar nicht weiß, wie schwer. Ein Milliardenschwindel, an dem der Senat beteiligt ist, wiegt schwer genug, aber ich bin sicher, da steckt noch wesentlich mehr dahinter. Niemand scheint eine Ahnung zu haben, was wirklich mit dem Geld geschieht. Wer das herausfindet, deckt den wahren Skandal auf, und davor fürchte ich mich, ehrlich gesagt, ein wenig.«
Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander, bis sie auf die Uhr schaute und e r schreckt aufsprang. »Schon zwölf! Tut mir leid, ich werde erwartet. Ihre Geschichte hat mich sehr nachdenklich gestimmt, aber ich fürchte, ich kann nicht weiterhelfen und nichts unternehmen, solange ich keine handfesten Beweise habe. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte dieser Sache auf den Grund gehen, aber mir sind die Hände gebunden. Suchen Sie weiter. Ich kann Ihnen nur wünschen, dass Sie Erfolg haben. Auf jeden Fall ist meine Tür immer offen für Sie.« Sie verabschiedete sich eilig und lief in hohem Tempo zum Kapitol zurück.
Als Lee sich umdrehte, sah er Marion bereits die Treppe vom Museum herunterste i gen.
»Das war aber eine lange Sitzung«, spottete sie, als sie an die Bank trat.
»Immerhin hat sie mir mehr als die versprochenen zehn Minuten zugehört«, gab er mit müdem Lächeln zurück. Offenbar spürte sie, dass er nicht zu Scherzen aufgelegt war, denn die Ironie verschwand aus ihrem Gesicht. Sie fragte besorgt:
»Hat nicht viel gebracht, nicht wahr?«
Er zuckte nur die Achseln und schaute sie mit derart traurigen Hundeaugen an, dass sie ihn spontan am Arm packte und eindringlich flüsterte:
»Nicht den Kopf hängen lassen, Lee. Wir wussten beide, dass es kaum etwas Schwierigeres gibt, als die Festung des Kongresses zu knacken. Es braucht einfach Zeit. In Phoenix ist es uns auch gelungen.«
»Sie verstehen es falsch, Marion. Das ist es nicht. Jane Waters möchte sehr gerne mit uns zusammenarbeiten. Sie hat nur bedauert, dass wir keine Beweise haben.«
»Intelligente Frau«, bemerkte sie trocken. »Aber das sind doch gute Neuigkeiten. Früher oder später werden solche Beweise auftauchen. Niemand kann einen Schwi n del dieser Größenor d nung
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