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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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alles erklären sollte:
     
    »Geo-Engineering.«
     
    Marion zuckte die Schultern, schaute Lee ratlos an, ihr Gesicht ein einziges Frageze i chen.
     
    »Klimapfuscher«, erklärte Lee mit bitterem Lächeln. Drake hatte richtig vermutet. Diese Wahnsinnigen betrieben seit Jahren gigantische Fabriken, um das Klima zu verändern.
     
    Alicia ließ sich nicht provozieren. »Als Wissenschaftler müsste Sie unser Produ k tionsbetrieb eigentlich schon interessieren, habe ich recht?«, entgegnete sie trocken.
     
    Er antwortete nicht, und sie gab ihrem Chemiker das Zeichen, mit der Führung zu beginnen.
     
    »Warum zeigen Sie uns das alles?«, wollte Marion unvermittelt wissen. Alicias An t wort war an Lee gerichtet:
     
    »Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Sie den Sinn und die No t wendigkeit unseres Programms verstehen werden, sobald Sie den wissenschaftlichen Wert erkennen.« Es klang keineswegs ironisch, eher wie ein Ultimatum. Lee warf Marion einen warnenden Blick zu und schwieg. Petit begann, den Betrieb zu erklären:
     
    »Bevor ich Ihnen die Module zeige, möchte ich das Prinzip beschreiben. Was wir in den Execution Plants machen, ist vergleichbar mit dem, was bei einem Vulkanau s bruch in der A t mosphäre geschieht.«
     
    »Sulfat-Injektionen – natürlich – deshalb der Gips!«, rief Lee. »Ich fasse es nicht.«
     
    »Im Grunde haben Sie recht, nur verwenden wir kein SO2, sondern H2S. Die Herste l lung ist günstiger und das Gas leichter. Wir sprechen daher von Sulfid-Injektion.« Petit bemerkte Marions verständnislosen Blick und beeilte sich, die Zusammenhänge so allgemein verständlich zu formulieren, wie es ihm eben möglich war. »Ein Vu l kanausbruch schleudert Millionen Tonnen Schwefeldioxid in die oberen Schichten der Atmosphäre, die Stratosphäre. Zum Beispiel die Katastrophe am Mount Pinatubo auf den Philippinen 1991 hat schätzungsweise zwanzig Megatonnen des Gases in diese hohen Luftschichten katapultiert. Das Schwefeldioxid reagiert dort mit Wasser und Luftsauerstoff zu Schwefelsäure. Es en t steht ein feiner Nebel aus mikroskopisch kleinen Tröpfchen, und dieses Aerosol, wie wir sagen, wirkt auf zwei Arten kühlend auf den Planeten. Erstens reflektiert das Aerosol So n nenlicht direkt zurück in den Weltraum, und zweitens sind die Tröpfchen Kondensatio n skeime für vermehrte Wolkenbildung. In beiden Fällen wird die Sonneneinstrahlung r e duziert, das Klima kühlt sich ab. Kurzzeitig hat man nach dem Pinatubo-Ausbruch tatsächlich einen globalen Temperaturrückgang von einem halben Grad gemessen. Was wir hier tun, ist nichts anderes, als künstlich kontinuierlich ein Gas in die Stratosphäre und tiefere Luftschic h ten zu leiten, das die gleiche Wirkung hat: Schwefelwasserstoff. Die Idee dazu stammt im Prinzip aus einem Papier des Chemie-Nobelpreisträgers Paul Crutzen von 2006.«
     
    »Ihr seid vollkommen verrückt«, murmelte Lee verstört. Verrückt ist nicht der richtige Au s druck, dachte er und fühlte, wie die Wut in ihm wieder hochkochte. Diese Leute waren nichts anderes als skrupellose Verbrecher, die mit ihren wahnwitzigen Experimenten das Leben auf der Erde in höchstem Maß gefährdeten. Sie begingen Verbrechen, denen die ganze Menschheit schutzlos ausgeliefert war. Die Versuchung war groß, seinem Ärger Luft zu m a chen, ihnen die ungeheuerlichen, tödlichen Folgen ihres Tuns um die Ohren zu schlagen, aber er zwang sich zur Ruhe. Er musste wissen, wie sie es anstellten, das Klima derart zu manipulieren, dass sich sogar der Monsu n zyklus radikal veränderte.
     
    »Raffiniert, wollten Sie wohl sagen«, entgegnete Alicia mit verächtlichem Grinsen. »Wir produzieren sehr umweltfreundlich, wie Sie sehen werden, und wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat.« Wieder keine Ironie in der Stimme. Entweder war diese Frau eine hervo r ragende Schauspielerin, oder sie glaubte tatsächlich an den Blödsinn, der über ihre Lippen kam. Zu seinem Erstaunen doppelte der Chemiker nach:
     
    »Es stimmt. Wir produzieren nahezu Energie-autark und CO2-neutral. Kommen Sie.«
     
    Er führte sie in einen abgedunkelten Bereich, der im wesentlichen ein Aquarium in der Form einer enormen Glassäule enthielt, die sich bis zur Erdoberfläche erstreckte. »Unsere Farm«, erklärte er. »Hier züchten wir Algen, die den Grundstoff für alle weiteren Prozesse bilden. Das Wasser beziehen wir aus tiefen Felsschichten unter uns. Das besorgt das Modul hinter der blauen Tür nebenan

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