Das Komplott der Senatoren (German Edition)
bis zur Elektrolyse, wo wir Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff spalten.« Er wollte sie in einen Seitenkorridor führen, aber Alicia pfiff ihn mit einer Bemerkung zurück, die wie ein Befehl klang, über den man nicht diskutierte:
»Ich glaube, unsere Gäste haben genug gesehen. Danke, Robert.«
Er zog sich eilig zurück, wortlos, nickte nur verlegen. Lee sträubten sich die Haare, und Marion ging es nicht besser, so fest umklammerte ihre Hand die seine. Die Führung war zu Ende, die Hinrichtung vielleicht nur noch eine Frage weniger Seku n den. Er erwartete jeden Augenblick die Kugel des Bodyguards zwischen den Rippen. Der Schock schärfte seine Sinne erneut aufs Äußerste, trotzdem sah er keine Möglichkeit, Marion und sich selbst in Sicherheit zu bringen. Alle Alarmglocken schrillten in seinem Kopf, als Alicia den beiden Wachen einen unverständlichen B e fehl auf Französisch zurief und sich mit den zynischen Worten verabschiedete:
»Schade, dass wir Sie nicht für unsere Sache gewinnen konnten.«
Marion schmiegte sich enger an ihn. Er spürte, wie sie leise zitterte und ihr Herz au f geregt schlug. »Sie sollen uns verschwinden lassen«, murmelte sie tonlos.
Alicias Schergen stießen sie in einen Raum, ähnlich dem Modul, wo der Schwefe l wasserstoff produziert wurde. Es roch entsetzlich nach fauligem Tang und die mächtigen Walzen des Mahlwerks unter dem Steg, auf dem sie standen, erfüllten den Raum mit ohrenbetäubendem Getöse. Einer der Männer packte Marion überraschend am Arm, zerrte sie von ihm weg, versuchte sie zu Boden zu werfen. Die Aktion übe r rumpelte Lee dermaßen, dass er die nächsten ein, zwei Sekunden reglos, sprachlos, wie einen entsetzlichen Albtraum, wahrnahm. Er traute seinen Augen nicht, als er sah, wie Marion blitzschnell mit ihrer gesunden Rechten zupackte, den Schwung der hinterhältigen Attacke verstärkte, den Mann mit der verbundenen Hand kräftig vor die Brust stieß und ihm gleichzeitig die Beine blockierte. Der schwere Körper verlor das Gleichgewicht, der Angreifer stürzte mit grässlichem Gebrüll kopfüber in den Tank. Seine Todesschreie erstarben sogleich zwischen den blutroten Walzen.
Lee reagierte im selben Augenblick, als sich die Hände des Mannes von Marion lösten. Er fuhr herum und schmetterte dem fassungslosen Kumpel des Unglücklichen seinen ang e winkelten Ellbogen mit aller Kraft unters Kinn. Wie ein Ertrinkender schnappte er nach Luft. Die Waffe entglitt seiner Hand. Er griff sich stöhnend an die Kehle, versuchte das Gleichg e wicht zu halten. Lee riss die Maschinenpistole an sich, sprang einen Schritt zurück und richtete den Lauf auf den taumelnden Wachmann.
»Bring uns hier raus, verdammt noch mal!«, schrie er ihn an. Ohne den Mann aus den Augen zu lassen, schielte er zu Marion, die wie angewurzelt auf die blutigen Walzen starrte. »Bist du O. K., Schatz?« Sie schaute ihn mit leeren Augen an. Ihre Lippen bewegten sich, aber die Worte gingen im Lärm des Mahlwerks unter.
»Du hast das Richtige getan«, versuchte er sie zu trösten. »Er wollte dich töten – ve r dammt!«
Einen kurzen Moment hatte er nicht aufgepasst. Der Wachmann war schon an der Tür, sprang hinaus und verschwand nach wenigen Schritten im Korridor. Er fragte sich, wie lange es wohl dauerte, bis der Alarm losginge und sie richtig in der Scheiße säßen.
Marion regte sich endlich. Sie ergriff seine Hand und sagte entschlossen: »Los, verschwinden wir.«
»Die Idee könnte von mir sein«, grinste er gehetzt, während er sich fieberhaft ve r suchte, sich z u orientieren. Der einzige Fluchtweg, den er kannte, führte durch den Kontrollraum zur Plattform, wo er hergekommen war. Gefährlich, aber immerhin besaß er jetzt eine Waffe.
Sie hatten bisher nur wenige Leute in der Anlage gesehen. Trotzdem konnten in der nächsten Sekunde Bewaffnete aus allen Löchern auftauchen. Der Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht, als wie erwartet der Alarm losging. Rote Warnlampen leuchteten auf, die sie vorher nicht bemerkt hatten. Die schrillen Heultöne drangen durch Mark und Bein, doch er atmete auf, als sie die hell erleuchtete Glastür des Ko n trollraums erblickten. Dann kamen sie. Vier Männer des Sicherheitsdienstes stürmten durch den Kontrollraum auf sie zu. Zu spät, sich zu verbergen, die Truppe hatte sie schon bemerkt.
»Zurück!«, rief Lee atemlos.
Die Männer waren bereits an der Tür. Sobald sie sich öffnete, hatten
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