Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
Vom Netzwerk:
Zeit weggetreten, weiß nicht mal, wo sie mich hingebracht haben.«
     
    Viel schlauer war er auch nicht, aber immerhin wusste er von der hydraulischen Plattform, die ans Tageslicht führte. Und er erinnerte sich sehr genau, dass kein ve r schlossenes Tor den Weg versperrte, außer ihrer Zimmertür. Auf Hilfe von außen durften sie nicht hoffen. Man würde sie keinesfalls rechtzeitig finden. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als mit diesen dü r ftigen Informationen schleunigst einen Fluchtplan zu entwerfen, doch es sollte nicht mehr dazu kommen.
     
    Das Schloss knackte, die Tür sprang auf. Einer der Bodyguards stand im Türrahmen und herrschte sie an: »Mitkommen!«
     
    Beide zuckten unwillkürlich zusammen. Lee hatte ein flaues Gefühl im Magen. Ihm war, als schritten sie zur Hinrichtung, als die schwerbewaffneten Wächter sie vorn und hinten in die Zange nahmen und durch die Panzerglassperre in den Sicherheit s bereich geleiteten. Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Das Bewusstsein tödlicher Gefahr schärfte seine Sinne aufs Äußerste. Kein Detail, keine Bewegung entging ihm. Nur Sekundenbruchteile genügten ihm, sich einen genauen Überblick zu verschaffen. Sie befanden sich in einem überraschend we i träumigen Saal mit dem Grundriss eines Rhombus. Drei Wände bestanden aus Glas und gaben den Blick auf weitere Räume mit einer verwirrenden Vielfalt von Apparaturen frei. Alicia und ein Unbekannter im weißen Labormantel erwarteten sie an einer Art Kommando z entrale in der Mitte des Saals. Über den Schaltpulten und Monitoren schwebte ein Diagramm mit farbig markierten Zonen und Zustandsanzeigen, der schematische Grundriss der ganzen Anlage.
     
    Die Farbe der großen Zone im Zentrum des Plans war pastellgelb, genau wie der Fußboden, auf dem er stand. ›Command & Control‹ las er im gelben Viereck. Der Bau hatte die Form zweier aneinanderliegender Sechsecke. Zwei Bienenwaben, in s gesamt sechsmal so groß wie der Kontrollraum, eine weitläufige Kaverne. Ein krei s rundes Symbol etwas außerhalb der eigentlichen Anlage stellte offenbar den giga n tischen Aufzug dar, den er bereits kannte. Sie hatten ihn treffend mit ›Cemetery‹ – ›Friedhof‹ bezeichnet. Seine wissenschaftliche Neugier war geweckt. Für einen Augenblick vergaß er, in welch tödlicher Falle sie steckten. Es klang ehrlich verblüfft als er neugierig fragte:
     
    »Was zum Teufel ist das hier?«
     
    »Freut mich, dass Sie sich für unsere Arbeit interessieren«, lächelte Alicia kühl. »Ich möchte Ihnen Dr. Robert Petit vorstellen. Er ist Chemiker und kann Ihnen am besten erklären, worum es hier geht.«
     
    Petit war die Antithese seines Namens, ein hagerer Riese, mit jugendlichen Ges i chtszügen und einer Löwenmähne, die ausnahmslos aus grauen Haaren bestand. Er nickte nur zur B e grüßung, vermied jeden Augenkontakt.
     
    »XP/SN, wofür steht das?«, fragte Lee weiter. Der Name der Anlage, ›ENACT XP/SN‹, prangte unübersehbar auf dem Übersichtsplan. Sie waren am Ziel. Endlich würden sie e r fahren, was hinter dem milliardenschweren Betrug, den mysteriösen Gipstransporten, der paranoiden Geheimniskrämerei steckte. Er spürte, wie sich feine Schweißperlen auf seiner Stirn bildeten, seine Hände feucht wurden vor Aufregung. Hier also würden sie den wahren Zweck des streng geheimen ENACT Programms erfahren, mit eigenen Augen sehen, was Drake in seinem Bericht angedeutet hatte. Das versiegelte Buch des Doppellebens seines Vaters war im Begriff, sich zu öffnen.
     
    Alicia beantwortete seine Frage: »XP steht für Execution Plant, SN ist der Code für das Land, wie Sie wahrscheinlich erraten haben. Dies ist die Fabrik zur Umsetzung des ENACT Pr o gramms in Senegal.« Sie musterte ihn eingehend, als sie hinzufügte: »Sie kennen ENACT, nicht wahr?«
     
    »Nicht wirklich, habe davon gelesen«, murmelte er abwesend. Umsetzung in Senegal, das konnte nur eines bedeuten. Konsterniert fragte er:
     
    »Es gibt noch weitere solche Anlagen?«
     
    Ihre Mundwinkel zuckten spöttisch, doch in ihrer Antwort schwang unüberhörbarer Stolz mit: »Diese hier ist die älteste und kleinste. Wir betreiben insgesamt fünf Ex e cution Plants rund um den Globus, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, seit zehn Jahren.«
     
    Marion zeigte sich unbeeindruckt. »Und wozu das Ganze?«, fragte sie ungeduldig. Zum e r sten Mal öffnete Petit, der Chemiker, den Mund. Mit sonorer Bassstimme sagte er ein Wort, das offenbar

Weitere Kostenlose Bücher