Das Komplott der Senatoren (German Edition)
Bemerkung und fragte stattdessen:
»Was ist eigentlich wirklich los da unten?« Die Kommentare des Nachrichtensenders CNN, der dauernd und meist stumm auf seinem Bildschirm lief, bedeuteten im W e sentlichen nur, dass sie keine Ahnung hatten, warum Malis Truppen vor ein paar Stunden in Senegals Gre n zland eingefallen waren. Niemand wusste, ob außer im nordöstlichen Zipfel um Kidira noch in anderen Gegenden gekämpft wurde. Es war noch nicht einmal klar, ob es reguläre Truppen waren oder eine Splittergruppe der Streitkräfte, die auf eigene Faust operierten.
»Vergiss CNN, Maurice. Die plappern sowieso nur nach, was ihnen Al Jazeera und France 24 schlecht übersetzt vorkauen, und das ist nicht viel. Nein, unsere Quellen in Dakar haben seit Wochen von steigender Spannung zwischen den beiden Ländern berichtet. Wie du weißt, haben wir im Osten und Nordosten Senegals eine bestens funktionierende Infrastruktur für Trinkwasser und die Bewässerung der Felder aufg e baut. Auch in diesen Zeiten extremer Dürre gibt es genug sauberes Wasser, aber eben nur in Senegal, nicht jenseits der Grenze. Bis vor knapp einer Woche gab es einen schwunghaften Handel über den Grenzfluss bei Kidira. Unsere Tankwagen b e lieferten den ganzen Südosten Malis mit Frischwasser, doch dann stellten die Betonköpfe in Dakar plötzlich fest, dass das Wasser im Land langsam knapp wird. Seit fünf Tagen darf kein Tropfen mehr exportiert werden.«
»Und nun holt man es mit Waffengewalt«, nickte Leblanc nachdenklich.
»Genauso ist es. Wer konnte denn ahnen, dass die Idioten den Leuten einfach den Hahn zudrehen?«
»Du!« Der feinselige Blick, den er Krüger zuwarf, zeigte Wirkung. Unsicher sta m melte er:
»Ich – was – wie meinst du das?«
»Du kennst dich aus da unten«, antwortete Leblanc mit ironischem Lächeln. »Du kennst die Vorgeschichte, die Spannungen, wie du selbst eben gesagt hast. Du hättest den Konflikt voraussehen müssen.« Krüger erblasste ob dem ungeheuerlichen Vo r wurf.
»Aber – du glaubst doch nicht im Ernst ...« Er unterbrach ihn und fuhr ungerührt fort:
»Statt die nötige Vorsicht walten zu lassen hast du die Aktivitäten im gefährlichen Grenzg e biet noch kräftig ausgebaut und dabei das Leben unserer Mitarbeiter aufs Spiel gesetzt, Paul.«
Krüger sprang auf, schnappte nach Luft und brachte vor Aufregung kein Wort über die Li p pen. Ein erbärmlicher Anblick, dachte Leblanc und setzte noch einen drauf: »Was ist denn nun mit der Belegschaft und den Anlagen in Kidira?«
»Ich – sie ...«
»Was?«
»Wir – konnten noch niemanden erreichen«, gab Krüger kleinlaut zu. Leblanc hieb mit der Faust auf den Tisch. Es kostete ihn große Mühe, seinen Untergebenen nicht anzuschreien. Er war wütend wie selten zuvor, über die Unfähigkeit Krügers, aber ebenso über sich selbst. Er hätte viel früher reagieren müssen. Sein Manager für A f rika war überfordert, dafür gab es genügend Anzeichen, und das hatte ihm auch Alicia immer wieder zu verstehen gegeben. Es war höchste Zeit, diesen Mann zu e r setzen.
Krüger schien zu ahnen, was er vorhatte. Er setzte sich wieder und versuchte betont ruhig und emotionslos zu erklären, weshalb er sich für diese Standorte entschieden hatte:
»Maurice, Kidira ist der bedeutendste Knotenpunkt im Osten Senegals. Es ist - war – ein stark frequentierter Grenzübergang und die wichtige Eisenbahnverbindung Dakar – Niger führt durch den Ort. Es gibt intakte Grundwasservorräte ...«
Leblanc schüttelte den Kopf. »Es ist vorbei, Paul«, sagte er leise. »Du wirst verst e hen, dass ich unter diesen Umständen gezwungen bin, die Verantwortung in andere Hände zu legen. Alicia wird deine Geschäfte ab sofort übernehmen. Ich möchte, dass du dich für Spezialau f gaben zur Verfügung hältst.« Die letzten Worte verhallten ungehört, denn Krüger hatte das Büro kreideweiß und wortlos verlassen.
»Das war leider notwendig«, seufzte Alicia betrübt, als sie aus dem Nebenzimmer ins Büro trat. Sie reichte ihrem Chef ein zusammengefaltetes Blatt Papier. »Hier mein Vorschlag für die Ankündigung, und danke für das Vertrauen, Maurice.« Er lächelte müde. Einen langjähr i gen engen Mitarbeiter und Vertrauten zu feuern zerrte auch an seinen Nerven.
U. S. Interstate 10
Zur gleichen Zeit, als der Westen des Schwarzen Kontinents von den ersten bewaf f neten Konflikten um den Rohstoff
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