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Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Das Komplott der Senatoren (German Edition)

Titel: Das Komplott der Senatoren (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Anderegg
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Platz.
     
    »Ich würde unser Wasser liebend gern in der ganzen Gegend herumkarren, das kannst du mir glauben, aber unser Werbebudget ist jetzt schon am Anschlag.«
     
    Sayed schüttelte lachend den Kopf. »Wir würden es natürlich nicht kostenlos verteilen, Ingo. Die Lage in den Vorstädten und auf dem Land ist so katastrophal, dass das Ministerium gar nicht anders kann, als jede Initiative nach Kräften zu unte r stützen. Das höre ich jedenfalls von meinem Vetter Virender, und der sitzt an der Quelle.«
     
    Die Idee entbehrte nicht einer gewissen Logik, musste Ingo zugeben. Im Gegenteil, sie lag auf der Hand. Warum nicht ein eigenes Verteilnetz aufbauen, wenn die best e hende Infr a struktur nicht funktionierte? »Tankwagen, hmm?«, murmelte er und warf seinem Ingenieur einen nachdenklichen Blick zu. Er kannte Sayed. Er hätte niemals eine solche Andeutung gemacht, ohne die Idee vorher gründlich durchdacht zu haben. Wahrscheinlich hatte das Pr o jekt in seinem Kopf bereits einen Namen.
     
    »Ich glaube, wir besprechen das besser im Haus«, sagte er schließlich und ging h i nein.
     
    Wie vermutet, wusste Sayed genau, welches Gebiet sie beliefern sollten, um die beste Wirkung mit ihren beschränkten Mitteln zu erzielen, und welche Transportkapazität sie dazu benötigten. Ihre Fördermenge reichte aus, um zusätzlich vier Tankwagen einzusetzen, auch das hatte er bereits hieb- und stichfest berechnet.
     
    »Fehlt nur noch das Wichtigste, die Fahrzeuge«, bemerkte er, sichtlich beeindruckt von Sayeds Begeisterung für das Vorhaben. Der Ingenieur lächelte etwas verlegen.
     
    »Die Fahrzeuge«, murmelte er, als hätte er nicht früher an dieses Detail gedacht. »Die Fah r zeuge, die sind das einzige Problem, Ingo.«
     
    »Du willst nicht im Ernst behaupten, keine Lösung dafür zu haben. Das kaufe ich dir nicht ab. Es gibt doch genug arbeitslose Transporteure, deren Lastwagen hinter dem Haus verro s ten, oder irre ich mich?«
     
    »Da irrst du dich tatsächlich. Diese armen Kerle gibt es zwar massenhaft, aber wir werden wohl kaum einen finden, dessen Fahrzeug für unsere Zwecke geeignet ist. Was wir brauchen, sind moderne, saubere, gut isolierte Tankwagen.«
     
    »Und die existieren hier nicht?«
     
    »Doch, aber das ist ja das Problem. Es gibt genau eine Firma, die über eine solche Flotte verfügt und uns wahrscheinlich einige Wagen ausleihen kann: Magusto Ma r keting drüben in Ernakulam.«
     
    »Na, wunderbar, Problem gelöst.« Sayed schüttelte ärgerlich den Kopf.
     
    »Eben nicht. Magusto gehört zu hundert Prozent Mamot.«
     
    »Ach du grüne Neune!«, rief Ingo aus. Fehlte noch, dass sie mit diesen arroganten Gaunern Geschäfte machten. Er hatte nicht die geringste Lust, sich von Mamot über den Tisch ziehen zu lassen, was sie mit Sicherheit versuchen würden. Alles hatte sich so schön angehört. Ein zweites Standbein für DT Kochi, ein steter Zufluss staatlicher Gelder, eine Infrastruktur, die sie selbst kontrollierten, dringend nötige Hilfe für die Ärmsten und nebenbei publikumswir k same Gratiswerbung, wie man sie nicht besser wünschen konnte. »Mamot, ausgerechnet Mamot«, brummte er betrübt. »Wir müssen eine Alternative finden.«
     
    »Du kannst es gern versuchen, aber auf die Schnelle wirst du nichts anderes finden. Ich weiß, dass dir die Vorstellung nicht passt. Ich kann Mamot auch nicht leiden, aber nüchtern betrachtet können wir nur gewinnen. Mamot kann seine Überkapazität a b bauen, ohne echte Konkurrenz fürchten zu müssen. Wir decken ein Marktsegment ab, das sie ohnehin nicht beliefern, denn unser Wasser ist für die Leute bestimmt, die sich keine in Flaschen a b gepackte Luxuswässerchen oder gar Softdrinks leisten können.« Sayed hatte recht, nüchtern betrachtet, aber noch sträubte sich alles in ihm gegen einen solchen Deal. Es schmerzte außerordentlich, über seinen Schatten springen zu müssen.
     
    Von draußen drangen unvermittelt laute Rufe durch die dünnen Fensterscheiben ins Büro. Sayed sprang elektrisiert auf. »Ich schau mal nach«, rief er und eilte hinaus. Von dieser Seite des Gebäudes konnte man nicht sehen, was auf dem Platz vor sich ging, doch die lauter we r denden Stimmen bedeuteten mit Sicherheit nichts Gutes. Zögernd folgte Ingo seinem Ko l legen. Als er die Tür zum Platz öffnete, wollte er sie gleich wieder zuschlagen und verriegeln. Wütende Menschen zankten am Tank, schrien durcheinander, nicht wenige mit drohend e r hobenen

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