Das Komplott (German Edition)
besteht aus meiner neuen Assistentin Vanessa, die sich für dieses Projekt Gwen nennt, und zwei freien Mitarbeitern aus Roanoke – Slade, dem Videografen, und seinem Assistenten Cody. Slade bezeichnet sich selbst als Filmemacher und arbeitet von seiner Garage aus. Ihm gehören Kameras und Ausrüstung, und er sieht aus, wie man sich das vorstellt: langes, zum Pferdeschwanz gebundenes Haar, Jeans mit Löchern am Knie, Goldkettchen um den Hals. Cody ist jünger und verfügt über das richtige schmuddelige Äußere. Die beiden kosten mich tausend Dollar pro Tag zuzüglich Spesen und haben sich dafür verpflichtet, ihren Job zu machen und sich ansonsten möglichst unauffällig zu verhalten. Ich habe Barzahlung vereinbart und weder Skelter Films noch sonst irgendwas erwähnt. Das Projekt könnte ein Dokumentarfilm sein oder etwas ganz anderes. Sie sollen sich an meine Anweisungen halten und sich gegenüber Nathan Cooley nicht zu irgendwelchen Details äußern.
Vanessa ist am Vorabend in Radford eingetroffen, und wir sind gemeinsam in einem netten Hotel abgestiegen, wo wir uns auf ihren Namen angemeldet und mit einer Prepaid-Kreditkarte bezahlt haben. Ihrem Chef hat sie erzählt, sie habe eine Grippe und müsse auf Anweisung ihres Arztes ein paar Tage das Bett hüten. Vom Filmemachen versteht sie nichts, aber das habe ich mit ihr gemeinsam.
Nachdem wir uns in der Einfahrt alle irgendwie vorgestellt haben, sehen wir uns die Umgebung an. Nathans Garten besteht aus einem weiten, offenen Gelände, zu dem auch ein Berghang gehört. Eine Herde Weißwedelhirsche entschwindet über einen Zaun, als sie uns entdeckt. Ich frage Nathan, wie lange es dauert, seinen Rasen zu mähen, und er sagt, drei Stunden. Er deutet auf einen Traktorschuppen, wo ein hochmoderner John-Deere-Aufsitzmäher parkt. Er scheint neu zu sein. Nathan sagt, er sei ein Junge vom Land und liebe die freie Natur, wolle jagen, fischen und in den Garten hinter dem Haus pinkeln können. Außerdem müsse er immer noch an das Gefängnis denken und das Leben mit tausend Männern auf engstem Raum. Nein, er brauche einfach Platz. Während wir uns im Gehen unterhalten, schlendern Slade und Cody ziellos herum, werfen immer wieder einen Blick auf die Sonne, reiben sich das Kinn und reden leise miteinander.
»Mir gefällt es hier«, sage ich und ergreife die Initiative. »Ich will die Berge im Bild haben.«
Slade scheint dagegen zu sein, aber er holt mit Cody die Ausrüstung aus dem Van. Der Aufbau dauert ewig, und um mein künstlerisches Temperament zu demonstrieren, rege ich mich darüber auf. Gwen hat einen kleinen Make-up-Koffer dabei, und Nathan lässt sich widerstrebend mit Puder und etwas Rouge verschönern. Für ihn ist es bestimmt das erste Mal, und ich will, dass er sich wie ein richtiger Schauspieler fühlt. Gwen trägt einen kurzen Rock und eine Bluse, an der die meisten Knöpfe offen stehen – zu ihrem Job gehört es herauszufinden, wie leicht sich der Junge provozieren lässt. Ich tue so, als würde ich meine Notizen studieren, während ich Nathan beobachte, wie er Gwen beobachtet. Er genießt die Aufmerksamkeit und ihre aufreizende Art.
Als Kamera, Beleuchtung, Monitor und Ton so gut wie fertig sind, nehme ich Nathan beiseite, damit wir beide, der Regisseur und sein Star, meine Sichtweise der Dinge besprechen können.
»Also, Nathan, jetzt geht es zur Sache. Denken Sie an Gene, an seine Ermordung durch den Staat. Sie müssen ernst wirken, kein Lachen, keine Späßchen, verstanden?«
»Verstanden.«
»Sprechen Sie langsam, als wäre jedes Wort eine Qual. Ich stelle die Fragen, Sie sehen in die Kamera und reden einfach. Verhalten Sie sich ganz natürlich. Sie sind ein attraktiver Mann und kommen bestimmt gut rüber, aber es ist wichtig, dass Sie einfach Sie selbst sind.«
»Ich versuche es«, sagt er, und es ist offenkundig, dass er sich wirklich auf die Sache freut.
»Noch ein letzter Punkt, den ich eigentlich gestern schon hätte erwähnen sollen. Wenn der Film die erhoffte Wirkung hat und die DEA bloßstellt, könnte die sich rächen wollen und zurückschlagen. Ich traue der DEA nicht über den Weg, das sind alles Gangster, die vor nichts zurückschrecken. Deswegen ist es wichtig, dass Sie nicht mehr im Geschäft sind.«
»Ich bin clean«, sagt er.
»Sie dealen nicht mehr?«
»Bestimmt nicht. Ich will nicht wieder in den Knast. Das ist einer der Gründe, warum ich weggezogen bin, weg von meiner Familie. Die kochen immer noch Meth und verkaufen es,
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