Das Komplott (German Edition)
Ärger?«
Er lacht. »Ärger ist bei den Cooleys der Normalzustand. Wir sind für unsere Streitereien berüchtigt.«
»Dann mache ich Ihnen einen Vorschlag. Wir unterschreiben einen einseitigen Vertrag, den meine Anwälte ausgearbeitet haben und der so einfach formuliert ist, dass Sie keinen eigenen Anwalt benötigen, außer Sie wollen Ihr Geld zum Fenster hinauswerfen. In dem Vertrag heißt es, dass Sie, Nathan Cooley, nach Kräften an der Produktion des Dokumentarfilms mitarbeiten werden. Dafür erhalten Sie achttausend Dollar, das ist das Minimum für Schauspieler in solchen Filmen. Von Zeit zu Zeit können Sie sich ansehen, was wir bis dahin haben, und – ganz wichtig – wenn Ihnen nicht gefällt, was Sie sehen, können Sie Ihre Zustimmung jederzeit zurückziehen, und ich darf nichts von den Aufnahmen mit Ihnen verwenden. Das ist ein fairer Deal.«
Er nickt und überlegt, ob es irgendeinen Haken gibt, aber Nathan ist kein großer Denker. Außerdem ist er vom Alkohol beflügelt. Ich vermute, allein bei dem Wort »Schauspieler« läuft ihm das Wasser im Mund zusammen.
»Achttausend Dollar?«, wiederholt er.
»Ja, wie gesagt, das sind Filme mit kleinem Budget. Da verdient keiner das große Geld.«
Das Interessante ist, dass ich zuerst das Thema Geld anspreche, nicht er. Ich versüße ihm das Geschäft noch. »Außerdem bekommen Sie eine Erfolgsbeteiligung.«
Erfolgsbeteiligung. Weiß der Kuckuck, was sich Nathan darunter vorstellt.
»Das heißt, Sie bekommen ein paar Dollar, falls irgendwo Karten für den Film verkauft werden, aber darauf würde ich mich nicht verlassen«, erkläre ich. »Sie tun das nicht für Geld, Nathan. Sie tun es für Ihren Bruder.«
Auf dem Teller vor ihm türmen sich die Knochen. Die Kellnerin bringt uns die dritte Runde Bier und nimmt die Reste mit. Ich muss das Gespräch in Gang halten, damit er nicht ins Nachdenken gerät.
»Was für ein Mensch war Gene?«, frage ich.
Er schüttelt den Kopf und sieht aus, als würde er gleich anfangen zu weinen. »Mein großer Bruder. Unser Vater hat sich abgesetzt, als wir noch klein waren. Gene und ich, wir hatten nur uns.«
Er erzählt ein paar Geschichten aus ihrer Kindheit, lustige Anekdoten über zwei Kinder, die sich irgendwie durchschlagen müssen. Wir trinken unser drittes Bier aus, bestellen noch eine Runde und nehmen uns vor, danach aufzuhören.
Am nächsten Vormittag um zehn Uhr treffe ich mich mit Nathan in einem Café in Radford. Er überfliegt den Vertrag, stellt ein paar Fragen und unterschreibt. Ich unterzeichne als Vorstand von Skelter Films und händige ihm einen Scheck über achttausend Dollar aus, der auf ein Firmenkonto in Miami gezogen ist.
»Wann fangen wir an?«, fragt er.
»Da ich schon einmal hier bin, bleibe ich am besten gleich da. Je eher, desto besser. Was ist mit morgen Vormittag?«
»Von mir aus. Wo?«
»Da habe ich mir was überlegt. Wir sind hier im Südwesten von Virginia, wo die Berge eine wichtige Rolle spielen. Die Landschaft hat viel mit der Geschichte zu tun. Die Abgeschiedenheit der Berge und so. Ich würde gern draußen arbeiten, zumindest am Anfang. Wir können den Drehort ja immer noch wechseln. Leben Sie in der Stadt oder auf dem Land?«
»Ich habe ein Haus ganz in der Nähe der Stadt gemietet. Vom Garten aus hat man einen schönen Blick auf die Berge.«
»Das sehe ich mir mal an. Ich bin morgen um zehn mit einer kleinen Crew bei Ihnen, dann finden wir heraus, wie die Lichtverhältnisse sind.«
»Okay. Ich habe mit meiner Mutter gesprochen, aber die will auf keinen Fall.«
»Kann ich mit ihr reden?«
»Sie können es versuchen, aber sie ist eine harte Nuss. Sie will nicht, dass Sie oder sonst irgendwer einen Film über Gene und unsere Familie drehen. Sie meint, Sie wollen sich nur über uns Bauerntölpel lustig machen.«
»Haben Sie ihr erklärt, dass Sie während der Bearbeitung Ihr Veto einlegen können?«
»Habe ich versucht. Sie war betrunken.«
»Das tut mir leid.«
»Bis morgen.«
30
Nathan wohnt in einem kleinen roten Backsteinhaus an einer schmalen Straße einige Kilometer westlich der Stadtgrenze von Radford. Der nächste Nachbar lebt in einem überbreiten Wohnmobil auf halbem Weg zum anderthalb Kilometer entfernten Highway. Der Rasen vor dem Haus ist ordentlich gemäht, und die schmale Veranda wird von ein paar Büschen gesäumt. Er spielt draußen mit seinem gelben Labrador, als wir ankommen und hinter seinem hochglanzpolierten neuen Pick-up parken.
Meine Elitecrew
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