Das Komplott (German Edition)
in letzter Zeit mit den Frauen nicht so lief, das geht jetzt erst wieder los. Sie verstehen, was ich meine?«
»Natürlich. Ihre Gefängnisstrafe hat was mit dem Vorfall zu tun, bei dem Ihr Bruder getötet wurde?«
»Sie haben’s erfasst. Ich habe mich schuldig bekannt und bin für fünf Jahre hinter Gittern gelandet. Mein Cousin sitzt immer noch, in Big Sandy, drüben in Kentucky, ein ganz übles Loch. Die meisten Cousins von mir sind entweder im Knast oder tot. Das ist ein Grund, warum ich nach Radford gezogen bin, Mr. Baldwin: weil ich nichts mehr mit dem Drogenhandel zu tun haben wollte.«
»Verstehe. Bitte nennen Sie mich Reed. Mr. Baldwin ist mein Vater.«
»Okay. Und ich bin Nathan oder Nate.« Wir stoßen wieder an, als stünden wir uns plötzlich viel näher. Im Gefängnis haben wir ihn Nattie genannt. »Erzählen Sie mir von Ihrer Filmfirma.«
Damit habe ich gerechnet, aber es ist trotzdem ein gefährliches Terrain.
Ich nehme einen Schluck und lasse ihn langsam durch die Kehle rinnen. »Skelter ist ein junges Unternehmen mit Sitz in Miami und besteht nur aus mir, zwei Partnern und einer Angestellten. Ich habe jahrelang für eine größere Produktionsfirma in L.A. gearbeitet, Cove Creek Films, vielleicht haben Sie von ihr gehört.«
Hat er nicht. Er inspiziert gerade den wohlgeformten Hintern einer hübschen jungen Kellnerin.
»Auf jeden Fall hat Cove Creek jede Menge Preise gewonnen und gutes Geld verdient, sofern das in diesem Geschäft möglich ist, aber letztes Jahr ging alles den Bach hinunter. Ein Riesenstreit über die kreative Leitung und die nächsten Projekte. Wir stecken mitten in einem hässlichen Prozess, der sich wohl noch jahrelang hinziehen wird. Es gibt sogar eine einstweilige Verfügung eines Bundesgerichts in L.A., die mir untersagt, über Cove Creek und den Prozess auch nur zu sprechen, echt verrückt.«
»Warum leben Sie jetzt in Miami?«
»Ich habe da vor ein paar Jahren an einem Film über Rüstungsunternehmen gearbeitet, die sich an Regierungsaufträgen bereichern, und mich in die Stadt verliebt. Ich wohne in South Beach. Waren Sie da schon mal?«
»Nein.« Bis auf die vom U.S. Marshals Service organisierten Ausflüge war Nathan noch nie weiter als vierhundert Kilometer von Willow Gap entfernt.
»Da ist echt was los. Schöne Strände, hübsche Mädchen, wildes Nachtleben. Ich habe mich vor vier Jahren scheiden lassen und genieße jetzt mein Singleleben. Ungefähr die Hälfte des Jahres verbringe ich da. Den Rest der Zeit bin ich unterwegs und filme.«
»Wie filmt man überhaupt eine Doku?«, fragt er und kippt mehr Bier hinunter.
»Ganz anders als einen Kinofilm. Meistens arbeite ich allein mit einem Kameramann, vielleicht noch mit ein oder zwei Technikern. Wichtig ist die Geschichte, nicht die Landschaft oder das Gesicht des Schauspielers.«
»Und Sie wollen mich filmen?«
»Unbedingt. Sie, vielleicht Ihre Mutter, vielleicht andere Familienmitglieder. Ich will sehen, wo Ihr Bruder ums Leben bekommen ist. Ich bin auf der Suche nach der Wahrheit, Nathan. Wenn ich beweisen kann, dass die DEA systematisch Drogenhändler eliminiert, sie kaltblütig ermordet, können wir diesen Dreckskerlen vielleicht das Handwerk legen. Mein Neffe war dabei abzurutschen und hatte angefangen, mit Crack zu handeln, aber er war kein abgebrühter Dealer. Dumm vielleicht, aber nicht gefährlich. Er war siebzehn und unbewaffnet, und er wurde durch drei Schüsse aus nächster Nähe getötet. Am Tatort wurde eine gestohlene Pistole gefunden, und die DEA behauptet, die hätte ihm gehört. Verlogenes Pack!«
Nathan ist die Empörung jetzt deutlich anzusehen, gleich steht ihm der Schaum vor dem Mund.
Ich setze noch eins drauf. »Bei dem Film wird es um drei, vielleicht vier solche Mordfälle gehen. Ob der an meinem Neffen dabei sein wird, weiß ich noch nicht, weil ich der Regisseur bin. Vielleicht bin ich da zu nah dran. Ich habe bereits die Story von José Alvarez in Amarillo, Texas, verfilmt, einem neunzehnjährigen Arbeiter ohne Papiere, der von vierzehn DEA -Kugeln durchsiebt wurde. Das Problem ist, dass keiner in der Familie Englisch spricht und illegale Einwanderer nicht mit viel Sympathie rechnen können. Außerdem die Story von Tyler Marshak, einem College-Studenten aus Kalifornien, der mit Marihuana handelte. Die DEA hat sein Studentenwohnheim gestürmt wie die Gestapo und ihn in seinem Bett erschossen. Vielleicht haben Sie davon gelesen.«
Hat er nicht. Der Nathan Cooley, den ich
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