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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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verabredet.« Er geht weiter und zeigt die Richtung an. »Alles wirkte ganz normal. Wir parkten neben dem anderen Auto, und unser Mann, nennen wir ihn Joe, also Joe steigt aus und begrüßt uns. Wir sagen Hallo und gehen nach hinten zur Ladefläche von Genes Pick-up. In einem abgeschlossenen Werkzeugkasten liegen ungefähr fünf Kilo Meth, gutes Zeug, das meiste davon hat Gene selbst gekocht, und unter einer Sperrholzplatte ist eine kleine Kühltasche mit noch einmal fünf Kilo versteckt. Die Lieferung hatte also ein Gesamtgewicht von rund zehn Kilo mit einem Großhandelswert von fast zweihunderttausend Dollar. Wir holten das Zeug aus dem Auto, packten es in Joes Kofferraum, und als wir den zuschlugen, brach die Hölle los. Bestimmt ein Dutzend DEA -Beamte stürzte sich auf uns. Keine Ahnung, wo die alle herkamen, es ging sehr schnell. Joe war plötzlich auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Gene wurde zu seinem Pick-up geschleift. Er verfluchte Joe und stieß alle möglichen Drohungen aus. Ich hatte solche Angst, dass ich kaum atmen konnte. Sie hatten uns auf frischer Tat ertappt, wir waren eindeutig schuldig, und ich wusste, dass ich im Gefängnis landen würde. Ich bekam Handschellen angelegt, dann wurden meine Brieftasche und meine Hosentaschen durchsucht, und ich wurde auf dem Pfad da drüben abgeführt. Als sie mich wegbrachten, warf ich einen Blick über die Schulter und konnte gerade noch Gene auf dem Boden liegen sehen, beide Hände auf dem Rücken. Er war wütend und fluchte immer noch. Ein paar Sekunden später hörte ich Schüsse und Genes Schrei, als er getroffen wurde.«
    Ich rufe »Cut!« und gehe einen Augenblick im Kreis herum. »Lasst uns das noch mal machen«, sage ich, und das Ganze fängt wieder von vorn an. Nach dem dritten Durchgang bin ich zufrieden und setze meinen nächsten Einfall um. Nathan soll sich dort positionieren, wo er Gene zuletzt gesehen hat. Wir stellen ihm einen Klappstuhl hin, und er setzt sich.
    »Nathan«, sage ich, als die Kamera läuft, »was war Ihre erste Reaktion, als Sie die Schüsse hörten?«
    »Ich konnte es nicht glauben. Gene lag ja schon am Boden, und es standen mindestens vier DEA -Typen um ihn herum. Er hatte die Hände auf dem Rücken, allerdings noch keine Handschellen angelegt bekommen. Eine Waffe hatte er nicht. Im Pick-up waren eine Schrotflinte und zwei 9-Millimeter, aber die hatten wir nicht mitgenommen. Egal, was die DEA später gesagt hat: Gene war unbewaffnet.«
    »Und als Sie dann die Schüsse hörten?«
    »Da blieb ich stehen und brüllte ›Was ist das? Was ist los?‹ oder so. Ich rief nach Gene, aber die Beamten schoben mich weiter, immer den Weg entlang. Ich konnte mich nicht umsehen, dafür war ich zu weit weg. Also sagte ich: ›Ich will meinen Bruder sehen‹, aber die lachten nur und schubsten mich weiter in die Dunkelheit. Irgendwann kamen wir zu einem Van, und ich musste einsteigen. Dann fuhren sie mich zu einem Gefängnis in Bluefield, während ich die ganze Zeit nach meinem Bruder fragte. ›Was ist mit meinem Bruder? Wo ist Gene? Was haben Sie mit Gene gemacht?‹«
    »Cut. Eine Minute Pause«, sage ich zu Slade.
    Ich sehe Nathan an. »Sie können jetzt ruhig Gefühle zeigen, Nathan. Denken Sie an die Menschen, die diesen Film sehen werden. Was sollen die fühlen, wenn sie diese furchtbare Geschichte hören? Wut? Verbitterung? Trauer? Sie müssen dafür sorgen, dass diese Gefühle rüberkommen. Versuchen wir’s also noch mal, aber diesmal mit Gefühl. Schaffen Sie das?«
    »Ich geb mir Mühe.«
    »Film ab, Slade. Wann haben Sie erfahren, dass Ihr Bruder tot ist?«
    »Am nächsten Morgen im Gefängnis kam ein Polizist mit irgendwelchen Papieren zu mir. Den fragte ich nach Gene. ›Ihr Bruder ist tot‹ war die Antwort. ›Hat versucht zu fliehen, und die DEA -Leute haben ihn niedergeschossen.‹ Einfach so. Kein Mitgefühl, keine Regung, nichts.« Nathan legt eine Pause ein und schluckt mühsam. Seine Lippen beginnen zu zittern, und seine Augen werden feucht. Hinter der Kamera recke ich den Daumen nach oben. Er spricht weiter. »Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich stand unter Schock. Gene hat nicht versucht zu fliehen. Gene wurde ermordet.« Er wischt sich mit dem Handrücken eine Träne ab. »Tut mir leid«, sagt er leise und leidet wirklich. Das ist keine Schauspielerei, das sind echte Gefühle.
    »Cut«, sage ich, und wir legen eine Pause ein.
    Gwen erscheint mit Pinsel und Kosmetiktüchern. »Sehr gut, einfach nur gut«, sagt

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