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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Verdacht schöpfen konnte. Es war ein Schock, ihn den Namen Malcolm Bannister aussprechen zu hören. Jetzt müssen wir herausfinden, warum. Malcolm presste Daumen und Zeigefinger gegen den Nasenrücken, wenn er nachdachte. Er legte die Finger aneinander, wenn er zuhörte. Er neigte den Kopfs etwas nach rechts, wenn er sich amüsierte. Er senkte den Kopf, wenn er skeptisch war. Er bohrte mit dem rechten Zeigefinger gegen die rechte Schläfe, wenn ihn ein Gespräch langweilte.
    »Du musst die Hände ruhig halten und darfst nicht im Gesicht herumfummeln«, rät Vanessa. »Und du musst tiefer sprechen.«
    »War meine Stimme zu hoch?«
    »Wenn du viel redest, wird sie wieder normal. Halt dich zurück. Weniger ist mehr.«
    Wir diskutieren, wie ernst wir seinen Verdacht nehmen müssen. Vanessa ist davon überzeugt, dass Nathan an Bord ist und sich schon auf Miami freut. Sie ist sicher, dass mich niemand aus meiner Vergangenheit erkennen würde. Das denke ich im Grunde auch, aber ich habe mich noch nicht von dem Schock erholt, meinen alten Namen aus Nathans Mund zu hören. Fast glaube ich, dass er das mit einem Augenzwinkern getan hat, als wollte er sagen: »Ich weiß, wer du bist, und ich weiß, warum du hier bist.«

32
    Nathan besteht darauf, uns bei unserem Besuch in seiner Heimatstadt Willow Gap zu begleiten, daher schlängeln wir uns den zweiten Vormittag hintereinander durch die Berge, mit ihm am Steuer und Gwen, die munter über die begeisterte Reaktion aus Miami schnattert, auf dem Rücksitz. Sie erzählt Nathan, Tad Carsloff und andere wichtige Leute in der Zentrale hätten sich das gesamte Material gestern Abend angesehen und seien mehr als überzeugt. Nathan habe vor der Kamera so eingeschlagen, dass er damit der Produktion unseres Dokumentarfilms die entscheidende Wendung gegeben habe. Vor allem aber sei einer unserer wichtigsten Investoren gerade in Miami und habe die Aufnahmen aus Virginia gesehen. Der Mann sei von Nathan und dem gesamten Film so beeindruckt gewesen, dass er seine Beteiligung verdoppeln wolle. Das sei jemand mit erheblichen Mitteln, der meine, der Film solle mindestens neunzig Minuten lang werden. Unsere Arbeit könne dazu führen, dass gegen DEA -Beamte ermittelt werde. Ein Skandal, wie ihn Washington noch nicht erlebt habe, sei denkbar.
    Während ich mir ihren Redefluss anhöre, telefoniere ich angeblich mit unserer Firmenzentrale, habe aber tatsächlich niemanden am Apparat. Von Zeit zu Zeit gebe ich irgendwelche Laute von mir und sage etwas Tiefschürfendes, aber ich höre in erster Linie zu, brüte vor mich hin und tue so, als wäre der kreative Prozess eine schwere Last. Manchmal werfe ich einen Seitenblick auf Nathan. Wir haben den Jungen am Haken.
    Beim Frühstück hat Gwen mich noch einmal ermahnt, so wenig wie möglich zu sagen, mit tiefer Stimme zu sprechen und die Hände vom Gesicht zu lassen. Ich habe kein Problem damit, ihr das Reden zu überlassen, sie macht das sehr gut.
    Gene Cooley liegt hinter einer nicht mehr genutzten ländlichen Kirche auf einem kleinen, vom Unkraut überwucherten Friedhof mit etwa hundert Gräbern. Ich sage Slade und Cody, sie sollen mehrere Aufnahmen vom Grab und seiner Umgebung machen, dann stelle ich mich ein wenig abseits, um ein weiteres wichtiges Telefonat zu führen. Nathan fühlt sich mittlerweile schon als Filmstar und schlägt vor, dass er sich vor laufender Kamera neben das Grab kniet, was Gwen erneut in Begeisterung versetzt. Ich nicke aus der Ferne mit dem Handy am Kinn, während ich mich im Flüsterton mit mir selbst unterhalte. Nathan quetscht sogar ein paar Tränen heraus, die Slade in einer Nahaufnahme einfängt.
    Offiziell hat Willow Gap fünfhundert Einwohner, aber die sind nirgends zu sehen. Der eigentliche Ortskern besteht aus einem Sträßchen, in dem das Unkraut sprießt, mit vier baufälligen Gebäuden und einem Dorfladen, zu dem auch die Post gehört. Einige Passanten sind unterwegs, und Nathan wird nervös. Er kennt diese Leute und will nicht mit einer Kameracrew gesehen werden. Er erklärt uns, dass die meisten Einwohner, einschließlich seiner Familie und Freunde, außerhalb des Dorfs an den schmalen Landstraßen und tief in den Tälern leben. Die Menschen hier sind von Natur aus misstrauisch, und jetzt verstehe ich, warum er uns begleiten wollte.
    Eine Schule, die er und Gene besucht hätten, gibt es nicht; die Kinder von Willow Gap werden mit dem Bus eine Stunde lang durch die Gegend kutschiert.
    »Da fällt’s nicht auf,

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