Das Komplott (German Edition)
eine Woche Drogen und Sex? War das alles für Ihren persönlichen Gebrauch bestimmt, oder wollten Sie andere reiche Amerikaner damit beglücken?«
»Das ist doch ein Scherz, oder? Wo ist Reed? Genug gelacht. Bringen Sie mich hier raus.«
Fremont nahm die Handschellen von seinem Gürtel. »Drehen Sie sich um. Hände auf den Rücken.«
»Reed!«, brüllte Nathan plötzlich. »Ich weiß, dass Sie da sind. Sie Arsch! Genug gelacht! Sagen Sie den Clowns hier, dass es reicht!«
»Drehen Sie sich um«, wiederholte Fremont, aber Nathan folgte der Aufforderung nicht. Stattdessen brüllte er immer lauter.
»Reed! Das zahle ich Ihnen heim! Selten so gelacht! Jetzt kommen Sie schon.«
Die anderen beiden Beamten traten vor und nahmen Nathan an den Armen.
Er war schlau genug zu merken, dass Widerstand zwecklos war. Nachdem sie ihm Handschellen angelegt hatten, führten sie ihn aus dem Zimmer. Er sah sich verzweifelt nach allen Seiten im Gang um, hielt nach Reed oder sonst irgendjemandem Ausschau, der diesem Albtraum ein Ende bereitete. Sie gingen an offenen Türen vorbei, die zu Zimmern mit zwei oder drei praktisch direkt nebeneinander stehenden Betten führten. Sie passierten an die Wände des Gangs geschobene Liegen mit bewusstlosen Patienten, Krankenschwestern, die Patientenkarten ausfüllten, fernsehende Pfleger. Alle waren schwarz. Nathan wurde klar, dass er wirklich in Jamaika war. Er wurde durch ein Treppenhaus zum Ausgang bugsiert. Als er in die schwere Luft und die gleißende Sonne hinaustrat, wusste er, dass er auf fremdem Boden in feindlichem Gelände stand.
Ein Taxi bringt Vanessa zum Flughafen, wo sie um 9.40 Uhr den Flug nach Atlanta nehmen wird. Sie soll heute Abend um 18.50 Uhr in Roanoke eintreffen. Von dort wird sie nach Radford fahren und sich ein Motelzimmer nehmen. Ich werde erst in einigen Tagen nachkommen.
Ich fahre mit einem anderen Taxi ins Stadtzentrum von Montego Bay. Im Gegensatz zur dreihundert Jahre alten Hauptstadt Kingston ist Montego Bay eine neue Stadt, die aus der Verschmelzung der landeinwärts wuchernden Ferienanlagen, Hotels, Eigentumswohnungen und Einkaufszentren mit bestehenden Siedlungen entstanden ist. Es gibt keine Hauptstraße, keinen zentralen Platz, kein imposantes Gerichtsgebäude im Herzen der Stadt. Die Behörden und Verwaltungseinrichtungen liegen weit verstreut, wie auch die meisten Bürogebäude. Mein Fahrer bringt mich zur Kanzlei von Mr. Rashford Watley. Ich bezahle und laufe eine Treppe zu einem Absatz hinauf, von dem aus Türen zu den kleinen Büros einer ganzen Reihe unabhängig arbeitender Anwälte führen. Mr. Watley hat mir am Telefon erklärt, dass er normalerweise am Samstag nicht arbeite, für mich aber eine Ausnahme mache. In seiner Anzeige in den Gelben Seite prahlt er mit dreißigjähriger Erfahrung vor allen Strafgerichten. Als wir uns die Hand schütteln, ist ihm anzumerken, dass er angenehm überrascht ist, einen Schwarzen vor sich zu haben. Wahrscheinlich ist er davon ausgegangen, dass ich ein amerikanischer Tourist wie jeder andere bin.
Wir lassen uns in seinem bescheidenen Büro nieder, und nachdem wir ein paar Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht haben, komme ich zur Sache. Er schlägt vor, auf Formalitäten zu verzichten und zum Vornamen überzugehen. Also Reed und Rashford. Ich erzähle ihm kurz von meinem Hintergrund als Filmemacher, meinem aktuellen Projekt mit Nathan Coley und so weiter, wechsle aber bald das Thema. Ich erkläre, dass ich mich mit Coley ein paar Tage erholen wollte. Da er sich an Bord der Maschine bis zur Bewusstlosigkeit betrunken habe, sei er bei unserer Ankunft von einem Notarztteam erwartet worden. Ich sei mir nicht sicher, habe aber den Verdacht, dass er versucht habe, Drogen und eine Waffe einzuschmuggeln. Mir sei es am Vorabend gelungen, mich im allgemeinen Chaos abzusetzen. Nun wolle ich Rashford aus zwei Gründen engagieren: Zum einen und zuallererst solle er mich vertreten und vor etwaigen Problemen schützen, und zweitens solle er herumtelefonieren und seine Beziehungen spielen lassen, um herauszufinden, was mit Coley sei und wessen er beschuldigt werde. Rashford solle Coley im Gefängnis besuchen und ihm ausrichten, ich sei dabei, alles zu tun, um ihn herauszuholen.
Rashford versichert, das sei kein Problem. Wir einigen uns auf ein Honorar, das ich bar bezahle. Er hängt sich sofort ans Telefon und erkundigt sich bei seinen Kontaktleuten beim Zoll und bei der Polizei. Ich weiß nicht, ob er für mich eine Show
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