Das Komplott (German Edition)
Richter oder wem auch immer erklären, dass das alles in Irrtum ist. Ich bin unschuldig! Irgendwer muss mir doch glauben.«
»Ich werde mein Bestes tun, Mr. Coley. Aber es muss alles nach Vorschrift laufen, und das dauert hier in Jamaika. Das Gericht wird eine erste Anhörung ansetzen, die in ein paar Tagen stattfinden wird, dann wird Anklage erhoben.«
»Was ist mit Kaution? Kann ich gegen Kaution freikommen?«
»Ich verhandle gerade mit einem Kautionsagenten, aber ich habe nicht viel Hoffnung. Das Gericht würde davon ausgehen, dass Fluchtgefahr besteht. Wie viel Geld haben Sie zur Verfügung?«
Nathan schnaubt und schüttelt den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich hatte tausend Dollar in meiner Brieftasche, wo auch immer die jetzt ist. Das Geld ist bestimmt weg. In meiner Hosentasche waren fünfhundert Dollar, die sind auch weg. Die haben mir alles abgenommen. Zu Hause habe ich ein bisschen was, aber keine flüssigen Mittel, Mr. Watley. Ich bin dreißig, vorbestraft und habe bis vor sechs Monaten im Gefängnis gesessen. Meine Familie ist mittellos.«
»Wenn das Gericht erfährt, wie viel Kokain Sie dabeihatten und dass Sie mit einem Privatjet hergekommen sind, wird es das kaum glauben können.«
»Das Kokain gehört mir nicht. Ich habe es nie gesehen, es nie in den Händen gehabt. Das hat mir jemand untergeschoben, Mr. Watley. Genau wie die Waffe.«
»Das glaube ich Ihnen ja, Mr. Coley, aber das Gericht wird skeptisch sein. Die Richter müssen sich ständig solche Geschichten anhören.«
Nathan öffnet langsam den Mund und zupft an dem getrockneten Blut in seinem Mundwinkel. Er hat offenkundig Schmerzen und steht unter Schock.
Rashford erhebt sich. »Bleiben Sie sitzen. Reed ist hier. Falls jemand fragt, sagen Sie einfach, er ist einer Ihrer Anwälte.«
Nathans mitgenommenes Gesicht hellt sich auf, als ich hereinkomme. Ich setze mich keinen Meter von ihm entfernt auf einen Hocker.
Er würde gern losbrüllen, aber er weiß, dass wir belauscht werden. »Was zum Teufel ist hier los, Reed? Erklären Sie mir das!«
Ich spiele den Eingeschüchterten, der keine Ahnung hat, was läuft.
»Ich weiß es nicht, Nathan«, sage ich nervös. »Ich bin nicht festgenommen worden, aber ich darf die Insel nicht verlassen. Ich bin gleich heute Morgen zu Rashford Watley, damit er sich um die Sache kümmert. Ich weiß nur noch, dass wir viel zu schnell wahnsinnig viel getrunken haben. Blöd von uns. Das ist mir jetzt auch klar. Sie sind auf dem Sofa eingeschlafen, und ich war ebenfalls ziemlich weggetreten. Irgendwann hat mich einer der Piloten ins Cockpit gerufen und mir erklärt, dass der Luftraum über Miami wegen schlechten Wetters gesperrt ist. Tornadowarnung, Tropensturm. Ganz üble Sache. Der internationale Flughafen von Miami war geschlossen. Die Schlechtwetterfront zog nach Norden, deswegen schlugen wir einen Bogen nach Süden und wurden über die Karibik umgeleitet. Wir kreisten ewig, an alles kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern. Ich habe versucht, Sie zu wecken, aber da war nichts zu machen.«
»Ich kann mich gar nicht erinnern, ein Blackout gehabt zu haben.« Er betastet seinen Kiefer.
»Wer kann sich schon an einen Vollrausch erinnern? Niemand. Sie waren sturzbetrunken. Sie hatten schon vor dem Start angefangen zu trinken. Irgendwann ging uns jedenfalls der Treibstoff aus, und wir mussten landen. Die Piloten sagten, wir würden in Montego Bay auftanken und nach Miami weiterfliegen, wenn sich das Wetter gebessert hat. Ich trank die ganze Zeit literweise Kaffee, daher weiß ich noch fast alles. Wir landen also, und der Kapitän meint, wir sollen an Bord bleiben, in zwanzig Minuten geht es weiter. Dann sagt er, die Einwanderungsbehörde und der Zoll wollen sich die Maschine ansehen. Wir sollen aussteigen. Aber Sie sind nicht bei Bewusstsein, der Puls ist kaum zu spüren. Also wird ein Krankenwagen gerufen, und von da ab geht alles schief.«
»Was soll dieser Quatsch mit dem falschen Pass?«
»Das war mein Fehler. Wir fliegen ständig nach Miami, und da wollen die oft einen Pass sehen, selbst wenn es Inlandsflüge sind, vor allem bei Privatmaschinen. Wahrscheinlich ist das ein Überbleibsel aus den Drogenkriegen der 1980er-Jahre, als die Drogenbosse und ihr Gefolge mit Privatmaschinen durch die Gegend jetteten. Jetzt geht es zwar gegen Terroristen, aber es ist immer gut, einen Pass zu haben. Auch wenn er nicht vorgeschrieben ist, erleichtert einem so ein Dokument das Leben schon sehr. Ich kenne einen
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