Das Komplott (German Edition)
Mann in Washington, der das Ding für hundert Dollar über Nacht fabriziert, von dem habe ich einen anfertigen lassen, für den Fall der Fälle. Ich hatte keine Ahnung, dass das zum Problem wird.«
Der arme Nathan weiß nicht, was er glauben soll. Ich bin im Vorteil, weil ich mich seit Monaten auf diese Situation vorbereitet habe. Ihn trifft es aus heiterem Himmel, und er ist völlig verwirrt.
»Glauben Sie mir, Nathan, der falsche Pass ist im Augenblick Ihr geringstes Problem.«
»Und wer hat mir das Kokain und die Waffe untergeschoben?«, fragt er.
»Die Polizei«, erkläre ich wie selbstverständlich, aber im Brustton der Überzeugung. »Ich war es nicht, und Sie waren es nicht, das engt den Kreis der Verdächtigen ein. Rashford sagt, das kommt hier schon mal vor. Ein Privatjet aus den USA mit ein paar Millionären an Bord – wer kein Millionär ist, fliegt nicht so eine teure Maschine, meinen die. Einer dieser Superreichen hat sich ins Koma gesoffen. Nicht ansprechbar. Sie lassen den Nüchternen der beiden aussteigen und lenken die Piloten mit Papierkram ab, dann nutzen sie die Gelegenheit und schieben dem anderen die Drogen unter. Stopfen das Rauschgift in eine der Taschen, und das war’s. Ein paar Stunden später wird der Jet von den jamaikanischen Behörden offiziell beschlagnahmt, und der Drogenschmuggler wird festgenommen. Dabei geht es nur um Geld, um Bares.«
Nathan versucht, das zu verdauen, während er auf seine nackten Füße starrt. Das pink-orange gemusterte Hawaiihemd ist mit Blut befleckt. Arme und Hände sind zerkratzt.
»Können Sie mir was zu essen besorgen, Reed? Ich bin am Verhungern. Mittagessen war vor einer Stunde, aber das Zeug war so eklig, das können Sie sich nicht vorstellen, und bevor ich es auch nur probieren konnte, hatte es mir einer meiner Zellengenossen weggeschnappt.«
»Tut mir leid, Nathan«, sage ich. »Vielleicht kann Rashford einen Wärter bestechen.«
»Bitte«, murmelt er.
»Soll ich irgendwen zu Hause für Sie anrufen?«, frage ich.
Er schüttelt den Kopf. »Wen denn? Der einzige Mensch, dem ich halbwegs traue, ist der Typ, der meine Kneipe für mich führt, und der beklaut mich. Zu meiner Familie habe ich den Kontakt abgebrochen, und die würde mir sowieso nicht helfen. Wie auch? Die haben keine Ahnung, wo Jamaika liegt. Ich weiß selbst nicht mal, ob ich es auf der Karte finden würde.«
»Rashford meint, ich könnte wegen Beihilfe angeklagt werden, kann also sein, dass wir uns im Knast wiedersehen.«
Er schüttelt den Kopf. »Sie überleben das vielleicht, weil Sie schwarz und durchtrainiert sind. Ein weißer Strich in der Landschaft wie ich hat keine Chance. Als ich in die Zelle kam, wollte so ein Dicker meine Nikes. Weg waren sie. Der Nächste wollte Bares, und weil ich keins hatte, sollte ich ihm versprechen, mir ganz schnell welches zu besorgen. Das war der Grund für die erste Schlägerei, bei der mich mindestens noch drei von den anderen verprügelt haben. Ich habe einen Wärter lachen hören, der fand es witzig, dass es einen Weißen erwischt, der sich nicht wehren kann. Mein Platz auf dem Betonboden ist direkt neben der Toilette, die aus einem Loch im Boden besteht, einem Plumpsklo. Das stinkt, dass es einem den Magen umdreht. Wenn ich ein paar Zentimeter weiterrücke, bin ich im Revier von jemand anders und kriege Ärger. Es gibt keine Klimaanlage und ist knallheiß. Fünfzehn Männer auf engstem Raum, alle schwitzen, haben Hunger und Durst, keiner kann schlafen. Ich will mir nicht vorstellen, was heute Nacht los ist. Bitte holen Sie mich da raus, Reed.«
»Ich tue mein Bestes, aber es kann gut sein, dass die mir auch was anhängen wollen.«
»Tun Sie irgendwas. Bitte.«
»Hören Sie, Nathan, ich sehe ein, dass alles meine Schuld ist. Ich weiß, dass Ihnen das jetzt nichts nützt, aber ich konnte ja auch nicht wissen, dass wir in einen Sturm fliegen. Die Piloten sind Idioten, die hätten uns das mit dem Wetter vor dem Start sagen oder zumindest auf US-amerikanischem Boden landen müssen – oder einfach mehr Treibstoff dabeihaben sollen. Wir verklagen sie, wenn wir wieder zu Hause sind.«
»Mir egal.«
»Nathan, ich werde alles tun, um Sie hier herauszuholen, aber ich bin selbst auch in Gefahr. Bestimmt geht es letztendlich nur um Geld. Die wollen uns unter Druck setzen, das sind Polizeibeamte, die wissen, wie sie die Leute ausquetschen. Die spielen nach ihren eigenen Regeln. Rashford sagt, sie werden den Eigentümer des Jets bluten lassen
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