Das Komplott (German Edition)
die zu meinem Untergang führte.
Die Empfehlung kam von einem ehemaligen Kommilitonen, der für eine mittelgroße Kanzlei in Washington, D. C., arbeitete. Die Kanzlei hatte einen Mandanten, der eine Jagdhütte im Shenandoah County am Fuß der Allegheny Mountains kaufen wollte, etwa eine Stunde südwestlich von Winchester. Der Mandant legte Wert auf äußerste Diskretion und bestand darauf, anonym zu bleiben, was das erste Warnzeichen hätte sein sollen. Der Kaufpreis lag bei vier Millionen Dollar, und nach ein wenig Hin und Her handelte ich ein Pauschalhonorar von hunderttausend Dollar aus, das Copeland, Reed & Bannister für die Abwicklung des Geschäfts bekommen sollte. Ein derart hohes Honorar hatten weder ich noch meine beiden Partner je gesehen, und zuerst waren wir begeistert. Ich ließ alles andere liegen und machte mich daran, die Grundbucheinträge im Shenandoah County zu überprüfen.
Die Hütte war etwa zwanzig Jahre alt und von einigen Ärzten gebaut worden, die gern auf Moorhuhnjagd gingen, doch wie so oft in solchen Fällen hatten sich die Partner irgendwann zerstritten. So sehr, dass Anwälte bemüht und Prozesse geführt worden waren und es sogar ein oder zwei Insolvenzen gegeben hatte. Nach zwei Wochen hatte ich die Eigentumsverhältnisse geklärt und konnte meinem immer noch anonymen Mandanten gegenüber guten Gewissens behaupten, dass einem Kauf nichts mehr im Wege stehe. Wir legten ein Datum für den Abschluss fest, und ich bereitete alle notwendigen Verträge und Urkunden vor. Es waren eine Menge Formalitäten, aber dafür sollten wir ja auch ein ziemlich fettes Honorar bekommen.
Der Abschluss verzögerte sich um einen Monat, und ich bat meinen ehemaligen Kommilitonen um die Zahlung von fünfzigtausend Dollar, der Hälfte der Anwaltskosten. Das war nichts Ungewöhnliches, und da ich zu diesem Zeitpunkt bereits hundert Stunden für den Mandanten gearbeitet hatte, wollte ich Geld sehen. Er rief zurück und sagte, der Mandant wolle nicht zahlen. Keine große Sache, dachte ich. Bei Immobiliengeschäften werden die Anwälte in der Regel erst bezahlt, wenn alle Unterschriften geleistet waren. Ich wurde informiert, dass mein Mandant, ein Unternehmen, seinen Namen geändert habe. Ich überarbeitete sämtliche Dokumente entsprechend und wartete. Der Abschluss verzögerte sich erneut, und die Verkäufer drohten, das Geschäft platzen zu lassen.
Während dieser Zeit kam mir hin und wieder etwas über einen Lobbyisten aus Washington namens Barry Rafko zu Ohren, besser bekannt unter der Bezeichnung Barry der Schmiergeldzahler. Er war um die fünfzig und hatte den größten Teil seines Erwachsenenlebens damit verbracht, nach einer Möglichkeit zu suchen, schnelles Geld zu machen, und das möglichst ohne viel Arbeit. Er war Berater gewesen, Stratege, Analyst, Spendensammler und Sprecher, außerdem hatte er bei einigen Wahlkampagnen von Kongressabgeordneten und Senatoren – sowohl Demokraten als auch Republikaner – auf den unteren Ebenen mitgearbeitet. Das Parteibuch interessierte Barry nicht. Wenn man ihn ordentlich bezahlte, konnte er von jeder der beiden Straßenseiten aus eine Strategie entwickeln. So richtig in Fahrt kam er allerdings erst, als er und ein Partner eine Cocktailbar in der Nähe des Kapitols aufmachten. Barry stellte ein paar junge Prostituierte ein, die in Miniröcken hinter der Bar standen, und fast über Nacht wurde das Etablissement zu einem der beliebtesten Aufreißerlokale für die vielen Angestellten, die im Regierungsviertel arbeiten. Mit der Zeit entdeckten auch Kongressabgeord nete aus den unteren und Bürokraten aus den mittleren Rängen die Bar, und Barry hatte ausgesorgt. Mit den Taschen voller Geld nahm er sein nächstes Projekt in Angriff, ein Steakhaus in gehobenem Stil, das zwei Häuserblocks von der Cocktailbar entfernt lag. Zu seinen Gästen zählten vornehmlich Lobbyisten, die er mit hervorragenden Steaks und Weinen zu vernünftigen Preisen bewirtete, und es dauerte nicht lange, bis einige Senatoren dort ihre Lieblingstische hatten. Barry liebte Sport und kaufte jede Menge Eintrittskarten – Redskins, Capitals, Georgetown Hoyas –, die er großzügig an seine Freunde weitergab. Zu der Zeit hatte er bereits seine eigene Agentur für »Regierungsbeziehungspflege«, die sehr schnell größer wurde. Als er sich mit seinem Partner in die Haare geriet, erwarb er dessen Anteile an den gemeinsam gehaltenen Firmen. Allein, reich und getrieben von Ehrgeiz, nahm sich Barry
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