Das Komplott (German Edition)
herunter.
»Sofortige Freilassung, außerdem Zeugenschutz«, fügte Erardi hinzu.
»Was für eine Überraschung. Ein Knacki will raus. Ist er glaubhaft?«
Hanski zuckte mit den Schultern. »Soweit man das von einem Knacki behaupten kann – ja, ich glaube schon. Der Direktor sagt, der Kerl sei kein Schwätzer, mustergültiger Häftling, sagt, wir sollten dem Typen zuhören.«
»Was hat er Ihnen gegeben?«
»Überhaupt nichts. Der Kerl ist ziemlich clever. Er könnte tatsächlich etwas wissen, und falls ja, ist das vielleicht seine einzige Chance, vor der Zeit rauszukommen.«
Westlake fing an, hinter seinem Schreibtisch auf und ab zu gehen, über den glatten Betonboden bis zur Wand. Dann lief er wieder zu seinem Schreibtisch zurück. »Was für eine Art Anwalt war er? Strafrecht? Drogenhändler?«
»Kleinstadt, Allgemeinkanzlei, einige Strafsachen, allerdings nicht viel Prozesserfahrung. Ehemaliger Marine«, erwiderte Hanski.
Das gefiel Westlake, der ebenfalls im Marine Corps gedient hatte. »Militärakte?«
»Vier Jahre, ehrenhafte Entlassung, hat im ersten Golfkrieg gekämpft. Vater war ebenfalls beim Marine Corps, danach State Trooper in Virginia.«
»Was hat ihn zu Fall gebracht?«
»Sie werden es nicht glauben. Barry der Schmiergeldzahler.«
Westlake brachte es fertig, gleichzeitig die Stirn zu runzeln und zu lächeln. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
»Doch. Er hat ein paar Immobiliengeschäfte für Barry abgewickelt und ist dann irgendwie in die Sache reingeraten. Sie erinnern sich sicher noch daran, dass die Jury sie wegen Verstößen gegen RICO und Verabredung von Straftaten drangekriegt hat. Ich glaube, es waren insgesamt acht. Sie wurden alle zur gleichen Zeit verurteilt. Bannister war ein kleiner Fisch in einem großen Netz.«
»Irgendeine Verbindung zu Fawcett?«
»Bis jetzt noch nicht. Wir haben seinen Namen erst vor drei Stunden bekommen.«
»Haben Sie einen Plan?«
»So eine Art Plan«, gab Hanski Auskunft. »Wenn wir davon ausgehen, dass Bannister den Killer kennt, können wir getrost annehmen, dass sie sich im Gefängnis kennengelernt haben. Dass er den Typen in einer ruhigen Kleinstadt wie Winchester kennengelernt hat, bezweifle ich; es ist eher wahrscheinlich, dass sich ihre Wege erst im Gefängnis gekreuzt haben. Bannister sitzt seit fünf Jahren. Die ersten zweiundzwanzig Monate hat er in Louisville, Kentucky, verbracht, in einer Anstalt mit mittlerer Sicherheitsstufe, in der zweitausend Häftlinge einsitzen. Seitdem ist er in Frostburg, einem Camp mit sechshundert Insassen.«
»Das sind eine Menge Leute. Dazu kommen die Zu- und Abgänge«, meinte Westlake.
»Genau, und daher sollten wir dort anfangen, wo es am logischsten ist. Wir holen uns seine Gefängnisakte, die Namen seiner Zellengenossen, vielleicht noch die der Häftlinge im gleichen Block. Wir sehen uns beide Gefängnisse an, reden mit den Direktoren, den Bereichsleitern, den Wärtern, mit jedem, der irgendetwas über Bannister und seine Freunde wissen könnte. Wir fangen an, Namen zu sammeln. Dann werden wir schon sehen, wer etwas mit Fawcett zu tun hatte.«
»Er behauptet, dass der Killer ein paar unangenehme Freunde hat, daher auch der Wunsch nach Zeugenschutz«, fügte Erardi hinzu. »Klingt nach irgendeiner Gang. Sobald wir ein paar Namen haben, konzentrieren wir uns auf die Personen mit Verbindungen zu Gangs.«
Eine Pause, dann sagte ein skeptischer Westlake: »Das ist alles?«
»Mehr können wir fürs Erste nicht tun.«
Westlake knallte die Hacken zusammen, beugte sich nach hinten und führte die Hände hinter dem Kopf zusammen. Dann atmete er tief ein und aus. Er dehnte, atmete, dehnte und sagte dann: »In Ordnung. Lassen Sie sich die Gefängnisakten geben und fangen Sie an. Wie viele Leute brauchen Sie?«
»Können Sie zwei Mann entbehren?«
»Nein, aber Sie können sie haben. Raus mit Ihnen. Fangen Sie an.«
Barry der Schmiergeldzahler. Der Mandant, den ich nicht persönlich kannte, bis sie uns eines grauen Morgens in ein Bundesgericht schleppten und die gesamte Anklageschrift laut vorlasen.
In einer kleinen Kanzlei lernt man die Grundlagen vieler profaner Rechtsangelegenheiten, aber es ist schwierig, sich auf ein Spezialgebiet zu konzentrieren. Scheidungen und Insolvenzen versuchte ich aus dem Weg zu gehen, so gut es ging, und Immobilien hatte ich noch nie etwas abgewinnen können, aber um Geld zu verdienen, musste ich häufig das nehmen, was reinkam. Und dann war es ausgerechnet eine Immobiliensache,
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