Das Komplott (German Edition)
verstrichen, dann Wochen. Einen Monat später rief der Mitarbeiter der Bank wieder an und sagte, gerade seien noch einmal drei Millionen Dollar auf unserem Treuhandkonto eingetroffen.
Mr. Reed und Mr. Copeland waren mittlerweile höchst beunruhigt. Ich wies den Mitarbeiter der Bank an, das Geld loszuwerden – er sollte es an den Absender zurückschicken, dorthin, wo es hergekommen war, und zwar schnell. Er plagte sich ein paar Tage damit ab, stellte dann aber fest, dass es das Konto auf St. Kitts nicht mehr gab. Schließlich schickte mir mein ehemaliger Kommilitone per E-Mail die Anweisung, die Hälfte des Geldes auf ein Konto auf Grand Cayman und die andere Hälfte auf ein Konto in Panama zu überweisen.
Als kleiner Anwalt hatte ich null Erfahrung damit, Geld auf Nummernkonten zu überweisen, doch bei einer einfachen Suche in Google wurde mir schon nach wenigen Momenten klar, dass ich blindlings durch einige der berüch tigtsten Steueroasen der Welt stolperte. Ich wünschte, ich hätte mich nie bereit erklärt, für einen anonymen Mandanten zu arbeiten, trotz des Geldes.
Die Überweisung nach Panama kam zurück – ungefähr 3,5 Millionen Dollar. Ich brüllte meinen ehemaligen Kommilitonen an, der wiederum einen seiner Vorgesetzten anbrüllte. Das Geld blieb zwei Monate auf unserem Konto liegen und wurde verzinst, doch aus ethischen Gründen konnten wir nichts davon behalten. Die Anwaltsethik gebot es auch, dass ich alle erforderlichen Schritte unternahm, um dieses unerwünschte Geld zu schützen. Es gehörte mir nicht, und ich machte keinerlei Ansprüche darauf geltend, aber trotzdem musste ich dafür sorgen, dass es sicher war.
Aus Gutgläubigkeit – oder vielleicht Dummheit – hatte ich zugelassen, dass das schmutzige Geld von Barry dem Schmiergeldzahler auf einem Konto von Copeland, Reed & Bannister herumlag.
Nachdem Barry die Jagdhütte übernommen hatte, renovierte er sie schnell, brachte alles auf Vordermann, baute eine Sauna und ein paar Whirlpools ein und legte einen Hubschrau berlandeplatz an. Er leaste einen Hubschrauber vom Typ Sikorsky S-76, mit dem seine besten Freunde aus Washington nur zwanzig Minuten brauchten, um zur Jagdhütte zu kommen. An einem typischen Freitagnachmittag flog der Hubschrauber ein paarmal hin und her, dann begann die Party. Mittlerweile hatte Barry die meisten Bürokraten und Lobbyisten wieder abserviert und konzentrierte sich in erster Linie auf Kongressabgeordnete und deren Stabschefs. In der Hütte gab es alles: hervorragendes Essen, erlesene Weine, kubanische Zigarren, Drogen, dreißig Jahre alten Scotch und zwanzig Jahre alte Frauen. Hin und wieder wurde auch eine Moorhuhnjagd veranstaltet, doch die Gäste konzentrierten sich in der Regel lieber auf die umwerfende Sammlung groß gewachsener Blondinen, die ihnen zur Verfügung stand.
Das Mädchen war aus der Ukraine. Während des Prozes ses – meines Prozesses – sagte ihr Zuhälter mit starkem Akzent, er habe hunderttausend Dollar in bar für das Mädchen bekommen, das zur Jagdhütte gefahren und dort auf ein Zimmer gebracht worden sei. Das Geld wurde von einem zwielichtigen Typen übergeben, der als Zeuge der Staatsanwalt aussagte, er sei einer von Barrys vielen Geldboten gewesen.
Das Mädchen starb. Bei der Autopsie wurde festgestellt, dass sie nach einer langen Partynacht mit Barry und dessen Freunden aus Washington eine Überdosis genommen hatte. Gerüchten zufolge wachte sie am nächsten Morgen einfach nicht mehr auf, als sie mit einem Kongressabgeordneten zusammen im Bett lag, was allerdings nie bewiesen werden konnte. Barry betrieb ausgiebig Schadensbegrenzung, bevor die zuständigen Behörden am Tatort erschienen. Mit wem das Mädchen in seiner letzten Nacht auf Erden geschlafen hatte, kam nie heraus. Die Medien stürzten sich auf Barry, seine Geschäfte, seine Freunde, seine Privatflugzeuge, Jachten, Hubschrauber, Restaurants, Hotels und die Frage, wie viel Einfluss er wirklich hatte. Während ihn die Presse belagerte, ergriffen seine Kumpane und Kunden die Flucht. Entrüstete Mitglieder des Repräsentantenhauses riefen bei Reportern an und verlangten lautstark Anhörungen und Ermittlungen.
Die Geschichte wurde noch schlimmer, als die Mutter des Mädchens in Kiew ausfindig gemacht wurde. Sie holte eine Geburtsurkunde aus der Schublade, mit der sie nachwies, dass ihre verstorbene Tochter erst sechzehn Jahre alt gewesen war. Eine sechzehnjährige Sexsklavin feierte mit Kongressabgeordneten zusammen
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