Das Komplott (German Edition)
Großes vor: Er wollte zu den Besten seiner Zunft gehören. Da er sich von keinem Moralkodex einschrän ken ließ, wurde aus ihm einer der aggressivsten Einflussnehmer in Washington. Wenn ein zahlungskräftiger Kunde ein neues Schlupfloch in der Steuergesetzgebung brauchte, beauftragte Barry jemanden damit, ein solches Loch zu formulieren und es in das entsprechende Gesetz einzufügen. Dann überzeugte Barry seine Freunde, den Gesetzesentwurf zu unterstützen, und anschließend sorgte er dafür, dass das Ganze vertuscht wurde. Wenn ein zahlungskräftiger Kunde eine Fabrik vergrößern wollte, konnte Barry einen Deal arrangieren, bei dem sich der Kongressabgeordnete des entsprechenden Bundesstaates die dafür infrage kommenden Mittel sicherte, das Geld an die Fabrik schickte und für seine Bemühungen einen Scheck in beträchtlicher Höhe erhielt, den er für die Kampagne zu seiner Wiederwahl verwenden konnte. So war allen gedient.
Als Barry das erste Mal mit dem Gesetz in Konflikt geriet, beschuldigte man ihn, den Seniorberater eines Senators bestochen zu haben. Die Anklage hatte keinen Bestand, der Spitzname schon: Barry der Schmiergeldzahler.
Da Barry seine Geschäfte auf der anrüchigeren Seite einer häufig anrüchigen Branche machte, wusste er, welche Macht Geld und Sex hatten. Seine Jacht auf dem Potomac wurde zu einem schwimmenden Bordell, das für wilde Partys mit jeder Menge junger Frauen bekannt war. In South Carolina besaß er einen Golfplatz, zu dem er Kongressmitglieder für lange Wochenenden einfliegen ließ, in der Regel ohne deren Ehefrauen.
Je mächtiger Barry wurde, desto größere Risiken ging er ein. Alte Freunde ließen den Kontakt zu ihm einschlafen, aus Angst vor Schwierigkeiten, die unvermeidbar schienen. Sein Name wurde in einer Ethikkommission des Repräsentantenhauses genannt. Die Washington Post heftete sich an seine Fersen, und Barry Rafko, ein Mann, der immer nach Aufmerksamkeit gegiert hatte, bekam mehr als genug davon.
Ich hatte keine Ahnung. Ich konnte nicht wissen, dass die Jagdhütte eines seiner Projekte war.
Der Firmenname änderte sich erneut; die Dokumente wur den noch einmal ausgestellt. Der Abschluss verzögerte sich wieder, dann kam ein neuer Vorschlag: Mein Mandant wollte die Jagdhütte ein Jahr lang für zweihunderttausend Dollar im Monat mieten und sämtliche Mietzahlungen auf den Kaufpreis anrechnen lassen. Das führte zu einer Woche zäher Verhandlungen, doch schließlich waren sich alle einig. Ich arbeitete die Verträge erneut aus und bestand darauf, dass der Kanzlei die Hälfte des Honorars ausgezahlt wurde. Das wurde auch gemacht, was Mr. Copeland und Mr. Reed etwas beruhigte.
Als die Verträge schließlich unterzeichnet wurden, war mein Mandant eine Briefkastenfirma mit Sitz auf der winzigen Insel St. Kitts, und ich hatte immer noch keine Ahnung, wer dahintersteckte. Die Verträge wurden in der Karibik unterschrieben, von einem Bevollmächtigten der Firma, den ich nie zu Gesicht bekam, und über Nacht per Kurier in die Kanzlei geschickt. Es war vereinbart, dass mein Mandant vier hundertfünfzigtausend Dollar und ein bisschen Kleingeld auf das Treuhandkonto unserer Kanzlei schicken sollte, was für die Mietzahlungen der ersten zwei Monate, unser noch ausstehendes Honorar und diverse Spesen reichte. Ich wiederum sollte für jeden der beiden ersten Monate einen Scheck über zweihunderttausend Dollar ausstellen, woraufhin unser Mandant das Konto wieder auffüllen würde. Nach zwölf Monaten sollte aus dem Mietvertrag ein Kaufvertrag werden und un sere kleine Kanzlei noch einmal ein Honorar in beträchtlicher Höhe erhalten.
Als die Überweisung bei unserer Bank eintraf, rief einer der Mitarbeiter bei uns an und teilte uns mit, dass auf unserem Treuhandkonto gerade 4,5 Millionen anstatt vierhundertfünf zigtausend Dollar eingegangen waren. Ich vermutete, dass sich jemand bei den Nullen verzählt hatte, außerdem gab es Schlimmeres, als zu viel Geld auf der Bank zu haben. Aber irgendetwas stimmte nicht. Ich versuchte, bei der Strohfirma auf St. Kitts anzurufen, die juristisch gesehen mein Mandant war, wurde aber von Pontius zu Pilatus geschickt. Ich rief mei nen ehemaligen Kommilitonen an, über den ich das Mandat bekommen hatte, und er versprach, sich um die Sache zu kümmern. Ich zahlte die Miete für den ersten Monat und das Anwaltshonorar für unsere Kanzlei und wartete darauf, dass mir jemand sagte, was ich mit dem übrigen Geld machen sollte. Tage
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