Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
nicht glauben. Ein Bundesrichter, der sich bestechen lässt. Aber ich war ja auch schockiert, als man einen FBI -Beamten beim Spionieren für die Russen erwischt hat. Unter den richtigen Umständen tut man wohl alles.«
    »Wir sollten beim Thema bleiben«, wirft Westlake gereizt ein.
    »Gern. Quinn und die Familie haben das Schmiergeld gezahlt. Fawcett hat es an genommen. Der Fall schleppte sich dahin, bis es irgendwann mal eine Anhörung gab, zum Antrag des Neffen auf Ausschluss der Beweise, die bei einer nicht ordnungsgemäßen Durchsuchung sichergestellt wurden. Sehr zur Überraschung aller entschied der Richter gegen den Neffen und für die Anklage und ordnete einen Prozess an. Da der Junge nichts zu seiner Verteidigung vorbringen konnte, sprachen die Geschworenen ihn schuldig. Was die Chancen einer Berufung anging, war der Anwalt zuversichtlich. Der Fall hängt immer noch in der Berufung. Und in der Zwischenzeit sitzt der Neffe achtzehn Jahre in Alabama ab.«
    »Das ist eine schöne Geschichte, Mr. Bannister«, meint Westlake, »aber woher wissen Sie, dass Quinn Rucker den Richter getötet hat?«
    »Weil er mir gesagt hat, dass er es tun würde, aus Rache und um das Geld wiederzubekommen. Er hat oft darüber geredet. Er wusste genau, wo der Richter lebte, arbeitete und seine Wochenenden verbrachte. Er vermutete, dass das Geld irgendwo in der Blockhütte versteckt war, und er war fest davon überzeugt, dass er nicht der Einzige war, den Fawcett reingelegt hatte. Und, Mr. Westlake, weil er zu mir gesagt hat, dass er mich ins Visier nimmt, falls er verhaftet wird. Ich würde vielleicht aus dem Gefängnis kommen, aber für den Rest meines Lebens über die Schulter sehen müssen. Diese Leute sind sehr clever – sehen Sie sich Ihre Ermittlungen an. Nichts. Nicht einmal der kleinste Hinweis. Sie begleichen ihre Rechnungen, und sie haben viel Geduld. Quinn hat fast zwei Jahre gewartet, um den Richter zu töten. Er wird zwanzig Jahre warten, um mich zu kriegen.«
    »Wenn Quinn so clever ist, warum hat er Ihnen das alles erzählt?«, fragt Westlake.
    »Ganz einfach. Wie viele andere Häftlinge dachte Quinn, ich könnte einen brillanten Antrag stellen, irgendwo ein Schlupfloch finden und ihn aus dem Gefängnis holen. Er sagte, er würde mich bezahlen, ich sollte die Hälfte von dem bekommen, was er Richter Fawcett abnimmt. Das habe ich nicht zum ersten Mal gehört, und es wird auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Ich habe mir Quinns Akte angesehen und ihm gesagt, dass ich nichts für ihn tun könne.«
    Sie müssen mir einfach glauben, dass ich ihnen die Wahrheit sage. Wenn Quinn Rucker nicht angeklagt wird, werde ich die nächsten fünf Jahre im Gefängnis verbringen. Noch stehen wir auf verschiedenen Seiten, sie und ich, aber so langsam finden wir zueinander.

13
    Sechs Stunden später bezahlten zwei schwarze FBI -Beamte den Eintritt für den Velvet Club, drei Blocks vom Marinestützpunkt Norfolk entfernt. Die beiden Männer waren wie Bauarbeiter angezogen und fielen unter den Gästen, die zur Hälfte weiß, zur Hälfte schwarz, zur Hälfte Matrosen und zur Hälfte Zivilisten waren, nicht weiter auf. Auch die Tänzerinnen waren zur Hälfte schwarz, zur Hälfte weiß; hier wurde keine Minderheit diskriminiert. Auf dem Parkplatz warteten zwei Lieferwagen mit Überwachungsausrüstung, zusammen mit einem Dutzend weiteren FBI -Beamten. Quinn Rucker wurde ausgemacht, fotografiert und identifiziert, als er den Club um 17.30 Uhr betrat. Er arbeitete als Barkeeper, und als er um 20.45 Uhr seinen Platz hinter der Theke verließ, um die Toilette aufzusuchen, folgten ihm die beiden FBI -Beamten. In der Toilette sprachen sie ihn an. Nach einer kurzen Diskussion einigten sie sich darauf, den Club zusammen durch eine Hintertür zu verlassen. Quinn wusste, um was es ging, und machte keine plötzlichen Bewegungen. Er schien auch nicht sonderlich überrascht zu sein. Wie bei vielen geflohenen Häftlingen war das Ende des Ausbruchs in vielerlei Hinsicht eine Erleichterung. Die Träume von der Freiheit lösen sich schnell wieder auf, wenn es um die Bewältigung des Alltags geht. Es steht immer jemand hinter einem.
    Er bekam Handschellen angelegt und wurde ins FBI -Büro von Norfolk gebracht. Als sie in einem Verhörraum saßen, stellten ihm die beiden schwarzen Beamten einen Kaffee hin und begannen ein freundliches Gespräch. Quinn, dem lediglich ein Gefängnisausbruch zur Last gelegt wurde, hatte nichts zu seiner Verteidigung zu sagen.

Weitere Kostenlose Bücher