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Das Komplott (German Edition)

Das Komplott (German Edition)

Titel: Das Komplott (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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beeindruckt und lobten ihn für sein gutes Gedächtnis. Besonderes Interesse hatten sie an seinen Einkünften; selbstverständlich alles in bar, aber wie viel habe er denn so bei einem Auftrag verdient? »Auf der zweiten Tour von Miami nach Charleston«, sagte Pankovits, während er seine Notizen anlächelte, »eine Woche nach Neujahr, wie viel Bargeld haben Sie dafür bekommen?«
    »Ich glaube, es waren sechstausend.«
    »Okay.«
    Delocke und Pankovits schrieben eifrig mit, als würden sie jedes Wort glauben, das ihr Tatverdächtiger von sich gab. Quinn erklärte, er habe seit Mitte Februar in Norfolk gelebt und gearbeitet, ungefähr einen Monat lang. Er habe bei seinem Cousin und zwei von dessen Freundinnen in einer großen Wohnung unweit des Velvet Club gewohnt. Und bezahlt worden sei er mit Bargeld, Essen, Alkohol, Sex und Marihuana.
    »Also, Quinn«, meinte Delocke, während er ein paar Zahlen zusammenzählte, »für mich sieht das so aus, als hätten Sie seit Ihrer Flucht aus Frostburg etwa sechsundvierzigtausend Dollar verdient, alles in bar und unversteuert. Nicht schlecht für drei Monate Arbeit.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    »Wie viel davon haben Sie ausgegeben?«, erkundigte sich Pankovits.
    Quinn zuckte mit den Schultern, als würde das jetzt wirklich keine Rolle spielen. »Ich weiß nicht. Das meiste. Man braucht eine Menge Geld, wenn man auf der Flucht ist.«
    »Wenn Sie Drogen von Miami aus transportiert haben, wie haben Sie die Autos gemietet?«, wollte Delocke wissen.
    »Ich habe sie nicht gemietet. Das war jemand anders, er hat mir dann die Schlüssel gegeben. Mein Job war es, langsam und vorsichtig zu fahren und mich nicht von der Polizei anhalten zu lassen.«
    Das leuchtete ein. »Haben Sie ein Auto gekauft?«, fragte Pankovits, ohne den Blick von seinen Notizen zu nehmen.
    »Nein«, antwortete Quinn mit einem Lächeln. Dumme Frage. »Man kann kein Auto kaufen, wenn man auf der Flucht ist und keine Papiere hat.«
    Natürlich nicht.
    Im Gefrierschrank in Roanoke saß Victor Westlake vor einem großen Bildschirm und starrte wie gebannt das Gesicht von Quinn Rucker vor sich an. Eine versteckte Videokamera im Verhörraum übertrug das Verhör quer durch Virginia zu einem provisorisch eingerichteten Raum, der eine erstaunliche Menge an technischen Geräten enthielt. Neben Westlake saßen vier andere Beamte, die alle die Augen und die verschiedenen Gesichtsausdrücke von Mr. Rucker anstarrten.
    »Keine Chance«, murmelte einer der vier. »Der Kerl ist viel zu clever. Er weiß, dass wir den Trailer, die Brieftasche, den gefälschten Führerschein und den Hummer finden.«
    »Vielleicht doch«, brummelte ein anderer. »Im Moment geht es nur um den Ausbruch. Er glaubt, dass wir nichts über den Mord wissen. Das hier ist nichts Ernstes.«
    »Sehe ich auch so«, warf der Nächste ein. »Ich gehe davon aus, dass er es drauf ankommen lässt, er will es riskieren. Er glaubt, dass er die paar Fragen schon übersteht und dann wieder ins Gefängnis verfrachtet wird. Und er glaubt, dass er irgendwann seinen Cousin anrufen kann, damit der alles verschwinden lässt.«
    »Abwarten«, sagte Westlake. »Mal sehen, wie er reagiert, wenn die erste Bombe fällt.«
    »Kann ich mal zur Toilette?«, bat Quinn um zwei Uhr morgens.
    Delocke stand auf, führte ihn aus dem Raum und begleitete ihn den Gang hinunter zur Toilette. Ein zweiter Beamter drückte sich vor der Tür herum, zur Sicherheit. Fünf Minuten später saß Quinn wieder auf seinem Platz.
    »Quinn, es ist schon spät. Möchten Sie nicht lieber ins Gefängnis und eine Weile schlafen? Wir haben jede Menge Zeit«, schlug Pankovits vor.
    »Ich bin lieber hier als im Gefängnis«, antwortete Quinn niedergeschlagen. »Was glauben Sie? Wie viel werden die mir als Strafe aufbrummen?«
    »Ich weiß es nicht. Das hängt vom Bundesanwalt ab. Das Schlechte daran ist, dass Sie nicht wieder ins Camp geschickt werden. Nie wieder. Dieses Mal wird es ein richtiges Gefängnis sein«, erwiderte Delocke.
    »Wissen Sie, Jesse, irgendwie vermisse ich das Camp sogar. So schlecht war’s dort gar nicht.«
    »Warum sind Sie dann weg?«
    »Dummheit. Warum? Weil ich konnte. Ich konnte einfach weggehen. Niemand hat mich daran gehindert.«
    »Wir verhören pro Jahr etwa fünfundzwanzig Jungs, die aus Gefängniscamps fliehen. ›Dummheit‹ ist, glaube ich, das beste Wort dafür.«
    Pankovits schob ein paar Unterlagen hin und her und sagte: »Quinn, ich glaube, die zeitliche Abfolge haben wir

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