Das Komplott (German Edition)
Schlüssel zu einem Abteil in einem drei Kilometer entfernten Mietlager. Eine Schublade in der Küche diente als Quinns häusliches Arbeitszimmer – zwei große Umschläge mit nur wenigen Unterlagen. Eines der Dokumente war ein über sechs Monate laufender Mietvertrag für ein Abteil in Macon’s Mietlager, unterschrieben von Jackie Todd. Der leitende Ermittlungsbeamte rief in Roanoke an, wo ein Bundesrichter Dienst hatte, und sofort wurde per E-Mail ein Durchsuchungsbeschluss nach Norfolk geschickt.
In den Umschlägen befanden sich auch die in North Carolina ausgestellten Fahrzeugpapiere für den Hummer H3, Modelljahr 2008, die ebenfalls auf den Namen Jackie Todd lauteten. In den Dokumenten waren keine Pfandrechte eingetragen, daher konnte man getrost davon ausgehen, dass Mr. Todd den Kaufpreis für den Wagen vollständig und an Ort und Stelle bezahlt hatte, entweder bar oder per Scheck. In der Küchenschublade fanden sich weder ein Scheckbuch noch Kontoauszüge, was keine Überraschung war. Aus einem Kaufvertrag für das Auto ging hervor, dass es am 9. Februar 2011 von einem Gebrauchtwagenhändler in Roanoke erworben worden war – also zwei Tage nach dem Auffinden der Leichen.
Mit einem weiteren Durchsuchungsbeschluss in der Hand betraten zwei FBI -Beamte Jackie Todds winziges Abteil in Macon’s Mietlager, unter den wachsamen und höchst misstrauischen Augen von Mr. Macon persönlich. Betonboden, ungestrichene Wände, eine einsame Glühbirne an der Decke. An einer Wand waren fünf Umzugskartons aufeinandergestapelt. Eine schnelle Durchsuchung förderte zutage: einige alte Kleidungsstücke, ein Paar verdreckte Kampfstiefel, eine 9-Millimeter-Glock mit weggefeilter Seriennummer und einen Metallbehälter, der mit Bargeld vollgestopft war. Die Beamten nahmen alle fünf Umzugskartons mit, bedankten sich bei Mr. Macon für dessen Gastfreundschaft und eilten davon.
Zeitgleich wurde der Name Jackie R. Todd durch die Datenbanken der Strafregister gejagt. Es gab einen Treffer, in Roanoke, Virginia.
Um Mitternacht wurde Quinn in den Verhörraum nebenan gebracht und den Special Agents Pankovits und Delocke vorgestellt. Sie erklärten, ihre Aufgabe beim FBI bestehe darin, ausgebrochene Sträflinge zu verhören. Dies sei lediglich eine Art Briefing, reine Routine, ein kleines Gespräch zur Faktensammlung, das ihnen immer viel Freude mache, schließlich würde sich ja jeder gern mit einem entflohenen Häftling unterhalten und sämtliche Details in Erfahrung bringen. Es sei schon spät, und wenn Quinn im Bezirksgefängnis übernachten wolle, um etwas Schlaf zu bekommen, sei es überhaupt kein Problem, ganz früh am nächsten Morgen anzufangen. Er lehnte ab und sagte, er wolle das Ganze gern hinter sich bringen. Jemand brachte Sandwichs und Softdrinks herein. Es herrschte eine lockere, fast heitere Stimmung, und die beiden Beamten waren sehr freundlich. Pankovits war weiß, Delocke schwarz, und Quinn schien sich in ihrer Gegenwart wohlzufühlen. Er aß ein Sandwich mit Schinken und Käse, während sie eine Geschichte über einen Häftling erzählten, der einundzwanzig Jahre auf der Flucht gewesen war. Das FBI hatte sie bis nach Thailand geschickt, um ihn nach Hause zu holen. Sie hatten eine Menge Spaß gehabt.
Sie fragten nach seiner Flucht und seinem Aufenthaltsort an den Tagen danach, Fragen und Antworten, die bereits beim ersten Verhör behandelt worden waren. Quinn weigerte sich, die Identität seines Komplizen zu verraten, und gab ihnen keine Namen von Personen, die ihm auf irgendeine Weise geholfen hatten. Das war in Ordnung. Sie drängten ihn nicht und schienen auch kein Interesse daran zu haben, gegen jemanden zu ermitteln. Nach einer Stunde freundlichen Geplauders fiel Pankovits ein, dass sie ihn ja noch gar nicht über seine Rechte aufgeklärt hatten. Das sei nicht weiter tragisch, sagten sie, da sein Verbrechen ja offensichtlich sei und er sich durch nichts anderes selbst belastet habe als durch seine Flucht. Keine große Sache, aber wenn er weitermachen wolle, müsse er auf sein Recht auf Aussageverweigerung und sein Recht auf einen Anwalt verzichten. Das tat er, indem er ein Formular unterschrieb. Mittlerweile wurde er Quinn genannt, und die beiden Special Agents waren Andy, für Pankovits, und Jesse, für Delocke.
Sie rekonstruierten Schritt für Schritt, wo er während der letzten drei Monate gewesen war, und Quinn konnte sich überraschend gut an Daten, Orte und Ereignisse erinnern. Die FBI -Beamten waren
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