Das Komplott (German Edition)
Er war eindeutig schuldig und würde wieder ins Gefängnis gehen.
Die Beamten fragten ihn, ob er bereit sei, ein paar einfache Fragen zu seiner Flucht vor drei Monaten zu beantworten. Er antwortete, sicher, warum nicht? Bereitwillig erzählte er ihnen, dass er sich in der Nähe des Camps in Frostburg mit einem nicht namentlich genannten Komplizen getroffenhabe und von diesem nach Washington gefahren worden sei. Er war ein paar Tage in der Stadt geblieben, was aber nicht gern gesehen wurde. Entflohene Häftlinge erregen Aufmerksamkeit, und seinen Jungs gefiel es nicht, dass vielleicht das FBI nach ihm suchte und überall Fragen stellte. Er fing an, Kokain von Miami nach Atlanta zu fahren, doch die Geschäfte gingen schleppend. Quinn hatte einen Imageschaden erlitten, und sein »Syndikat«, wie er das Drogengeschäft seiner Familie nannte, misstraute ihm. Hin und wieder besuchte er seine Frau und seine Kinder, doch er wusste, dass es gefährlich war, sich zu oft in seinem alten Viertel blicken zu lassen. Er blieb eine Weile bei einer alten Freundin in Baltimore, aber auch sie war alles andere als entzückt über seine Anwesenheit. Dann übernachtete er mal hier, mal da und übernahm gelegentlich einen Auftrag als Drogenkurier, bis er Glück hatte und sein Cousin ihm einen Job als Barkeeper im Velvet Club anbot.
Nebenan, in einem größeren Verhörraum, hörten zwei erfahrene Verhörspezialisten des FBI dem Gespräch zu. Ein Stockwerk höher hatte sich ein weiteres Team eingerichtet; es wartete und lauschte. Wenn alles gut ging, würde es eine lange Nacht für Quinn werden. Es musste gut gehen. Da es bis jetzt keine stichhaltigen Beweise gab, war es unbedingt erforderlich, dass bei dem Verhör etwas Handfestes herauskam. Allerdings war das FBI beunruhigt, denn der Mann, mit dem die Beamten es zu tun hatten, war kein Anfänger. Und deshalb war es unwahrscheinlich, dass der Tatverdächtige so eingeschüchtert werden konnte, dass er mehr als ein paar Sätze von sich gab.
Sobald Quinn durch die Hintertür des Velvet Club gegangen war, nahmen einige FBI -Beamten seinen Cousin in die Mangel und verlangten Informationen. Der Cousin kannte sich aus und war sehr einsilbig, bis man ihm damit drohte, Anklage gegen ihn zu erheben, weil er einen Flüchtigen versteckt hatte. Er hatte ein beeindruckendes Strafregister, und eine weitere Anklage hätte ihn in ein Hochsicherheitsgefängnis zurückgebracht. Ein Leben in Freiheit war ihm lieber, und er begann zu singen. Quinn lebte und arbeitete unter dem falschen Namen Jackie Todd, sein Lohn wurde ihm allerdings in bar und schwarz gezahlt. Der Cousin führte die FBI -Beamten zu einer heruntergekommenen Trailer-Siedlung, die keinen Kilometer von dem Club entfernt lag, und zeigte ihnen das möblierte Mobilheim, dessen Mietvertrag Quinn von Monat zu Monat verlängerte. Neben dem Trailer stand ein Hummer H3, Modelljahr 2008, mit einem Kennzeichen aus North Carolina. Der Cousin erklärte, dass Quinn – wenn das Wetter schön sei – lieber zu Fuß zur Arbeit gehe und den Hummer verstecke.
Innerhalb einer Stunde hatte das FBI einen Durchsuchungsbeschluss für den Trailer und den Hummer, der auf ein Gelände der Polizei in Norfolk geschleppt und dort geöffnet und untersucht wurde. Die Eingangstür des Trailers war abgeschlossen, aber nicht sehr stabil. Ein kräftiger Schlag mit einem Hammer genügte, um den FBI -Beamten Zutritt zu verschaffen. Das Innere war bemerkenswert sauber und ordentlich. Sechs Beamte machten sich an die Arbeit und durchkämmten den Trailer von einer Seitenwand zur anderen (dreieinhalb Meter) und von einem Ende zum anderen (fünfzehn Meter). Im einzigen Schlafzimmer, zwischen der Matratze und dem Lattenrost, fanden sie Quinns Brieftasche, Schlüssel und Mobiltelefon. Die Brieftasche enthielt fünfhundert Dollar in bar, einen gefälschten Führerschein aus North Carolina und zwei vorausbezahlte Visa-Kreditkarten mit einem Guthaben von jeweils tausendzweihundert Dollar. Das Handy war eines von denen, die man vorausbezahlt und nach Gebrauch wegwirft, perfekt für einen Mann auf der Flucht. Unter dem Bett entdeckten die Beamten einen kurzläufigen Revolver vom Typ Smith & Wesson, Kaliber .38, der mit Hohlspitzgeschossen geladen war.
Die Beamten, die den Revolver mit äußerster Vorsicht untersuchten, nahmen sofort an, dass es sich dabei um die Waffe handelte, mit der Richter Fawcett und Naomi Clary erschossen worden waren.
Am Schlüsselbund fand sich auch ein
Weitere Kostenlose Bücher