Das Komplott (German Edition)
diesen dunklen Raum ohne Fenster gesperrt haben, von neun Uhr gestern Abend bis sechs Uhr morgens, neun Stunden lang, in denen ich nur Schwachsinn von Ihnen gehört habe. Ich soll einen Richter bestochen haben? Und ihn dann auch noch umgebracht haben? Und jetzt drohen Sie mir auch noch mit dem Tod, nicht nur mir, sondern meiner ganzen Familie. Sie behaupten, Sie hätten Zeugen, die zu einer Aussage bereit seien, ein Ballistikgutachten zu einer gestohlenen Waffe und einen Stiefelabdruck, den irgendein Scheißkerl in der Pampa hinterlassen hat. Woher soll ich wissen, ob Sie die Wahrheit sagen oder das Blaue vom Himmel runterlügen? Ich traue dem FBI nicht, das habe ich nie getan, und das werde ich auch nie tun. Ihr habt mich angelogen, als ich das erste Mal verhaftet und ins Gefängnis geschickt wurde, und ich gehe davon aus, dass ihr jetzt wieder lügt. Kann schon sein, dass ich ein bisschen geschwindelt habe, aber können Sie ehrlich sagen, dass Sie mich nicht angelogen haben? Ganz ehrlich?«
Pankovits und Delocke starrten ihn an. Vielleicht war es die Angst oder ein schlechtes Gewissen. Vielleicht war es der Schlafentzug. Egal was, Quinn redete. Er redete tatsächlich.
»Wir sagen die Wahrheit«, brachte Pankovits heraus.
»Und schon wären wir bei der nächsten Lüge. Mein Anwalt wird der Sache auf den Grund gehen. Er wird Sie vor Gericht bloßstellen, er wird Ihre Lügen ans Licht bringen. Alle Lügen. Zeigen Sie mir die Analyse des Stiefelabdrucks. Jetzt. Ich will sie sehen.«
»Wir sind nicht befugt, sie jemandem zu zeigen«, erwiderte Pankovits.
»Wie praktisch.« Quinn, der die Ellbogen auf die Knie gestützt hatte, beugte sich vor. Um ein Haar hätte seine Stirn die Tischkante berührt. Er starrte weiter auf seine Füße. »Was ist mit dem Ballistikgutachten? Kann ich wenigstens das sehen?«
»Wir sind nicht befugt …«
»Warum überrascht mich das nicht? Mein Anwalt wird sich das Gutachten besorgen, das heißt, falls ich jemals einen zu sehen kriege. Ich habe die ganze Nacht lang einen Anwalt verlangt. Sie haben gegen meine Rechte verstoßen.«
»Sie haben keinen Anwalt verlangt«, wandte Delocke ein. »Sie haben in vagen Worten einen Anwalt erwähnt, aber nicht auf einem bestanden. Und weitergeredet.«
»Ich hatte ja keine andere Wahl. Entweder hier sitzen und mit Ihnen reden oder ab in die Gemeinschaftszelle zu den Besoffenen und den Pennern. Das kenne ich alles schon, und ich habe keine Angst davor. Es gehört zum Geschäft. Wenn man erwischt wird, sitzt man seine Strafe eben ab. Wenn man in dieser Branche anfängt, weiß man das. Man sieht Freunde und Familienangehörige ins Gefängnis wandern, aber irgendwann kommen sie ja wieder. Man sitzt seine Strafe ab, und dann ist man wieder frei.«
»Oder man bricht aus«, warf Delocke ein.
»Das auch. War ziemlich dumm von mir, aber es musste einfach sein.«
»Weil Sie noch eine Rechnung zu begleichen hatten, stimmt’s, Quinn? In den zwei Jahren, die Sie im Gefängnis gesessen haben, haben Sie jeden Tag an Richter Fawcett gedacht. Er hat Ihr Geld genommen, aber seinen Teil der Absprache nicht eingehalten. Und in Ihrer Branche bedeutet so etwas, dass er dafür büßen muss, richtig?«
»Richtig.«
Quinn massierte sich die Schläfen, starrte auf seine Füße und sprach sehr leise. Pankovits und Delocke holten tief Luft und warfen sich einen verstohlenen Blick zu. Der erste Hinweis auf ein Geständnis. Endlich.
Pankovits ordnete ein paar Unterlagen und sagte: »Quinn, lassen Sie mich zusammenfassen, wo wir jetzt stehen. Sie haben gerade zugegeben, dass Richter Fawcett dafür büßen musste, ist das richtig? Quinn?«
Quinn, der immer noch die Ellbogen auf die Knie gestützt hatte und auf seine Füße starrte, schaukelte wie benommen hin und her. Er antwortete nicht.
Delocke las von seinem Notizblock ab. »Meinen Notizen zufolge habe ich Ihnen folgende Frage gestellt, ich zitiere: ›Und in Ihrer Branche bedeutet so etwas, dass er dafür büßen muss, richtig?‹, woraufhin Sie geantwortet haben: ›Richtig.‹ Leugnen Sie das, Quinn?«
»Sie legen mir da was in den Mund. Hören Sie damit auf.«
»Okay, Quinn. Wir sollten Sie jetzt besser über ein paar neue Entwicklungen in diesem Fall informieren«, warf Pankovits ein. »Vor etwa zwei Stunden hat Dee Ray endlich zugegeben, dass er Ihnen das Bargeld für die Absprache mit Richter Fawcett gegeben hat und dass er, Tall Man und ein paar von den anderen Ihnen dabei geholfen haben, den Mord zu
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