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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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werden es organisieren. Aber zuvor müssen wir ein paar Spuren überprüfen. Vigo, wir würden Ihnen gerne helfen und Ihnen neue Informationen zukommen lassen, aber Sie müssen geduldig sein. Diese Angelegenheit interessiert uns ganz besonders. Sie brauchen sich nur regelmäßig auf dieser Seite einzuloggen, wir werden versuchen, Sie auf dem Laufenden zu halten. Merken Sie sich das neue Passwort: AdB -4240. Schreiben Sie es nicht auf, sondern merken Sie es sich. Wir ändern es regelmäßig.
    Ich wiederholte es mehrere Male, um es nicht zu vergessen.
    >Oben, rechts am Fenster, gibt es ein Mailboxsystem, so ähnlich wie in dem Forum, in dem Sie Kontakt zu uns aufgenommen haben. Wir können Ihnen Nachrichten hinterlassen und Sie uns. Wir nehmen so bald wie möglich wieder Kontakt mit Ihnen auf.
    >Warten Sie. Was tue ich inzwischen?
    >Achten Sie darauf, dass man Sie nicht sieht. Steigen Sie unter falschem Namen in einem Hotel ab, seien Sie vorsichtig und warten Sie auf unsere Nachricht.
    >Kann ich mein Handy tatsächlich nicht mehr benutzen?
    >Nein. Vor allem nicht das Handy. Selbst wenn es ausgeschaltet ist, kann man Sie über eine Triangulation aufspüren. Man muss den Akku rausnehmen. Tun Sie es, das ist noch das Einfachste. Wir wissen nicht, ob es die Dermod ist, aber eines steht fest: Jemand belauscht Sie und sucht Sie.
    >Woher wissen Sie das?
    >Haha. Wir haben Sie auch belauscht …
    >Sie scherzen wohl.
    >Nein, tut mir leid. Nicht in diesem Fall. Benutzen Sie in Zukunft Telefonzellen, und sprechen Sie nicht länger als vierzig Sekunden. Wir liefern Ihnen so bald wie möglich ein geschütztes Telefon. Bleiben Sie auch nicht zu lange in einem Internetcafé, höchstens dreißig Minuten, und gehen Sie nie zweimal in dasselbe. Seien Sie vorsichtig. Wir tun unser Möglichstes, Ihnen zu helfen.
    >Danke.
    Das Pseudonym der Hacker verschwand vom Bildschirm. Ich loggte mich sofort aus. Die Kerle von SpHiNx hatten mich mit ihrer Paranoia noch ängstlicher gemacht, als ich es sowieso schon war.
    Ich zahlte und verließ das Internetcafé auf schnellstem Wege. Als ich auf der Straße stand, warf ich mein Handy in einen Mülleimer. Ich spürte ein Ziehen in der Herzgegend. Damit schwand jede Chance, dass Agnès mich noch einmal anrufen konnte. Aber ich hatte keine Wahl. Vielleicht war es sogar ein geeignetes Mittel, sie zu schützen.
    Ich setzte mich wieder in Bewegung, den Blick ziellos in die Ferne gerichtet. Langsam begann ich zu begreifen, was die Hacker mir erklärt hatten. Die Lage war noch unglaublicher, als ich sie mir vorgestellt hatte, und vor allem fühlte ich mich noch verletzlicher. Ich war sicher, von allen Seiten beobachtet zu werden. Ich sah Feinde an jeder Ecke lauern, ich wagte nicht mehr, den Menschen in die Augen zu schauen. Ich konnte es nicht abwarten, irgendwo an einer geschützten Stelle die Akte des Anwalts zu lesen. Aber zuvor musste ich noch etwas anderes erledigen. Agnès hatte mir in ihrer Mail geschrieben, dass sie ›im Restaurant‹ einen Umschlag für mich hinterlegt hatte. Ich nahm also den Bus und fuhr zur Place Clichy.
    Kaum hatte ich ein paar Schritte auf der Straße zurückgelegt, als mich das Verlangen überkam, Agnès zu sehen, die nur wenige Minuten von hier entfernt wohnte. Doch ich wusste, dass es nicht möglich war. Ich konnte sie nicht einmal anrufen. Meine Enttäuschung war riesengroß, die Ungerechtigkeit erdrückend. Vielleicht war sie sogar schon in die Schweiz abgereist. Ja. Es war besser, wenn ich mir sagte, dass sie schon weg war.
    Schweren Herzens betrat ich das Parfait Silence. Jean-Michel, der Inhaber, erkannte mich sofort wieder. Er machte mir ein Zeichen, mich einen Moment zu gedulden, dann brachte er mir einen Umschlag. Er zwinkerte mir zu und sagte: »Seien Sie vorsichtig. Wenn Sie etwas brauchen, kommen Sie her. Agnès' Freunde sind auch meine Freunde.«
    Ich bedankte mich und fühlte mich doch unbehaglich. Als ich aus dem Restaurant auf die Straße trat, öffnete ich mit klopfendem Herzen den Umschlag.
    Im Inneren fand ich, wie ich vermutet hatte, fünf Hunderteuroscheine und einen Zettel: »Das ist alles, was ich tun kann. Ich hoffe, du schaffst es. Viel Glück! Agnès.«
    Dieses Mal konnte ich die lange zurückgehaltenen Tränen nicht mehr unterdrücken. Agnès' Großzügigkeit machte ihre Abwesenheit noch schmerzhafter, grausamer.
    Während ich auf die Metro zusteuerte, verstaute ich das Geld in meiner Tasche und beschloss, mir endlich ein Hotelzimmer zu suchen. Ich

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