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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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ich war es ja gewohnt. Ich musste akzeptieren. Auf jeden Fall im Augenblick. Vielleicht würde der Tag kommen, an dem ich sie wiederfand, wenn es noch möglich war … Aber im Augenblick musste ich mich auf meine Nachforschung konzentrieren.
    Meine Nachforschung. Solange ich noch etwas zu tun hatte, sollte ich meine Einsamkeit nutzen, mich damit zu beschäftigen. Zumindest war das die Lüge, die ich meinem Herzen auftischte, damit es nicht zerbrach.
    Im Halbdunkel dieses kleinen Ladens im Quartier Latin wurde ich mir an diesem merkwürdigen Tag, der mindestens genauso merkwürdig war wie die Tage davor, bewusst, dass ich wieder allein war. Mir selbst überlassen und gezwungen, trotzdem voranzukommen.
    Du bist viel stärker, als du denkst.
    Langsam richtete ich den Blick wieder auf den Bildschirm. Ich versuchte, den Schmerz zu verdrängen, der mir das Herz schwermachte, und zwang mich nachzudenken. Ich dachte an SpHiNx und seine letzte Mail vom Morgen, die mich bewogen hatte, Hals über Kopf aus Agnès' Wohnung zu stürmen. Eine zumindest lakonische Nachricht, die eilig geschrieben worden war, uns aber klarmachte, dass der Hacker sehr viel mehr als wir von dem wusste, was sich im Geheimen anbahnte. Vielleicht war es an der Zeit, mit ihm in Verbindung zu treten und ihn um Erklärungen zu bitten …
    Ich suchte seine Mailadresse im Forum und sandte ihm eine neue private Nachricht: Hier ist Vigo. Brauche Informationen. Danke für eine schnelle Antwort.
    Dann beschloss ich, ein paar Nachforschungen über die Firma Dermod anzustellen. Ich tippte den Begriff in eine Suchmaschine und fand mehr als 45.000 Links. Dermod war offensichtlich ein gängiger irischer Vorname. Viele Personen dieses Namens kamen hie und da vor. Aber ganz eindeutig keine Import-Export-Firma. Auf einer Seite für Ahnenforschung entdeckte ich jedoch etwas zur Etymologie des Wortes. Es war ein gälischer Name und bedeutete ›freier Mann‹. Ich war nicht sicher, ob es von Bedeutung war, trug es aber trotzdem in mein Moleskin-Notizbuch ein.
    Ein paar Minuten später, während ich weiter nach Informationen über die Firma Dermod suchte, öffnete sich ein Fenster und zeigte mir an, dass ich im Forum eine private Nachricht erhalten hatte. Ich machte sie auf.
    Vigo, nicht hier … Dieses Forum ist nicht sicher. Auf dem IRC -Kanal unseres Servers ist es besser. Loggen Sie sich unter Vigo bei hacktiviste.com ein. Das Passwort müssen Sie selbst erraten …
    Ich runzelte die Stirn, ich hatte das Gefühl, in eine schlechte amerikanische Seifenoper geraten zu sein. Aber wenn ich mehr erfahren wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als das Spiel mitzuspielen. Ich befolgte die Anweisungen des Hackers und tippte die Adresse seines Servers in die Suchmaschine.
    Ein Fenster ging auf und forderte mich auf, mich einzuloggen und ein Passwort einzugeben. Als Namen gab ich Vigo an, das Passwort musste ich erraten. Ich zögerte. Es hatte sicher einen Bezug zu meiner Geschichte. Ich tippte Protokoll 88 ein. Es funktionierte nicht. Zu eindeutig. Ich versuchte es mit feuerberg , dann mit dermod , vergeblich. Ich erinnerte mich an die Geschichte, die SpHiNx berühmt gemacht hatte und tippte iorden ein. Das klappte auch nicht. Ich versuchte es mit agnès , auf gut Glück, dann mit ravel  … Aber es war immer noch nicht das richtige Passwort. Der Hacker hatte zwangsläufig ein Wort gewählt, von dem er wusste, dass ich allein darauf kommen würde, und von dem ich wusste, dass er es ebenfalls kannte. Ich brauchte also einen gemeinsamen Bezug. Ich dachte an das erste Mal zurück, als ich den Namen SpHiNx gesehen hatte. Im Hotel. Ich tippte Novalis ein. Nein, das war es nicht. Allmählich fing ich an, ungeduldig zu werden. Was für eine Idee, mich das Passwort erraten zu lassen! Es gab tausend Möglichkeiten. Ich dachte nach. Was genau hatte der Hacker geschrieben? Das Passwort müssen Sie selbst erraten. Ich lächelte. Vielleicht war es tatsächlich so einfach. Ich tippte müssen Sie selbst erraten ein und wurde mit der Seite verbunden.
    Eine Seite im Hightechdesign, schwarz und fluoreszierendes Grün mit zahlreichen Stichworten in der Mitte, die mehr oder weniger mit Internetsicherheit oder mit verschiedenen brisanten Fällen zu tun hatten, an denen SpHiNx arbeitete. Der Konzern Carlyle, das Programm Erdöl für Nahrungsmittel im Irak, der Bilderberg …
    Am oberen Rand der Seite sah ich Links zu verschiedenen Unterkategorien der Seite. Einer war der IRC -Kanal. Ich

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