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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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näherten.
    »Martine, sind Sie das?«
    Ich ballte die Fäuste. Es war jemand aus dem Büro. Ich spürte, wie mir das Blut in den Schläfen klopfte. Was tun? Versteckt bleiben oder die Flucht ergreifen in der Hoffnung, nicht erkannt zu werden? Der Mann kam näher. Ich sah seinen Schatten in der Türöffnung größer werden. Ich konnte nicht mehr hinaus. Er betrat das Büro.
    »Was ist denn das für eine Unordnung?«
    Er drehte sich um und schrie erschrocken auf, als er mich hinter der Tür entdeckte.
    »Was … Was machen Sie in meinem Büro? Wer sind Sie?«
    Ich rührte mich nicht, ich war wie versteinert. Sein Büro? Ich verstand nicht. War er ein Kollege von Blenod?
    »Monsieur Ravel? Sind Sie das?«, fragte der Mann und wich mit weit aufgerissenen Augen zurück. »Sie … Sie haben mich heute Morgen versetzt. Was machen Sie hier?«
    Versetzt? Ich begriff sofort. So unglaublich es sein mochte: Dieser Mann war der echte Anwalt Blenod! Der Typ, den ich heute Morgen getroffen hatte, war ein Betrüger!
    Mir blieb keine Zeit für Erklärungen. Ich sah, dass der Anwalt unauffällig in eine Schreibtischschublade greifen wollte. Vielleicht besaß er eine Waffe.
    Ohne länger zu zögern, sprang ich vor und versetzte ihm einen heftigen Faustschlag mitten ins Gesicht. Ich hörte seine Nase unter dem Schlag brechen. Rechtsanwalt Blenod wurde nach hinten geschleudert und brach vor seinem Schreibtisch bewusstlos zusammen.
    Ich betrachtete ungläubig meine Hand und öffnete die Faust. Meine blutigen Finger fingen an zu zittern.
    Ich hob den Kopf. Die rote Lampe blinkte immer noch. Ich durfte keine Sekunde mehr verlieren. Ich lief aus dem Anwaltsbüro und die Treppe hinunter, indem ich jeweils vier Stufen gleichzeitig nahm. Draußen rannte ich weiter, so schnell ich konnte, überquerte mehrere Straßen und hoffte, dass ich niemandem aufgefallen war. Dann eilte ich zur Bushaltestelle und setzte mich atemlos auf die Bank.
    Verdammt, bist du völlig bescheuert, oder was?
    Wieder betrachtete ich meine rechte Hand. Wie hatte ich so etwas tun können? Ich wischte mir nervös die Blutspuren von den Fingern. Der Bus kam. Ich stieg ein, versuchte mir meine Erregung nicht anmerken zu lassen, und ging ganz nach hinten.
    Als ich wieder etwas zu mir gekommen war, holte ich die Blätter hervor, die ich in meinen Rucksack gestopft hatte, und las die Notizen des Anwalts. Sie waren nicht strukturiert und enthielten viele Abkürzungen. Rechtsanwalt Blenod hatte offensichtlich noch nicht die Zeit gefunden, all das richtig zu sortieren …
    »Gérard Reynald (laut CI  – nicht bestätigt – Personenstandsregister nicht auffindbar – wahrscheinlich Pseudonym – Geheimpolizist?). Geboren am 10. Februar 1970 in Paris. Laut CV von PJ zu Hause (Quelle unbekannt), einziger Sohn, Eltern Jean Michel und Christiane, 2004 bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Wohnsitz Avenue de Bouvines Nr. 18, 75011. Ohne Arbeit seit X? Erwerbsunfähigkeitsrente. Beschäftigung in der Datenerfassung für die Firma Feuerberg von ? bis ? Aufgabe der Stelle.
    Hochgradige paranoide Schizophrenie, behandelt von Doktor Guillaume (?) in der Praxis Mater im SEAM-Turm (?) (beide in der Pariser Sektion der Ärztekammer unbekannt). Jedoch mehrere Berichte und Rezepte im Anhang scheinen aus dieser Praxis zu stammen (falsch?). Auditive Halluzinationen. Retrograde Amnesie 1991. Besessen von Zahlen (besonders 88 oder 888, siehe Datum und Zeit des Attentats) und Daten (Zählzwang). Verfolgungswahn. Überzeugt, dass andere ihn verfolgen und sich gegen ihn verschwören (vgl. Krankheitsbild der Schizophrenie). Unzusammenhängende Sprache. Denkt, seine Eltern sind nicht seine richtigen Eltern. Behauptet, dass die Praxis Mater sein Leben und seine Gedanken manipuliert. Krisenanfällig, Gesichtsveränderung, Realitätsverlust.
    Starke Medikation, Neuroleptika und Psychopharmaka ( ZYPREXA atypisches Neuroleptikum). (Versuchen, Rezepte zu finden und den Namen des behandelnden Arztes herauszufinden, und werden bei der Ärztekammer nachfragen.)
    An der linken Hand fehlt ein Finger. Große physische Kraft. Möglicherweise gewalttätig. Nicht sehr gebildet, obwohl leidenschaftlicher Leser und Schreiber.
    Ohne Quelle (vielleicht PJ noch nicht auf dem Laufenden. RG ?): seit Dez. 2006 Wohnung in Nizza, Rue du Château Nr. 5.«
    Ich umklammerte das Papier. Zum ersten Mal an diesem Tag hatte ich den Eindruck, endlich etwas gefunden zu haben.
    Da standen viele wichtige Informationen. Ich

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