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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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ungläubig.
    »Vitamin B. Wir haben so unsere Beziehungen. Sak arbeitet halbtags in einer großen Telekommunikationsfirma. Und es gibt immer Sachen, die vom Laster fallen oder umgelagert werden müssen. Und die meisten Dinge hier gehörten Badji.«
    »Ja«, bestätigte der große Leibwächter. »Vielleicht seid ihr so nett und passt auf, dass nichts kaputtgeht«, fügte er lachend hinzu.
    »Gut. Ich hoffe, wir haben nichts vergessen«, meinte Lucie. »Das Ziel der Operation ist, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, vor allem über das Protokoll 88, und zwar in einem Minimum von Zeit. Da ihr im Augenblick zu viert seid, könnt ihr euch in zwei Gruppen teilen. Damit könnt ihr euch schneller über die gesamten Räume verteilen. Je kürzer ihr euch dort aufhaltet, desto geringer ist die Gefahr, geschnappt zu werden. Ideal wäre es, wenn es uns gelänge, in ihr Computersystem einzudringen, um die Arbeit aus der Ferne zu erledigen. Schlimmstenfalls, wenn die Zeit knapp wird, könnt ihr versuchen, die Festplatten vom Hauptserver mitzunehmen … wenn er dort steht …«
    »Ich werde mein Möglichstes tun.«
    »Prima. Marc bringt euch um 13.30 Uhr mit dem Van bis zur Tür 7 von La Défense. Ich kann euch jetzt nur noch Glück wünschen. Ich hoffe, alles geht gut. Ich brauche euch wohl nicht einzubläuen, dass ihr die Waffen nur im Notfall benutzen sollt.«
    Es trat ein Moment Stille ein, Blicke des Einvernehmens wurden ausgetauscht, dann setzten sich alle in Bewegung. Stéphane Badji trat auf Louvel und mich zu.
    »Na los, ihr beide kommt mit mir, ich erkläre euch, wie das Material, das ihr bei euch tragt, funktioniert.«
    Wir folgten ihm ins Erdgeschoss, in eine Ecke des Lofts, in der sich sein Kollege und er niedergelassen hatten. Um sie herum herrschte das Chaos. Er zeigte uns ausführlich den Inhalt des Werkzeugkastens, erklärte uns, wie unsere Sender funktionierten, und setzte uns unsere Kopfhörer auf.
    »Das funktioniert so ähnlich wie die Freisprechanlagen der Handys. Hier in Höhe Ihres Mundes ist ein kleines Mikro mit einem Knopf am Kabel. Man muss auf den Knopf drücken, um gehört zu werden.«
    Dann holte er aus einem großen Diplomatenkoffer zwei dunkle Pistolen.
    »Da sind die GLOCK 26«, sagte er und reichte jedem von uns eine Waffe. »Es sind österreichische Waffen, von ausgezeichneter Herstellung, leicht zu bedienen, auch für Anfänger, mit einem etwas eigenartigen Sicherheitssystem …«
    Aber ich hörte ihm nicht mehr zu. Kaum hielt ich die Waffe in der Hand, als ich wieder wusste, wie sie zu bedienen war. Mein unbewusstes Gedächtnis fand alte Reflexe wieder, die unter meiner retrograden Amnesie verborgen lagen. Meine Finger glitten über den kleinen Hebel links vom Abzug, streiften über die Riffelung des Kolbens und drückten auf den Sperrhebel, um das Magazin freizugeben. Ich stellte fest, dass es leer war. Schnell zog ich am Bodenschluss und begutachtete die Kammer, auch sie war leer. Als ich mir plötzlich bewusst wurde, was ich tat, legte ich verwirrt die Waffe wieder vor mir auf den kleinen Tisch, wie ein Kind, das man bei einer Dummheit erwischt hatte.
    »Ich sehe, Sie kennen sich aus«, sagte Badji und musterte mich mit einem Blick, der Erstaunen und Bewunderung verriet.
    Ich kaute verlegen an meiner Unterlippe.
    »Ich … ich weiß nicht. Ja, bestimmt …«
    Ich bemerkte, wie Louvel, der neben mir stand, mir einen Blick zuwarf. Ich weiß nicht, wer von uns beiden mehr Angst hatte. Aber ich fühlte mich besonders unbehaglich in meiner Haut. Ich konnte mich nicht im Geringsten daran erinnern, irgendwann eine Waffe getragen zu haben – im Grunde waren mir Waffen verhasst –, und doch war ich vermutlich unzählige Male mit der Waffe umgegangen.
    Badji fuhr mit seinen Demonstrationen fort. Als alles bereit war, studierten wir gemeinsam die Pläne von La Défense und der geheimnisvollen unterirdischen Räume. Sak und Lucie hatten die Räumlichkeiten rot markiert, die ihrer Meinung nach am ehesten für Computer geeignet schienen. Sie hofften, dass wir dort den Server finden würden.
    Wir verbrachten den Vormittag mit Vorbereitungen und versuchten, ruhig zu bleiben. Kurz nach Mittag erklärte uns Marc, dass wir uns jetzt auf den Weg machen müssten.
    Als alle bereit waren, fragte ich Louvel, ob ich mich zwei Minuten lang ins Aquarium zurückziehen dürfte. Er schien überrascht zu sein, gab mir aber ein Zeichen, hinaufzugehen, als ob er verstanden hätte, was ich erledigen

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