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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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nickte langsam.
    Damien richtete sich in seinem Sessel auf und warf mir einen begeisterten Blick zu. Er sah aus wie ein Kind, dem man das Unmögliche verspricht. Seit Tagen zerbrachen wir uns vergeblich die Köpfe nach einer Antwort. Und nun schien endlich Licht in die Angelegenheit zu kommen. Ich selbst spürte das Prickeln der Erregung, eine Art scheue Ungeduld.
    »Und? Sag schon«, drängte er.
    Lucie setzte sofort wieder eine ernste Miene auf.
    »Hört, das ist alles sehr vage, aber abgesehen von einigen Buchungsbelegen über dieses berühmte Protokoll 88 bin ich auf etwas gestoßen, das ein Leistungsverzeichnis im Zusammenhang mit diesem Protokoll zu sein scheint.«
    »Und?«
    »Nun, wenn ich es richtig verstanden habe, dürfte es sich, wie wir vermutet haben, um ein Experiment der Firma Dermod handeln, das 1988 durchgeführt wurde. Diese Firma, die sich auf Söldner und Sicherheit spezialisiert hat, aber damals bereits ein Forschungslabor für den Militärbereich besaß, hat '88 wohl einen sagenhaften internationalen Vertrag an Land gezogen, der von mehreren Kunden in Europa und in den Vereinigen Staaten finanziert wurde.«
    »Welche Art von Kunden?«
    »Nun, alle möglichen. Die Verteidigungsministerien mehrerer Länder, aber auch das Innenministerium und einige Sicherheitsagenturen. Ehrlich gesagt, ist das Ganze noch recht unklar. Ich brauche mehr Zeit, um anhand der Buchungsbelege eindeutig alle Geldgeber zu identifizieren.«
    »Und worin bestand das Protokoll 88?«, fragte ich, denn für mich war das die einzig wichtige Frage.
    Lucie ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. Ihr ausweichender Blick verriet mir, dass sie verlegen war. Jeder hier wusste, dass ich an erster Stelle betroffen war, dass ich im Mittelpunkt dessen stand, was sie offenbar gefunden hatte. Was Lucie mir zu sagen hatte, war sicherlich nicht angenehm. Aber zumindest war es die Wahrheit, auf die wir alle warteten. Ich hoffte, dass ihre Erklärungen eine Befreiung wären.
    »Nur zu«, beruhigte ich sie. »Wir hören.«
    Lucie schluckte schwer, dann rang sie sich durch zu sprechen:
    »Vigo«, sagte sie mit Bedauern in der Stimme, »das Protokoll 88 enthält eine Reihe von Experimenten, die an Soldaten, Freiwilligen, durchgeführt wurden.«
    Ich hatte mich schon seit langem auf diese Antwort gefasst gemacht.
    Seit ein paar Tagen bereits sahen wir alle dieses Szenario vor uns, das uns am wahrscheinlichsten schien. Und ein Teil von mir, mein geheimes Gedächtnis, hatte es immer gewusst. Trotzdem war die Tatsache, endlich Gewissheit zu erlangen, nicht weniger erschütternd. Aber ich wollte mich dadurch nicht entmutigen lassen.
    »Freiwillige?«, wiederholte Damien zweifelnd.
    »Offensichtlich ja. Unter den Unterlagen, die ich durchgesehen habe, befindet sich eine Liste der zwanzig freiwilligen französischen Soldaten.«
    Wieder blickte sie verlegen drein. Die arme Lucie hatte wahrlich keine angenehme Rolle.
    »Zumindest die Liste ihrer Codenamen«, fuhr sie fort. »Und … und Ihr Spitzname Il Luppo steht an vierter Stelle.«
    Dieses Mal gab es keinen Zweifel mehr. Alles war stimmig. Die Liste der zwanzig E-Mail-Empfänger von Reynald, mein seltsames Kampfverhalten, das Tattoo auf meinem Arm … Es blieb mir nichts anderes übrig, als die Wahrheit zuzugeben. Aber sie war unerträglich: Ich war, ohne die geringste Erinnerung daran zu haben, das Versuchskaninchen eines seltsamen militärischen Experiments gewesen. Und das hatte aus mir einen Mann ohne Gedächtnis und einen Schizophrenen gemacht. Oder vielleicht etwas anderes. Etwas noch Unglaublicheres.
    »Und worin genau bestand dieses Experiment?«, fragte ich mit zitternder Stimme.
    »Es dürfte sich um spezielle TMS handeln«, erklärte Lucie, nach wie vor verlegen.
    »Um was?«, wollte Louvel wissen.
    »Um TMS. Nur diese drei Buchstaben sind im Leistungsverzeichnis aufgeführt. Ich kann dich beruhigen, ich wusste genauso wenig wie du, worum es sich dabei handelt. Aber ich habe recherchiert. TMS ist die Abkürzung für Transkranielle Magnetstimulation.«
    Ich warf Lucie einen neugierigen Blick zu. »Transkraniell? Das ist … Das stand in Reynalds geheimnisvollem Satz. Transkranielle Augen …«
    »Genau.«
    Jetzt bekam wieder alles einen Sinn. Die Schleier des Geheimnisses lüfteten sich einer nach dem anderen und gaben meine schmerzliche Realität preis.
    Das einzig Beruhigende daran waren diese kontinuierlichen Indizien, die bewiesen, dass ich nicht alles erfunden hatte. Ich war also nicht

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