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Das Kopernikus-Syndrom

Das Kopernikus-Syndrom

Titel: Das Kopernikus-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Loevenbruck
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so verrückt, wie ich es lange Zeit selbst geglaubt hatte. Vielleicht nicht.
    »Okay. Aber was genau versteht man unter dieser Transkraniellen Magnetstimulation?«, hakte Damien nach.
    »Ich bin keine Expertin auf dem Gebiet der Neurowissenschaft, mein Lieber. Aber um es grob zusammenzufassen: Nach dem, was ich herausgefunden habe, dürfte es sich um eine Technik handeln, bei der man jemandem einen Apparat mit Magneten aufsetzt und mit Hilfe eines Magnetfelds die Neuronen aktiviert.«
    Mich fröstelte, und ich erinnerte mich an den seltsamen Zahnarztstuhl in den Räumen von La Défense. In diesem Moment glaubte ich, Bilder vor mir zu sehen, wie eine verschwommene Erinnerung, verworrene Szenen eines alten vergessenen Films. Ein Apparat auf meinem Kopf, Messgeräte … Aber mein Gedächtnis konnte mir ja einen Streich spielen, vielleicht brachte ich alles durcheinander. In den letzten Jahren hatte man bei mir so oft eine Magnetresonanz-Tomographie durchgeführt. Welche Bilder waren authentisch? Und welche eine widerliche Manipulation meiner Neuronen? Die Vorstellung, dass man vielleicht mit meinem Hirn Spiele getrieben hatte, entsetzte mich. Unwillkürlich fasste ich mich an den Kopf.
    »Man aktiviert die Neuronen der Menschen? Du machst wohl Scherze!«, rief Damien, der genauso schockiert schien wie ich.
    »Ganz und gar nicht. Anscheinend ist es ein recht geläufiges Experiment. Aber bei dem Fall, der uns interessiert, Dermods Labor, das von einem gewissen Doktor Guillaume geleitet wurde, soll man eine viel höhere Frequenz verwendet haben, als damals üblich war.«
    »Und das heißt?«
    »88 Hertz.«
    Louvel konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen.
    »88 ist sehr hoch.«
    »Ja. Sicherlich haben sie aus diesem Grund diese Bezeichnung für ihr Protokoll gewählt. Das wiederholte Auftreten der Zahl 88 hat sie wohl … amüsiert.«
    »Offensichtlich fand Gérard Reynald die Sache nicht so amüsant. Gut. Auf jeden Fall, Kompliment, Lucie, du hast in so kurzer Zeit eine Menge herausgefunden.«
    Auch ich bedachte die junge Frau mit einem anerkennenden Kopfnicken. So schwer es auch sein mochte, sich dieser Geschichte zu stellen, ich spürte dennoch die heißersehnte Befreiung. Ein Gefühl der Gerechtigkeit.
    Meine instinktive Gewissheit war Realität geworden. Ich bin nicht schizophren. Ich bin etwas anderes. Und das bin ich, weil man mir mein Hirn kaputt gemacht hat.
    »Und was tun wir jetzt?«, fragte Damien, an uns alle gewandt. Lucie zuckte die Schultern. Badji, immer noch schweigsam, reagierte nicht.
    Louvel wandte sich jetzt an mich und musterte mich lange nachdenklich. Er war wohl der Meinung, dass die Entscheidung bei mir lag.
    »Wir haben genug Material, um das Baby der Justiz zu übergeben«, sagte er und beugte sich in seinem Sessel vor, »um den Skandal im Web platzen zu lassen und um sicherzugehen, dass der Untersuchungsrichter – oder wer immer hinter ihm steht – die Angelegenheit nicht niederschlägt. Wir haben genügend Material, um Dermod zu Fall zu bringen und vielleicht auch all jene, die in die Sache verwickelt sind, Doktor Guillaume, Feuerberg, aber auch die potenziellen Geldgeber, die Aktionäre bei SEAM oder im Ausland.«
    »Nein«, fiel ich ihm ins Wort. »Nein, nicht sofort.«
    »Finden Sie, dass wir nicht genügend Beweise haben?«, fragte Louvel erstaunt.
    »Nein. Das ist es nicht. Es sind noch zu viele Fragen offen. Aber zuerst möchte ich gerne verstehen lernen. Verstehen, was genau man mit mir gemacht hat, wie diese TMS auf mein Gehirn einwirken konnte. Und dann vor allem, vor allem … Ich möchte wissen, wer ganz oben in der Hierarchie verantwortlich ist. Wer als Erster dieses Projekt lanciert hat, wer es initiiert hat. Sobald ich die Antworten auf diese beiden Fragen habe, könnt ihr tun, was ihr wollt. Ich bin mir sicher, dass SpHiNx alles bestens handhaben wird. Aber nicht vorher.«
    Louvel nickte und wandte sich an die junge Frau.
    »Lucie? Hast du eine Vorstellung, wer der Initiator des Protokolls 88 sein könnte?«
    »Vielleicht. Es scheint nämlich, dass das Projekt vor allem von einer Einzelperson ins Leben gerufen wurde, von dem Kerl, der die Firma Dermod gegründet hat. Das Problem ist, dass er in allen Unterlagen als Commandant Laurens geführt wird. Das ist bestimmt der Commandant L. auf den Reynald in einer seiner Mails anspielt. Ich habe bereits meine Recherchen angestellt, es ist vermutlich ein Pseudonym. Ich habe überall im Internet herumgesucht, finde

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